Roland Brühe & Wolfgang von Gahlen-Hoops (Hrsg.)
transcript Verlag, Bielefeld 2024, 602 Seiten, 34,00 €, ISBN 978-3-8252-6239-6
Pflegedidaktik hat sich als eigenständige Forschungsdisziplin im Bereich der Pflegewissenschaft und Bildungsforschung etabliert. Sie befasst sich mit der Gestaltung von Lehr-Lernprozessen in der Pflegeausbildung und -weiterbildung. Ihr interdisziplinärer Ansatz integriert Erkenntnisse aus Pflegewissenschaft, Erziehungswissenschaft und Gesellschaftswissenschaft. Zentrales Ziel der Pflegedidaktik ist die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz bei Lernenden und Lehrenden in Pflegeberufen. Pflegedidaktische Fragestellungen werden auf Makro-, Meso- und Mikroebene betrachtet. Als eigenständige Forschungsdisziplin trägt die Pflegedidaktik wesentlich zur Professionalisierung der Pflegeausbildung und Weiterentwicklung des Pflegeberufs bei. Der erste Teil des Herausgeberwerks Handbuch Pflegedidaktikfokussiert pflegedidaktische Gestaltungsmöglichkeiten an den Lernorten (Hoch-)Schule und Praxis, orientiert sich dabei strukturell an vier von insgesamt acht pflegedidaktischen Forschungs- und Arbeitsfeldern zu denen das Herausgeberwerk einen Überblick zu aktuellen wissenschaftlichen Positionen, Diskursen und Wissensgegenständen vermittelt.
Bei den Herausgebenden handelt es sich um Prof. Dr. Roland Brühe und Prof. Dr. Wolfgang von Gahlen-Hoops. Professor Brühe ist gelernter Krankenpfleger, studierte Pflegepädagogik sowie Pflegewissenschaft und ist gegenwärtig als Professor für Pflegedidaktik an der Katholischen Hochschule NRW in Köln tätig. Professor von Gahlen-Hoops ist ebenfalls gelernter Krankenpfleger, Diplom-Pflegelehrer und arbeitet gegenwärtig als Professor für die Didaktik der Pflege und Gesundheitsberufe an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Wolfgang von Gahlen-Hoops ist darüber hinaus Mitglied der im November 2024 neu besetzten Fachkommission nach § 53 Pflegeberufegesetz. Sie sind ebenfalls die Herausgebenden des zweiten Teils von Handbuch Pflegedidaktik. Neben den beiden Herausgebenden haben 52 Beitragende aus den Bereichen Forschung und Bildung im Gesundheitswesen an dem Herausgeberwerk mitgewirkt.
Das Handbuch Pflegedidaktik I umfasst vier übergeordnete Kapitel, die sich aus den pflegedidaktischen Forschungs- und Arbeitskategorien Gestaltungspotenziale für Pflegelehrende, Simulation, Beratung und Identitäten ergeben. Diesen sind insgesamt 24 Beiträge zu verschiedenen Themen der jeweiligen Kategorie zugeordnet. Die Herausgebenden offerieren den Lesenden in einem ersten einführenden Kapitel den Entstehungshintergrund und die Struktur des gesamten Herausgeberwerks, an das sich die übergeordneten Kapitel anschließen. In der Kategorie Gestaltungspotenziale für Pflegelehrende fokussieren die Beitragenden vielfältige lehr- und lernrelevante Fragestellungen in lernortübergreifenden Kontexten und vermitteln in der Kategorie Simulation sowohl pflegedidaktisches Grundlagenwissen als auch konzeptionelle Gedanken zu simulationsbasierten Lernsettings. Die Beiträge in der Kategorie Beratung eröffnen den Lesenden pflegedidaktische Handlungsspielräume und Erfahrungen zu bedarfsgerechten Beratungs- und Unterstützungsansätzen in der Pflegebildung. Zielgruppenspezifische Beiträge zur Auseinandersetzung mit Identitäten im pflegedidaktischen Diskurs stehen im letzten, jedoch neuen und gleichnamigen Forschungs- und Arbeitsfeld Identität im Vordergrund.
Der erste Band des Herausgeberwerks ermöglicht Lesenden einen transparenten Einblick in die gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskurse der praktischen Pflegedidaktik als eigenständiges Forschungs- und Arbeitsfeld aus den oben genannten Perspektiven. Die Kapitel weisen insgesamt eine breite thematische Streuung auf und bieten den Lesenden somit ein vielfältiges, jedoch spezifisches Themenangebot. Das Herausgeberwerk umfasst literatur- und forschungsgebundene Buchbeiträge in unterschiedlichen Umfängen. In der Auseinandersetzung mit den Beiträgen erhalten Lesende wertvolle Informationen zu disziplinspezifischen Fragestellungen, Diskursen und Erkenntnissen, die unmittelbar in das pflegedidaktische Handeln integriert werden können. Wie auch der zweite Band des Herausgeberwerks bildet dieser Band den gegenwärtigen Stand wissenschaftlicher Fragestellungen und Erkenntnisse im pflegedidaktischen Kontext ab. Eine stringente Sachlogik der Beiträge ist aufgrund ihres mitunter hohen Grades an Spezifität nicht zu erkennen. Strukturgebendes Element sind – wie bereits erwähnt – die pflegedidaktischen Forschungs- und Arbeitsfelder. Die Buchbeiträge sind in ihrer Gesamtheit sachlich-wissenschaftlich gestaltet und bedarfsweise mit Abbildungen und/oder Tabellen versehen. Gemeinsam mit dem ergänzenden Band II kann das Handbuch Pflegedidaktik vor dem Hintergrund seines wissenschaftlichen Charakters als gewinnbringendes Herausgeberwerk beurteilt werden, dass die Pflegedidaktik als Forschungs- und Arbeitsdisziplin aus einer praktischen und reflexiven Perspektive beleuchtet. Das Handbuch Pflegedidaktik I ist allen in der praktischen Pflegedidaktik Tätigen sowie pflegedidaktisch Interessierten aus Forschung und Wissenschaft zu empfehlen.
Eine Rezension von Sebastian Hoffmann
Healthcare & Education Management / Berufspädagogik für Pflege Berufe (M.A.)