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Ilka Scholl

Arbeits- und Lernaufgaben für die psychiatrische Pflege

Psychiatrie Verlag, Köln, 2024, 264 Seiten, 35,00 €, ISBN 978-3-96605-262-7

Die Komplexität des Begriffes Pflege ist allgegenwärtig. Dabei ist der Begriff weit zufassen. Die Pflege umfasst die Förderung der Gesundheit und Verhütung von Krankheit, sorgt sich also um gesunde und kranke Menschen aller Altersgruppen und schließt die Versorgung und Betreuung kranker, behinderter und sterbender Menschen ein. Menschen, die sich psychischen Herausforderungen oder Krisen gegenübersehen, benötigen spezielle Hilfen und unterschiedlichste Unterstützungs- und Behandlungsangebote. Psychiatrische Pflegefachpersonen entwickeln auf Grundlage ihrer fachlichen Konzepte und pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse gemeinschaftlich mit dem betroffenen Menschen individuelle Ziele orientiert an dessen Bedürfnissen und Wünschen und stärken dabei im Besonderen seine Ressourcen, Fähigkeit und Fertigkeiten zusammen mit seinem sozialen Umfeld. In der psychiatrischen Pflege bedarf es einer außergwöhnlichen Haltung und Fürsorge im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen. Ein zentrales Thema der Ausbildung neuer Pflegefachpersonen im psychiatrischen Umfeld besteht darin, Vorurteile und Ängste zu vermindern, um Auszubildende darin zu bestärken, offen mit psychiatrischen Erkrankungen umzugehen. Mit der generalistischen Pflegeausbildung, die sich am neuen Pflegeberufegesetz orientiert, geht seit 2020 ein psychiatrischer Pflichteinsatz einher, denn Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen und kognitiven Beeinträchtigungen finden sich in unterschiedlichsten Versorgungsbereichen.

Das Buch „Arbeits- und Lernaufgaben für die psychiatrische Pflege – Anleitungen für die praktische Ausbildung“ ist in der Reihe >>better care << im Psychiatrie-Verlag Köln 2024 in der ersten Auflage erschienen. Die >>better care<<-Reihe steht unter der Herausgeberschaft von Manuela Grieser, Prof. Dr. habil. Michael Schulz und Dr. Gianfranco Zuaboni. Die Autorin Ilka Scholl ist Leiterin der praktischen Pflegeausbildung am LWL-Klinikum Gütersloh. Sie entwickelte mit ihrem Team aus Praxisanleitern gemeinsam einen Arbeits- und Lernaufgaben-Katalog.

Gegliedert ist die Publikation in zwei Teile: Auf den ersten 70 Seiten wird zunächst die Ausbildung zur Pflegefachkraft skizziert. Neben den allgemeinen Rahmenbedingungen werden die theoretischen und praktischen Ausbildungsinhalte dargestellt und im Besonderen auf die psychiatrischen Kompetenzen eingegangen. Abschließend wird das Konzept der Arbeits- und Lern-aufgaben umrissen und in ihrem Aufbau erläutert. In einem zweiten Teil werden dann insgesamt 22 einzelne Arbeits- und Lernaufgaben beschrieben. Dabei werden die Lernziele und die Bedingungen der Arbeits- und Lernaufgabe aufgezeigt. Sie werden hinsichtlich des Rahmenausbildungsplans und der Orientierung im Pflegeprozess eingeordnet. Im einzelnen werden u. a. zu fördernde Kompetenzen beschrieben, Aufgabenstellungen genannt, sowie Downloadmaterialien und vertiefende Literatur aufgezeigt. Alle Arbeits-und Lernaufgaben sind im Team um Ilka Scholl praktisch erprobt – kommen also direkt aus der Vor-Ort-Erfahrung.

Die beschriebenen Aufgaben sind daher auch thematisch weit gefasst und bilden ein breites Spektrum ab. Sie sind sowohl an allgemeinen psychiatrischen Kompetenzen orientiert, gehen aber zusätzlich auch auf spezielle tiefgreifende Kompetenzen ein. Das heißt, man findet z. B. sowohl Arbeits- und Lernaufgaben zum Führen von Anamnesegesprächen oder der Gestaltung von Bezugspflege, wie auch spezieller zum professionellen Pflegehandeln im Nachtdienst oder zu Achtsamkeit.

Der inhaltliche Aufbau ist übersichtlich, stringent und nachvollziehbar. Daneben ist auch die Darstellung der einzelnen Arbeits- und Lernaufgaben einheitlich. Sie folgt einem durchgehenden Schema, das viel Orientierung bietet. Zusätzliche Übersichtlichkeit erhält die Darstellung der Arbeits- und Lernaufgaben durch grafische Einbettungen z. B. hinsichtlich der Orientierung am Pflegeprozess. Zudem wird durch den Einsatz von Rahmen und Piktogrammen die Lesbarkeit erhöht.

Als Adressaten sollen hier Praxisanleiter*innen und psychiatrisch Tätige angesprochen werden, deren Rolle im Buch im Besonderen herausgestellt wird. Neben den schon ausgearbeiten Arbeits- und Lernaufgaben, findet sich auch eine Anleitung zur Erstellung von eigenen Arbeits- und Lernaufgaben.

Das Buch zeigt, welche Herausforderungen die Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen mit sich bringt, macht aber auch deutlich, wie spannend und interessant die Arbeit im psychiatrischen Setting sein kann. Es hilft sowohl den Auszubildenden dabei, Orientierung zu erhalten und gibt den Praxisanleiter*innen eine Vielzahl an Möglichkeiten, den zukünftigen Nachwuchs auf diese Arbeit vorzubereiten. Darüber hinaus ist das Buch aber auch durchaus wertvoll für bereits erfahrene Pflegefachpersonen, da im Alltag häufig der Bezug zu Recovery und dem Pflegeprozess zu kurz kommt.

„Besonders wichtig ist mir, dass die Aufgaben als Impuls verstanden werden, sie kreativ einzusetzen und den Auszubildenden zu zeigen, was für ein buntes und spannendes Arbeitsfeld die psychiatrische Pflege ist.“ (Ilka Scholl; https://www.die-glocke.de/lokalnachrichten/guetersloherin-schreibt-buch-fuer-angehende-pflegekraefte-1715520607)

Eine Rezension von Ronny Hehr

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