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Roland Brühe & Wolfgang von Gahlen-Hoops (Hrsg.)

Handbuch Pflegedidaktik II
Pflegedidaktisch denken

transcript Verlag, Bielefeld 2024, 34,00 €, 575 Seiten, ISBN 978-3-8252-6240-2

Pflegedidaktik hat sich als eigenständige Forschungsdisziplin im Bereich der Pflegewissenschaft und Bildungsforschung etabliert. Sie befasst sich mit der Gestaltung von Lehr-Lernprozessen in der Pflegeausbildung und -weiterbildung. Ihr interdisziplinärer Ansatz integriert Erkenntnisse aus Pflegewissenschaft, Erziehungswissenschaft und Gesellschaftswissenschaft. Zentrales Ziel der Pflegedidaktik ist die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz bei Lernenden und Lehrenden in Pflegeberufen. Pflegedidaktische Fragestellungen werden auf Makro-, Meso- und Mikroebene betrachtet. Als eigenständige Forschungsdisziplin trägt die Pflegedidaktik wesentlich zur Professionalisierung der Pflegeausbildung und Weiterentwicklung des Pflegeberufs bei. Der zweite Teil des Herausgeberwerks Handbuch Pflegedidaktik gibt einen an Forschungs- und Arbeitskategorien orientierten Überblick zu aktuellen Positionen, Diskursen und Wissensgegenständen der Pflegedidaktik als wissenschaftliche Disziplin. 

Bei den Herausgebenden handelt es sich um Prof. Dr. Roland Brühe und Prof. Dr. Wolfgang von Gahlen-Hoops. Professor Brühe ist gelernter Krankenpfleger, studierte Pflegepädagogik sowie Pflegewissenschaft und ist gegenwärtig als Professor für Pflegedidaktik an der Katholischen Hochschule NRW in Köln tätig. Professor von Gahlen-Hoops ist ebenfalls gelernter Krankenpfleger, Diplom-Pflegelehrer und arbeitet gegenwärtig als Professor für die Didaktik der Pflege und Gesundheitsberufe an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Wolfgang von Gahlen-Hoops ist darüber hinaus Mitglied der im November 2024 neu besetzten Fachkommission nach § 53 Pflegeberufegesetz. Sie sind ebenfalls die Herausgebenden des ersten Teils von Handbuch Pflegedidaktik. Neben den beiden Herausgebenden haben 48 Beitragende aus den Bereichen Forschung und Bildung an dem Herausgeberwerk mitgewirkt.

Das Handbuch Pflegedidaktik II umfasst vier übergeordnete Kapitel, die sich aus den pflegedidaktischen Forschungs- und Arbeitskategorien Netzwerk, Trends, Lehrendenbildung und Disziplin Pflegedidaktik ergeben. Diesen sind insgesamt 25 Beiträge zu verschiedenen Themen der jeweiligen Kategorie zugeordnet. Die Herausgebenden und Beitragenden fokussieren dabei in der Kategorie Netzwerk multiperspektivische Aspekte zur Lernortkooperation in der generalistischen Pflegeausbildung und diskutieren in der Kategorie Trends  pflegedidaktische Trendthemen wie z.B. Interprofessionalität, Qualifikationsmix, Lerngruppenheterogenität, Digitalisierung und Lehrendengesundheit. In der Kategorie Lehrendenbildung eröffnen sie insbesondere bildungsstrukturelle Blickwinkel und schließen ihre Ausführungen in der Kategorie Disziplin Pflegedidaktik mit der disziplinbezogenen Auseinandersetzung über historische und wissenschaftstheoretische Gegenwartsthemen ab. Der letzte Beitrag stellt eine zusammenfassende Reflexion des Gesamtwerks Handbuch Pflegedidaktik dar.

Das Herausgeberwerk ermöglicht Lesenden erstmalig einen transparenten Einblick in die gegenwärtigen wissenschaftlichen Debatten der Pflegedidaktik als eigenständige Forschungsdisziplin aus unterschiedlichen Forschungs- und Arbeitsperspektiven. Den Beiträgen zu den wissenschaftlichen Diskursen obliegt eine breite thematische Streuung, die den Lesenden ein vielfältiges, jedoch spezifisches Themenangebot offeriert. Das Beitragsportfolio variiert in seiner Art literatur- und forschungsgebundene Buchbeiträge in unterschiedlichen Umfängen. In der Auseinandersetzung mit den Beiträgen werden Lesende zu Teilhabenden an disziplinspezifischen Fragestellungen, Diskursen und Erkenntnissen, die insbesondere als wertvolle Impulse für das eigene pflegedidaktische Wirken genutzt werden können. Der Impulscharakter wird maßgeblich durch den hohen Grad der Beitragsspezifität geformt, weshalb die Publikation einem „wissenschaftlichen Sammelwerk zum Zeitpunkt X“ gleicht und keinen Anspruch auf eine stringente Sachlogik erhebt, da ein gegenseitiger Bezug der jeweiligen Beitragskapitel ausbleibt. Transparenz zur thematischen Strukturierung und Sachlogik erhalten Lesende des zweiten Teils vom Herausgeberwerk im letzten Beitragskapitel, das die Herausgebenden als Reflexion und Handbuchanalyse betiteln. Dort gewähren sie einen Einblick in die Gesamtstruktur beider Publikationsteile und leiten deren Inhalte disziplinanalytisch her. Diese Transparenz hilft den Lesenden insbesondere in der Handhabung und Nutzung der Lektüre, weshalb eine Verortung im einleitenden Teil ebenfalls begründbar wäre. Die Gesamtheit der Buchbeiträge ist sachlich-wissenschaftlich gestaltet und bedarfsweise mit Abbildungen und/oder Tabellen versehen. Sie stellt einen gegenwärtigen Extrakt disziplin- und forschungsrelevanter Trendthemen dar, deren Aktualität sich jedoch nur auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung beziehen kann und als dynamisch zu betrachten ist. Vor dem Hintergrund der Pflegedidaktik als Forschungsdisziplin kann das Handbuch Pflegedidaktik II zum gegenwärtigen Zeitpunkt als einzigartig beurteilt werden. Es ist für alle in der Pflegebildung Tätigen, die vordergründiges Interesse am wissenschaftlichen Diskurs ihrer Disziplin haben, als lesenswert weiterzuempfehlen. Aufgrund seines wissenschaftlichen Charakters eignet es sich weniger als konkreter Praxisratgeber / Handlungsempfehlung für das unmittelbare pflegedidaktische Handeln.

Eine Rezension von Sebastian Hoffmann
Healthcare & Education Management / Berufspädagogik für Pflege Berufe (M.A.)

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