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Zahlungsverzögerungen durch fehlende Digitalisierung: Pflegekammer NRW arbeitet mit Pflegekassen an Lösung

Ambulante Pflegedienste geraten schnell in wirtschaftliche Schwierigkeiten, wenn finanzielle Mittel knapp werden. Die Pflegekammer NRW hat zuletzt vermehrt Hinweise erhalten, dass ambulante Anbieter*innen aufgrund verzögerter Vergütungen durch die Pflegekassen in finanzielle Engpässe geraten. „Nicht jeder ambulante Dienst hat ein dickes finanzielles Polster, um Ausfälle über mehrere Wochen aufzufangen. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr bezahlt werden“, warnt Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW.

Laut der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) stehen viele ambulante Pflegedienste, die häufig privat und von kleinen Teams geführt werden, bereits unabhängig von den Problemen mit der zeitverzögerten Vergütung vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Eine Umfrage der Diakonie Deutschland unter 526 ambulanten Pflegediensten im Juli 2023 ergab, dass fast drei Viertel der Dienste ihre wirtschaftliche Lage als angespannt einschätzen. Mehr als die Hälfte berichtete von einem Defizit im Jahr 2022. Zudem gab fast ein Drittel der Befragten an, nur über eine Liquiditätsreserve von weniger als drei Monaten zu verfügen.

Vor diesem Hintergrund stellen die ausbleibenden Zahlungen der Pflegekassen eine erhebliche zusätzliche Belastung dar. Die Pflegekammer NRW hat sich deshalb mit den betroffenen Pflegekräften zusammengesetzt, um die bestehenden Probleme zu analysieren und Lösungsansätze zu erarbeiten. „Sie liegen zu einem großen Teil in der unzureichend umgesetzten Digitalisierung“, sagt Peter Rötzel, Mitglied der Kammerversammlung. Im Kern geht es um Folgendes: Wenn eine pflegerische Leistung erbracht wird, müssen ambulante Pflegedienste die Rechnungen verpflichtend digital bei den Kranken- und Pflegekasse einreichen, die sogenannten „Urbelege“ wie Leistungsnachweise müssen zusätzlich im Original in Papierform per Post verschickt werden.

„Man kann sich vorstellen, dass dieser Prozess die Zahlungen durch die Kassen deutlich verzögert und sehr fehleranfällig ist. Man denke nur an Verzögerungen bei der Postzustellung. Oder was passiert, wenn eine Postsendung komplett verloren geht? Dann sind die Ur-Belege weg. So kann es in Einzelfällen zu Verzögerungen bei der Auszahlung von bis zu einem halben Jahr kommen“, erklärt Rötzel. Das sei nicht nur eine Katastrophe für die ambulanten Pflegedienste, sondern natürlich auch für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.

„Gerade die ambulante Pflege ist ein wichtiger Baustein in der Versorgung der Menschen. Ohne die Kolleginnen und Kollegen, die es den Menschen ermöglichen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben, würde unser Gesundheitssystem von heute auf morgen zusammenbrechen“, so Postel.

Die Pflegekammer NRW konnte dieses Problem nun den Kranken- und Pflegekassen vortragen – und stieß auf offene Ohren. „Alle Beteiligten zeigten großes Interesse, hier zu einer Lösung des Prozessproblems zu kommen“, sagt Rötzel. In einer Arbeitsgruppe mit allen Beteiligten soll das Problem nun gelöst werden. „Genau das sehe ich auch als Aufgabe einer Pflegekammer: Die Probleme der Kolleginnen und Kollegen aufzunehmen und dann mit der Autorität einer Behörde gegenüber Dritten Lösungen zu finden.“

Neben der mangelnden Digitalisierung können natürlich auch steigende Kosten, etwa für Energie oder Tariferhöhungen, Pflegeeinrichtungen in die Insolvenz treiben.


Zur Pressemitteilung: https://www.pflegekammer-nrw.de/digitalisierung-als-schwachstelle-pflegekammer-nrw-arbeitet-mit-pflegekassen-an-loesung/

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