ATA Lehrbuch Ausbildung zur Anästhesietechnischen AssistenzWolfgang Koppert, Markus Eiß, Sirka Nitschmann, Stefan Rabenbauer & Margret Liehn (Hrsg.)

Springer Verlag, Heidelberg, 1. Auflage 2024, 859 Seiten, 89,99 €, ISBN 978-3-662-54159-3 (E-Book)

Die Anästhesietechnische Assistenz (ATA) ist ein relativ neuer, staatlich anerkannter Beruf, der sich in den letzten Jahren zunehmend etabliert hat. Mit dem Inkrafttreten des ATA-OTA-Gesetzes und der dazugehörigen Ausbildungs- und Prüfungsverordnung im Jahr 2022 wurde die Ausbildung in diesem Beruf formalisiert. Das vorliegende ATA-Lehrbuch stellt die erste umfassende Sammlung von Lehrmaterialien für Auszubildende in diesem Bereich dar. Die Herausgeber*innen und Autor*innen des Buches – Experten aus der Anästhesie, der Pflege und der Medizintechnik – haben ein Werk geschaffen, das nicht nur für die praktische Ausbildung von Bedeutung ist, sondern auch eine solide Grundlage für die Prüfungsvorbereitung bietet.

Das Buch folgt einer klar strukturierten Gliederung, die sich an den Anforderungen der ATA-Ausbildung orientiert. Es beginnt mit einer Einführung in die Geschichte der Anästhesie und den rechtlichen Rahmen der Ausbildung. Darauf aufbauend werden medizinische Grundlagen, der Umgang mit Medizintechnik, spezifische Themen wie Notfallversorgung und Schmerztherapie sowie ergänzende Inhalte zu Ethik, beruflichem Selbstverständnis und Stressbewältigung behandelt. Jedes Kapitel ist so aufgebaut, dass es den Lernenden die nötigen praktischen und theoretischen Werkzeuge an die Hand gibt.

Besonders hervorzuheben sind die umfangreichen Kapitel, die die praxisbezogenen Aufgaben der ATA detailliert behandeln. Diese Kapitel sind mit zahlreichen Abbildungen, Checklisten und Praxisanleitungen angereichert, die nicht nur den theoretischen Lernstoff verdeutlichen, sondern auch in der praktischen Anwendung nützlich sind. Besonders für angehende ATA ist dies ein großer Vorteil, da sie so die Grundlagen und Abläufe direkt mit konkreten Arbeitssituationen in Verbindung bringen können. Die übersichtliche Darstellung und die praxisorientierten Inhalte machen das Buch zu einem wertvollen Begleiter in der Ausbildung und ein hilfreiches Nachschlagewerk für die tägliche Arbeit im Krankenhaus.

Allerdings zeigt sich auch, dass das Buch in bestimmten Bereichen einige Schwächen aufweist. Insbesondere die Kapitel, die sich mit rechtlichen und ethischen Fragestellungen, dem beruflichen Selbstverständnis oder der Gesundheitspolitik befassen, bleiben eher oberflächlich. Für Leser*innen, die eine tiefere Auseinandersetzung mit diesen Themen suchen, bietet das Buch leider nicht genügend Informationen. Gerade in einem so komplexen und interdisziplinären Bereich wie der Anästhesietechnischen Assistenz wäre eine detailliertere Diskussion zu rechtlichen Aspekten, Berufsethik und der finanziellen und organisatorischen Struktur des Gesundheitssystems wünschenswert gewesen. Diese Themen werden zwar angesprochen, jedoch ohne die notwendige Tiefe oder praxisnahe Aufbereitung.

Zudem fällt die didaktische Gestaltung des Buches etwas konventionell aus. Obwohl die Kapitel gut strukturiert sind, fehlen moderne didaktische Hilfsmittel, die das Lernen erleichtern könnten. Mindmaps oder interaktive Fallbeispiele, die den Lernstoff lebendiger machen würden, sucht man hier vergebens. Stattdessen erscheint das Buch eher wie ein umfassendes Nachschlagewerk, das weniger dazu einlädt, aktiv zu lernen, sondern vielmehr die Fakten und Themen bereitstellt. Wer mit einem Lehrbuch rechnet, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch den Lernprozess aktiv fördert, könnte in dieser Hinsicht enttäuscht sein. Der didaktische Ansatz bleibt hinter den Erwartungen zurück, die man an ein modernes, interaktives Lehrwerk stellen würde.

Ein weiterer Aspekt, der auffällt, ist die visuelle Gestaltung des Buches. Zwar sind viele Abbildungen enthalten, die komplexe medizinische Abläufe anschaulich machen, jedoch bleibt die Gesamtgestaltung etwas nüchtern und wenig inspirierend. Im Vergleich zu anderen Lehrwerken, wie etwa der "ICare"-Reihe desThieme Verlags, wirkt das ATA-Lehrbuch weniger dynamisch und ansprechend. Eine visuell ansprechendere Aufbereitung und die Integration von interaktiven Lernhilfen hätten das Buch nicht nur optisch aufwerten, sondern auch den Lerneffekt erhöhen können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das ATA-Lehrbuch in vielerlei Hinsicht eine solide und umfassende Grundlage für die Ausbildung zur Anästhesietechnischen Assistenz bietet. Es zeichnet sich durch seine Praxisnähe und die detaillierte Darstellung medizinischer und technischer Inhalte aus. Für Auszubildende, die sich auf die Anforderungen des Arbeitsalltags und die Prüfung vorbereiten möchten, ist das Buch ein wertvolles Werkzeug. Weniger gut gelingt es jedoch, die theoretischen und ethischen Fragestellungen des Berufs umfassend darzustellen. Auch die didaktische Gestaltung könnte zeitgemäßer und interaktiver sein, um den Lernprozess aktiver zu unterstützen.

Für angehende ATA, die vor allem praktische Informationen suchen, ist das Buch bestens geeignet. Wer jedoch ein Lehrbuch mit einer breiteren didaktischen Perspektive oder einer vertieften Auseinandersetzung mit theoretischen und ethischen Themen erwartet, wird möglicherweise enttäuscht. Trotz dieser Schwächen bleibt das ATA-Lehrbuch ein empfehlenswerter Begleiter für die Ausbildung und die Prüfungsvorbereitung.

Eine Rezension von Simon Ludwig-Pricha

Kommunikation und Interaktion in der Pflege Kurzlehrbuch für Ausbildung und PraxisHeinz-Joachim Büker & Margret Schumacher
Hogrefe Verlag, Bern, 1. Auflage 2024, 159 Seiten, 25,00 €, ISBN 978-3-456-86336-8

 

Im Rahmen der Pflegeausbildung gilt es, Kommunikation und Interaktion als zentrale Kompetenzen zu erwerben und diese in der Praxis anzuwenden. Kommunikation wird in der Ausbildung von Pflegefachfrauen und Pflegefachmännern ein hoher Stellenwert zugesprochen, da die Erlangung kommunikativer Kompetenzen im Rahmenlehrplan bedacht werden und im Rahmen der Prüfungen durch die Auszubildenden nachzuweisen sind.

Heinz-Joachim Bükers ist Oberstudiendirektor (OStD i.R.) und Schulleiter aus Emsdetten. Er studierte Lehramt der Sekundärstufe II, wobei die Fächer Sozialpädagogik und Deutsch seinen Schwerpunkt bildeten.

Margret Schumacher ist Studiendirektorin (StD` i.R.) und stellvertretende Schulleiterin aus Münster. Sie studierte Lehramt der Sekundärstufe II, wobei die Fächer Deutsch und Geschichte ihren Schwerpunkt bildeten. Zudem ist Frau Schumacher Dipl. Gerontologin.

Das Lehrwerk „Kommunikation und Interaktion in der Pflege“ ist in drei Teile gegliedert. Teil eins beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der Kommunikation. Zunächst wird in Kapitel eins eine theoretische Orientierung gegeben. Es folgt in Kapitel zwei eine Auseinandersetzung mit kommunikativen Kompetenzen, beispielsweise mittels der Themen Empathie und „Humor in der Pflege“. Kapitel drei beschreibt Gesprächs- und Reflexionsformate anhand verschiedener Beispiele, wie Supervisionen, kollegiale Beratungen und Personalgespräche. Den thematischen Abschluss des ersten Teils bildet die Beschreibung des Krankenhauses als Interaktions- und Kommunikationsrahmen. 

Teil zwei des Lehrwerkes bezieht sich in Kapitel fünf spezifisch auf die Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen, da diese je nach Alter unterschiedliche sprachliche Entwicklungen aufweisen und das Hintergrundwissen die Voraussetzung für eine altersgerechte Kommunikation bildet. Es wird die Sprachentwicklung bei Kindern dargelegt und im Anschluss mögliche Formen eines Krankenhausaufenthaltes bei Kindern und Jugendlichen beschrieben.

Teil drei beschreibt abschließend in Kapitel sechs die Spezifika der Kommunikation mit alten Menschen. Zunächst wird der Altersbegriff definiert, bevor die Kommunikation bei verschiedenen altersspezifischen Erkrankungsbildern, wie Demenz, thematisiert werden. Auch die Kommunikation am Lebensende findet Berücksichtigung, indem das Thema Sterben und Tod aufgegriffen werden.

 

Der erste Teil der Publikation ermöglicht eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem theoretischen Hintergrund des Themas Kommunikation, worauf anschließend eine weitere Vertiefung des Wissens durch die Darlegung der Besonderheiten von Kommunikation mit Menschen aus verschiedenen Altersklassen umfassend beschrieben wird. Ein Praxisbezug zum Pflegeberuf erfolgt ausführlich. Zahlreiche Bilder und Grafiken ermöglichen eine stetige Abwechslung.

Insgesamt bietet „Kommunikation und Interaktion in der Pflege“ umfassende Einblicke und enthält praktische Hinweise, die Pflegepersonen dazu befähigen, ihre kommunikativen Kompetenzen zu erweitern.

Eine Rezension von Stefanie Stober MSc.

PflegeforschungMarkus Wübbeler & Johannes Bergmann 

utb GmbH, Stuttgart, 1. Auflage 2024, 360 Seiten, 44,90 €, ISBN 978-3-8252-5555-6

 

Mit dem vierten Band der Reihe „Pflege studieren“ bietet das Buch Pflegeforschung  von Prof. Dr. Markus Wübbeler und Dr. Johannes Michael Bergmann eine umfassende Einführung in dieses Thema, die auf die im Pflegeberufegesetz definierten Ausbildungs- und Kompetenzanforderungen an Pflegestudierende abgestimmt ist. Das Buch richtet sich vorrangig an Studierende der Pflegewissenschaft, eignet sich jedoch ebenso für Pflegefachpersonen, die sich mit evidenzbasierter Pflege auseinandersetzen möchten.
Die Autoren bringen ausgewiesene Expertise im Bereich der Pflegeforschung mit: Prof. Dr. Markus Wübbeler lehrt an der Hochschule für Gesundheit in Bochum und ist auf klinische Pflegeforschung, digitale Pflegeentwicklung und evidenzbasierte Praxis spezialisiert. Dr. Johannes Michael Bergmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Witten, forscht zur organisationsbezogenen Versorgungsforschung.

Pflegeforschunggliedert sich in vier große Abschnitte, die schrittweise von grundlegenden Inhalten bis hin zur konkreten pflegewissenschaftlichen Forschung aufgebaut sind. Die Autoren beginnen mit einem Überblick über die historischen Entwicklungen der Pflegeforschung und betten diese in die gesellschaftlichen und institutionellen Rahmenbedingungen ein, die die Pflegeforschung heute prägen. Sie machen dabei deutlich, wie essenziell wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse für eine qualitativ hochwertige Pflege sind und in welchen Bereichen das Potenzial von Pflegeforschung bislang nur unzureichend genutzt wird.

Im zweiten Teil liegt der Fokus auf der Vertiefung wissenschaftstheoretischer Grundlagen. Dabei erklären Wübbeler und Bergmann nicht nur die Bedeutung wissenschaftlicher Theorien und Konzepte für die Pflege, sondern bieten auch eine Einführung in die verschiedenen Forschungsmethoden, die für pflegerische Fragestellungen relevant sind. Besonders anschaulich werden quantitative und qualitative Forschungsmethoden nebeneinander dargestellt und die Eignung jeder Methode in Abhängigkeit von spezifischen Fragestellungen und Forschungszielen verdeutlicht. 

Der dritte Teil des Buches vertieft das methodische Wissen und vermittelt fortgeschrittene Kenntnisse zur Umsetzung von Studien in der Pflegeforschung. Die Autoren erläutern statistische Grundbegriffe wie relative und absolute Häufigkeiten oder Lage- und Streuungsmaße. Sie erklären anschaulich die Berechnungswege und geben den Lesenden damit das nötige Werkzeug an die Hand, um statistische Auswertungen, nachzuvollziehen und Ergebnisse korrekt interpretieren zu können. Doch auch qualitative Methoden werden in diesem Teil weiter ausgearbeitet: Die Autoren beschreiben Techniken zur Datenerhebung wie qualitative Interviews, Gruppendiskussionen, teilnehmende Beobachtungen und Dokumentenanalyse und erklären, wie diese Verfahren gezielt in der Pflegeforschung eingesetzt werden können. Dabei wird auch auf Auswertungsmethoden eingegangen, die eine systematische und tiefgehende Analyse qualitativer Daten ermöglichen und so die Erfassung komplexer pflegerischer Phänomene unterstützen. 
Nachdem auf Mixed-Methods Forschungsansätze eingegangen wird, endet der dritte Teil des Buches, mit einem Kapitel zu evidenzbasierter Praxis.

Im vierten und abschließenden Teil des Buches,Pflegeforschung anwenden, liegt der Fokus auf den Strukturen und Prozessen, die den Zugang zur praktischen Pflegeforschung erleichtern und deren Anwendung fördern. Die Autoren geben einen Überblick über zentrale Forschungsstrukturen in Deutschland und beleuchten die Rolle relevanter Institutionen, wie etwa steuerfinanzierter Forschungsstellen, Stiftungen, industrieller und außeruniversitärer Forschungsorganisationen sowie der hochschulischen Forschung. In einem Kapitel wird die Bedeutung von Projektmanagementfähigkeiten in der Forschung hervorgehoben und durch konkrete Beispiele veranschaulicht. Ein weiteres Thema ist die Recherche und Zusammenfassung von Studien, wobei praxisnahe Anleitungen zur effizienten Evidenzsuche gegeben werden. Abschließend werden Strategien vorgestellt, wie neue Forschungserkenntnisse in die Versorgungspraxis übertragen werden können.
Die Publikation besticht durch ihre praxisnahe und zielgruppengerechte Aufbereitung, die es besonders primärqualifizierend Studierenden ermöglicht, die komplexen Inhalte der Pflegeforschung nachvollziehbar zu erfassen. Die Autoren berücksichtigen die erweiterten Ausbildungsziele, die für hochschulisch qualifizierte Pflegefachpersonen erforderlich sind, und bieten eine systematische Einführung in die wesentlichen Methoden und Denkweisen der Pflegewissenschaft. Die umfassende thematische Breite erlaubt es den Lesenden, von wissenschaftlichen Grundlagen und Methoden bis hin zu Anwendungsbeispielen der Pflegeforschung vorzudringen und so ein fundiertes Verständnis für die verschiedenen Facetten dieses Arbeitsbereichs zu entwickeln. Icons kennzeichnen Definitionen, Übungsaufgaben und Zusammenfassungen, und zahlreiche grafische Elemente, wie 25 Abbildungen und 21 Tabellen, erleichtern in vielen Abschnitten das Verständnis. 
Jedoch sind einige Diagramme wie die Evidenzhierarchie auf Seite 238 etwas klein und kontrastarm geraten und daher schwierig zu lesen. Größere Darstellungen innerhalb des Fließtextes stehen allerdings mit dem kompakten Buchformat im Konflikt. Vielleicht hätte sich hier die Verwendung von digitalen Ergänzungen farbiger, größenskalierbarer Abbildungen bspw. über QR-Codes geeignet. Deren Anwendung könnte auch den schnellen Zugriff zu den zahlreichen, nützlichen Online-Verweisen erleichtern. Niedrigschwelligkeit im kompakten Format eines Überblicklehrbuchs bedarf Vereinfachungen. Ob es jedoch genügt Pflegefachpersonen in Deutschland die Evidenzpyramide von Sacket und Kolleg:innen vorzustellen, obwohl es hierzulande für evidenzbasierte Praxis oft an geeigneten Metaanalysen und auch randomisiert-kontrollierten Studien fehlt, ist diskussionswürdig. Ergänzend könnte der „Evidenztrichter“ den forschungsinteressierten Pflegefachpersonen zu mehr Handlungs- und Entscheidungssicherheit im Kontext von evidenzbasierter Praxis verhelfen (Edmonds et al., 2024).

Pflegeforschungvon Wübbeler und Bergmann ist nicht nur ein kompaktes und nützliches Handbuch für Pflegestudierende. Die Autoren beteiligen sich mit diesem Werk am Brückenbau zwischen Pflegewissenschaft und Pflegepraxis. Durch die didaktische Aufbereitung, die Fülle an Beispielen und den starken Praxisbezug schafft das Buch eine fundierte Basis für all jene, die mit Hilfe von Pflegeforschung evidenzbasierte Praxis, Versorgungsqualität sowie Professionalisierung des Pflegeberufs voranbringen wollen. Für Studierende im Bachelor- und Masterstudium sowie für Fachpersonen in der Praxis bietet dieses Buch sowohl eine solide Einführung als auch die Möglichkeit zur Entwicklung forschungsbasierter Kenntnisse und Kompetenzen.

Literatur

Edmonds, S. W., Cullen, L., & DeBerg, J. (2024). The Problem with the Pyramid for Grading Evidence: The Evidence Funnel Solution.Journal of PeriAnesthesia Nursing,39(3), 484-488.

Sackett, D. L., Rosenberg, W. M. C., Gray, J. A. M., Haynes, R. B., & Richardson, W. S. (1996).Evidence-based medicine: How to practice and teach EBM.Churchill Livingstone.

Eine Rezension von Johannes Wünscher, Master of Science Public Health