Umfrageergebnisse der VdPB: Verdienen Praxisanleitende mehr?

praxisanleitende vergütung umfragePraxisanleitende spielen eine entscheidende Rolle in der Ausbildung von Pflegekräften, da sie die Verbindung zwischen theoretischem Wissen und praktischer Umsetzung herstellen. Mit einem gewissenhaften Blick auf die Details gewährleisten sie eine Ausbildung auf hohem qualitativem Niveau und verlieren dabei niemals die Bedürfnisse und Bedarfe der zu pflegenden Menschen aus den Augen. Um diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen, absolvieren Praxisanleitende eine umfassende Weiterbildung von 300 Stunden und nehmen jährlich an 24 Stunden berufspädagogischen Fortbildungen teil. Sie wünschen sich Rahmenbedingungen, die ihrer wichtigen Tätigkeit gerecht werden und ihnen Freiraum bieten, ihre Aufgaben verantwortlich zu gestalten.

Eine angemessene Anerkennung für ihre Arbeit, einschließlich einer Freistellung und einer speziellen Vergütung, sind üblicherweise Teil dieser Rahmenbedingungen. Leider ist es an vielen Orten nicht selbstverständlich, dass diese Bedingungen erfüllt werden.

Im April und Mai führte die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) dazu eine Onlineumfrage durch, um einen umfassenden Einblick in die Situation der Praxisanleitenden zu erhalten und ihre Zufriedenheit mit ihrer Vergütungssituation zu erfassen. An der nicht repräsentativen Umfrage beteiligten sich über 660 Kolleg*innen, die als Praxisanleitende tätig sind. Der Großteil von ihnen (62,5 Prozent) hat eine Ausbildung in der Krankenpflege absolviert, während die Alten- und Kinderkrankenpflege in den Ergebnissen unterrepräsentiert ist. Dennoch lassen sich klare Trends hinsichtlich der Vergütungssituation erkennen.

Der VdPB stellt hier ausgewählte Ergebnisse der Umfrage zur Vergütungssituation von Praxisanleitenden in der Pflege vor:

zur Beschäftigungssituation der Umfrage-Teilnehmenden

  • Über die Hälfte der Teilnehmenden arbeitet im Krankenhausbereich, ein Viertel dagegen in der stationären Langzeitpflege. Das letzte Viertel setzt sich zusammen aus Tätigkeit in der ambulanten Pflege, Rehabereich und sonstigen Arbeitsfeldern.
  • Die Einrichtungen, in denen die Teilnehmenden tätig sind, befinden sich zu 53 Prozent in öffentlicher Trägerschaft. Kirchliche und private Träger machen jeweils rund 20 Prozent aus. Es besteht eine hohe Tarifbindung, nur etwa 14 Prozent gaben an, nicht tarifgebunden zu arbeiten, oder machten dazu keine Angaben.

zur Freistellung und Einsatzmodus als Praxisanleitung

  •  47 Prozent der Praxisanleitenden gaben an, weder ganz noch überwiegend oder teilweise freigestellt zu sein. Das bedeutet, dass fast die Hälfte aller Befragten die Praxisanleitung als zusätzliche Aufgabe neben oder als Teil der pflegerischen Tätigkeit durchführt.
  • Nur ein Viertel der Befragten ist ganz oder überwiegend für die Tätigkeit als Praxisanleitung freigestellt.
  • In Krankenhäusern sind nur etwa 30 Prozent der Praxisanleitenden als zentrale Praxisanleitung tätig, übernehmen also Anleitungen in allen Bereichen. In der stationären Langzeitpflege sind dagegen 60 Prozent in zentraler Funktion tätig.
  • In der Langzeitpflege ist auch der Anteil der in irgendeiner Form freigestellten Praxisanleitungen mit 63 Prozent am höchsten. In Krankenhäusern sind dagegen von den Umfrage-Teilnehmenden knapp die Hälfte komplett ohne Freistellung beschäftigt(!). In der ambulanten Pflege sind 66 Prozent der Praxisanleitenden laut Befragung gar nicht freigestellt.
  • Auch der Einsatz als zentrale Praxisanleitung ist keine Gewähr für eine Freistellung. Mit 58,6 Prozent gab zwar die überwiegende Mehrheit der zentral eingesetzten Praxisanleitungen an, ganz oder überwiegend freigestellt zu sein, doch sind immerhin noch fast 40 Prozent der zentralen Praxisanleitungen nur geringfügig oder sogar gar nicht (4 Prozent!) freigestellt.

zur Vergütung

  • Im Vergleich zu 2021 hat sich die Vergütungssituation von Praxisnleitenden leicht vebessert: 56,8 Prozent der Teilnehmenden erhalten eine höhere Vergütung.
  • 17,8 Prozent sind auf tariflicher Basis höher eingruppiert, fast 15 Prozent erhalten eine tarifliche Zulage und knapp über 24 Prozent eine freiwillige Zahlung des Arbeitgebers für die Tätigkeit als Praxisanleitung.
  • Noch immer erhalten über 43 Prozent KEINERLEI finanzielle Anerkennung für die zusätzliche Arbeit und Verantwortung als Praxisanleitung.
  • Der Einsatzmodus (zentral/dezentral) hat einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Vergütung: Immerhin erhalten laut den Umfrageergebnissen fast 75 Prozent der zentralen Praxisanleitenden eine tarifliche Mehrvergütung oder eine freiwillige Arbeitgeberleistung. Ein Viertel aber erhält keinerlei zusätzliche Vergütung.

zur Zufriedenheit der Praxisanleitenden

  • Die Art des Einrichtungsträgers hat offenbar Einfluss auf die Zufriedenheit mit der finanziellen Anerkennung: Die Zufriedenheit mit der Vergütungssituation ist bei privaten Trägern höher als bei öffentlichen, frei-gemeinnützigen und kirchlichen Trägern.
  • Insbesondere bei öffentlichen Trägern ist die Zufriedenheid signifikant geringer.
  • Trotz leichter Verbesserung im Vergleich zu Vorjahren ist die Zufriedenheit der Praxisanleitenden hinsichtlich ihrer Vergütungssituation ernüchternd: Nur gut 10 Prozent gaben an, mit der zusätzlichen Vergütung zufrieden zu sein. Rund ein Viertel bewertet die Situation mit „besser als nichts“. Fast 20 Prozent geben an, von einer erhöhten Vergütung faktisch nichts zu spüren. Konkret bedeutet das, dass die formale finanzielle Anerkennung subjektiv gar nicht wahrgenommen wird oder aber aufgrund von steuerlichen Veränderungen im Nettoeinkommen nicht ins Gewicht fällt.
  • 43,8 Prozent sagen deutlich, dass die Vergütung nicht angemessen und zu niedrig ist.

Studie „Nachhaltige Lernorte in der Altenpflege“ – Gemeinsames Handeln für eine nachhaltige Zukunft

Rear view of a caregiver and her contented senior man gazing out through the window. Elderly health care, nursing homes for the elderly, and pensioner lifeIn der Reihe f-bb-Bericht ist eine neue Publikation unter dem Titel „Nachhaltige Lernorte in der Altenpflege“ erschienen. Der Machbarkeitsbericht analysiert die Rahmenbedingungen und Herausforderungen, mit denen Altenpflegeeinrichtungen konfrontiert sind, wenn sie sich zu nachhaltigen Lernorten entwickeln wollen.

Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) hat im Rahmen des Projekts LernortPflege den Machbarkeitsbericht "Nachhaltige Lernorte in der Altenpflege“ veröffentlicht. Der Bericht analysiert die Rahmenbedingungen und Herausforderungen, mit denen Altenpflegeeinrichtungen konfrontiert sind, wenn sie sich zu nachhaltigen Lernorten entwickeln wollen. Denn bisher findet ökologische Nachhaltigkeit in der Altenpflege wenig Beachtung. Nachhaltige Lernorte leisten jedoch nicht nur einen Beitrag zum Umweltschutz, sondern wirken sich auch positiv auf die Personalbindung in den Einrichtungen aus: „Die Ergebnisse der Experteninterviews zeigen, dass insbesondere im Bereich der Arbeitsbedingungen Veränderungen und Verbesserungen möglich sind. Dabei spielen die Auszubildenden eine entscheidende Rolle, denn sie sind motiviert und interessiert, wenn sie aktiv in den Arbeitsprozess einbezogen werden,“ so Heiko Weber, einer der Autoren der f-bb-Studie.

Im Projekt hat das f-bb ein modulares Rahmenkonzept zur Qualifizierung von Praxisanleitenden entwickelt, um das Ausbildungspersonal für Nachhaltigkeitsthemen in der Altenpflege zu sensibilisieren. Die Inhalte der Module beziehen sich auf den Zusammenhang von Nachhaltigkeit und praxisrelevantem Handeln. Durch die verstärkte Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Ausbildung können Auszubildende dazu beitragen, ihre Ausbildungsbetriebe zu nachhaltigen Lernorten zu entwickeln.

Die Veröffentlichung des Machbarkeitsberichts unterstreicht die Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklung in der Altenpflege. Heiko Weber dazu: „Es ist entscheidend, dass alle Akteur*innen in der Pflegebranche gemeinsam handeln, um eine nachhaltige Zukunft für Mensch und Umwelt zu gestalten. Nachhaltige Lernorte bieten nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch einen Mehrwert für die Pflegeeinrichtungen selbst, indem sie attraktive Arbeitsbedingungen schaffen und die Mitarbeiterbindung stärken.“

Über das Projekt

Das Projekt LernortPflege ist ein Modellversuch im Förderschwerpunkt "Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung im Transfer für Ausbildungspersonal 2020-2022" des Bundesinstituts für Berufsbildung. Es wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert und hat zum Ziel, nachhaltige Lernorte in der Altenpflege zu entwickeln und zu etablieren.

Über das f-bb

Das f-bb ist ein gemeinnütziges, bundesweit tätiges Forschungsinstitut mit inhaltlichem Schwerpunkt im Bereich Berufsbildung. Es entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Auftraggebern aus Politik und Wirtschaft Konzepte innovativer betrieblicher Bildungsarbeit und sichert ihre Wirksamkeit in der Praxis.

 

Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.f-bb.de/unsere-arbeit/publikationen/nachhaltige-lernorte-in-der-altenpflege-machbarkeitsbericht-im-rahmen-des-projektes-lernortpflege/


Zur Medienmitteilung: https://www.f-bb.de/ueber-uns/presse/f-bb-news/studie-nachhaltige-lernorte-in-der-altenpflege-gemeinsames-handeln-fuer-eine-nachhaltige-zukunft/

Foto: stock.adobe.com – Blue Planet Studio

 

Schweiz: Neue Studie deckt Handlungsbedarf in der Ausbildung von Gesundheitsfachpersonen auf

gesundheitskompetenz pflegekraft studie schweizSchweizer Gesundheitsfachpersonen schätzen ihre professionelle Gesundheitskompetenz grundsätzlich positiv ein. Mühe bekunden sie aber insbesondere, wenn es darum geht, Patient:innen im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen zu unterstützen. Dies zeigt eine breit angelegte Pilotstudie von Careum.

Gesundheitsfachpersonen spielen eine zentrale Rolle bei der Vermittlung von Gesundheitsinformationen und bei der Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung. Umso wichtiger ist es, dass sie selbst über die dafür nötigen Kompetenzen verfügen. Wie es um die sogenannte professionelle Gesundheitskompetenz bei ausgewählten Fachpersonen steht, hat Careum mit Partnern aus Deutschland und Österreich in einer umfassenden Drei-Länder-Studie erstmals untersucht.

In der Schweiz wurden dafür im Sommer 2022 total 1613 Ärzt:innen, Pflegekräfte, Physiotherapeut:innen und Apotheker:innen mit einem neu entwickelten Erhebungsinstrument befragt. Im Fokus standen dabei ihre Erfahrungen und Herausforderungen im Informations- und Wissensmanagement, bei der Kommunikation und Vermittlung von Gesundheitsinformationen sowie bei der Unterstützung ihrer Patient:innen im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen und -angeboten.

Umgang mit digitalen Informationen und falsch informierten Patient:innen als grösste Herausforderungen

Die Studienergebnisse zeigen, dass es den Fachpersonen insgesamt gut gelingt, ihre Aufgaben im Zusammenhang mit der professionellen Gesundheitskompetenz zu erfüllen. Am wenigsten Schwierigkeiten bereitet allen Befragten die patientenzentrierte Kommunikation.

Gleichzeitig liefert die Studie aber klare Hinweise dafür, dass gewisse Aufgabenbereiche grössere Mühe verursachen. So ist es für alle Gesundheitsfachpersonen herausfordernd, Patient:innen im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen – besonders beim Finden und Beurteilen – zu unterstützen. Eine weitere grosse Herausforderung für die Fachpersonen stellt der Umgang mit fehl- oder falschinformierten Patient:innen dar. «Diese Ergebnisse lassen mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen der digitalen Transformation im Gesundheitswesen und der zunehmenden Zahl an Fehl- und Falschinformationen aufhorchen und zeigen klaren Handlungsbedarf», kommentiert Saskia De Gani, Leiterin des Zentrums für Gesundheitskompetenz von Careum, die Studienergebnisse, die auch in Deutschland und Österreich ähnlich ausgefallen sind.

Ausbildung und Rahmenbedingungen machen einen relevanten Unterschied

Ebenfalls erhoben wurde, wie die Fachpersonen die Vorbereitung auf die Aufgaben der professionellen Gesundheitskompetenz im Rahmen ihrer Ausbildung einschätzen. Überdies sollten sie die Rahmenbedingungen innerhalb ihrer Organisationen für die Gespräche mit Patient:innen bewerten. Wie die gewonnenen Daten zeigen, besteht dabei ein eindeutiger Zusammenhang zwischen den berichteten Schwierigkeiten und der Vorbereitung in der Ausbildung sowie den organisationalen Rahmenbedingungen – eine wichtige Erkenntnis für wirkungsvolle Verbesserungen.

Positive Effekte und konkrete Ansatzpunkte für die Zukunft

Die Studie zeigt laut Saskia De Gani, wie wichtig es ist, die professionelle Gesundheitskompetenz zu stärken: «Wenn Gesundheitsfachpersonen in der Lage sind, Patient:innen sowie ihre Angehörigen im Umgang mit Gesundheitsinformationen zu unterstützen, wirkt sich dies positiv auf deren Gesundheitskompetenz und Verhalten aus.» Dadurch können Patient:innen selbst mehr Verantwortung für ihre eigene Gesundheit übernehmen. Dies führt wiederum dazu, dass sie Gesundheitsdienstleistungen gezielter und weniger oft in Anspruch nehmen, was einen wesentlichen Beitrag zur Eindämmung der Gesundheitskosten leisten kann.

Die Studienergebnisse liefern dabei zahlreiche Ansatzpunkte für Verbesserungen. So sollten die digitalen Kompetenzen und allgemein die Förderung der Gesundheitskompetenz von Patient:innen gezielt in die Aus- und Weiterbildung der Gesundheitsfachpersonen aufgenommen werden. Diesbezüglich ist beispielsweise eine gesetzliche Anpassung zur Verankerung einer Weiterbildungspflicht aller Gesundheitsberufe zu prüfen.

Ebenso gilt es, die organisationalen Rahmenbedingungen zu verbessern, damit Gesundheitsfachpersonen überhaupt die Möglichkeit haben, Informationen patientenzentriert und zielgerichtet zu vermitteln. Hier sind einerseits die Gesundheitsorganisationen selbst gefordert, indem sie ihre organisationale Gesundheitskompetenz stärken. Andererseits ist aber auch der Mitbeinbezug weiterer Akteure des Gesundheitssystems, wie beispielsweise Krankenkassen und Politik, zentral, um die notwendigen Rahmenbedingungen für patientenzentrierte Gespräche und Informationsvermittlung zu schaffen.

Weitere Informationen zur Studie: https://careum.ch/professionelle-gesundheitskompetenz-gesundheitsfachpersonen


Zur Medienmitteilung: https://careum.ch/aktuell/studie-professionelle-gesundheitskompetenz

Foto: stock.adobe.com – DC Studio