Akademisch qualifizierter Nachwuchs in der Pflege sucht Arbeitgeber

1. Berufsmesse für Pflegestudierende auf dem Campus Minden mit großem Informationsinteresse auf beiden Seiten.

Minden (fhb). Zur 1. Berufsmesse für Pflegestudierende fanden sich am 6. November mehr als 200 Interessierte auf dem Campus Minden der FH Bielefeld ein. 14 Arbeitgeber waren mit Infoständen vertreten. Sie gaben Auskunft darüber, was die berufliche Praxis - vor allem die Krankenhäuser oder ambulante Pflegedienste - von den Absolventen der dualen Pflegestudiengänge erwartet, also von jungen Leuten, die integriert in das Hochschulstudium die berufliche Qualifikation der Gesundheits- und Krankenpflege erworben haben. Kennenlernen und Erfahrungen austauschen war angesagt. Studiengangsleiterin Prof. Dr. Änne-Dörte Latteck von der Lehreinheit Pflege und Gesundheit der FH Bielefeld: "Die zentralen Fragen sind, wie und wo wollen wir arbeiten, wie können Angebot und Nachfrage zusammengebracht werden und wie kann das neue Kompetenzprofil unserer Absolventen in den Gesamtzusammenhang der Arbeitswelt im Gesundheitswesen integrieren werden."

Die Arbeitgeber, vertreten waren unter anderen Kliniken aus Münster, Bielefeld, Gütersloh, Bad Oexen und dem Mühlenkreis sowie Personaldienstleister, zeigten sich durchweg angetan von der "professionellen Vorbereitung der Studierenden, die mit perfekten Bewerbungsmappen und gezielten Fragen über Arbeitsplatzkonzepte das Gespräch suchten", fasste FH-Mitarbeiterin Franziska Reimann, die die Messe organisiert hatte, die Rückmeldungen der Aussteller zusammen.

Die Messe fand in Kooperation mit der Mathias Hochschule Rheine statt, die ein ähnliches Studiengangskonzept wie die FH Bielefeld anbietet. Durch diese Qualifikation, meinen die Hochschulverantwortlichen, "wird ein großes Spektrum an Arbeitsfeldern und Kompetenzen eröffnet". Prof. Dr. Markus Zimmermann von der Mathias Hochschule Rheine: "Die Ausbildung akademisierter Pflegekräfte ist eine Antwort auf die zukünftigen Anforderungen an das Gesundheitswesen."

Elf Modellstudiengänge an sieben Hochschulen gibt es zurzeit in den Gesundheitsfachberufen in Nordrhein-Westfalen, "damit übernehmen wir eine Vorreiterrolle in Deutschland", hielt Dr. Christine Riesner vom NRW-Gesundheitsministerium in ihrem Grußwort fest. Sie fügte allerdings auch hinzu, dass die Integration von akademisch qualifizierten Pflegern "nicht einfach ist", dass der berufliche Alltag auch von Über- und Unterforderungen geprägt sein könnte. Riesner: "Die Absolventen sollen komplexe Pflegeprozesse steuern, sollen sich um die Patienteneduktion kümmern, Projekte konzipieren und pflegerische Aufgaben wahrnehmen." Dies sei ein anspruchsvolles Profil, das wohl auch dem Wissenschaftsrat als Orientierung gedient hat, als er im Jahr 2012 feststellte, dass künftig 10 bis 20 Prozent des Nachwuchses in der Pflege akademisch qualifiziert sein sollte, "und da sind wir noch lange nicht angekommen", so die Gesundheitsexpertin und gelernte Krankenschwester Christine Riesner.

Jonas Lichtenberger und Patrick Fuchs, beide im 7. Semester im dualen Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege, werden sich in absehbarer Zeit um einen Job in ihrer Spezialdisziplin bewerben. Als "Wünsche an die Praxis" und Appell an die Arbeitgeber formulierten beide in ihrem Kurzvortrag vor dem Plenum: "Erkennen Sie unsere fachliche Kompetenz an, seien Sie offen für Veränderungen, informieren Sie die Managementebene über das, was wir machen und entwerfen sie eine konkrete Stellenbeschreibung, gemeinsam mit den für unser Studium zuständigen Hochschulverantwortlichen."

Änne-Dörte Latteck hatte in ihrem Wortbeitrag an etwas Grundsätzliches erinnert, das auch für ihre Studierenden richtungsweisend sein könnte. Sie zitierte Apple-Gründer Steven Jobs mit den Worten: "Der einzige Weg, Großartiges zu leisten, ist zu lieben, was man macht." Die Zuhörerschaft im Audimax applaudierte.

BIZ: 1. Berufsmesse für Pflegestudierende mit (v. l.) Moderatorin Prof. Dr. Irene Müller (FH Bielefeld), Oliver Neuhaus (Akademie für Gesundheitsberufe Mühlenkreiskliniken), Prof. Dr. Markus Zimmermann (Mathias Hochschule Rheine), Prof. Dr. Änne-Dörte Latteck (FH Bielefeld), Dr. Christine Riesner (NRW-Gesundheitsministerium), Dekan Prof. Dr. Uwe Rössler (Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit, FH Bielefeld), Andreas Winter (Zentrale Akademie für Berufe im Gesundheitswesen), Franziska Reimann (FH Bielefeld) und Prof. Dr. Benjamin Kühme (Mathias Hochschule Rheine).


Weitere Informationen:

http://www.fh-bielefeld.de

Expertentagung im Gesundheitswesen: Die Pflege der Zukunft skizzieren

 

Anlässlich der von der OdA Gesundheit Bern und dem Berner Bildungszentrum Pflege organisierten Expertentagung unter dem Motto „Pflege 2030“ vom 10. November 2014 skizzierten über vierzig Fachleute aus allen Versorgungsbereichen des Gesundheitswesens Entwicklungen, Szenarien und neue Versorgungsmodelle für die Pflege der Zukunft.

Welche Herausforderungen erwarten die verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen der Zukunft? Wie sind Bildungs- und Praxisverantwortliche, Krankenversicherungen oder die Politik auf die Veränderungen vorbereitet? Über 40 geladene Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitswesen haben sich an der Fachtagung „Pflege 2030“ mit diesen Fragestellungen intensiv auseinandergesetzt. Diskussionsgrundlage bildeten Input-Referate namhafter Referentinnen und Referenten aus dem Gesundheitswesen, der Forschung und der Politik.

Prof. Dr. Sabine Hahn, Leiterin angewandte Forschung & Entwicklung Pflege des Fachbereichs Gesundheit an der Berner Fachhochschule und Verfasserin der Studie «Panorama Gesundheitsberufe 2030», lieferte einen Überblick über die gesellschaftliche Entwicklung und zeigte verschiedene Szenarien mit Blick auf die Kompetenzen und Anforderungen an die Pflegefachpersonen auf. So seien beispielsweise zukünftig vermehrt technische Kompetenzen und fundiertes praxisrelevantes Wissen darüber gefragt wie Technologien sinnvoll im Pflegealltag eingesetzt werden können. Weiter müsse Pflege im häuslichen Bereich durch die Pflegefachpersonen besser antizipiert werden, da die Menschen möglichst lange daheim versorgt werden möchten. Noch identifiziere sich die Pflege zu wenig mit der ambulanten Versorgung, so Hahn.

Regierungsrätin Heidi Hanselmann, Vorsteherin des Gesundheitsdepartements des Kantons St. Gallen brach eine Lanze für die Pflege: Es sei endlich an der Zeit, so Hanselmann, dass die Pflege eine Stimme erhalte und Verantwortung übernehme. Dies müsse bereits im politischen Entscheidungsprozess beginnen. Hanselmann verweist auf den Vorbildcharakter des eigenen Kantons: Das Gesundheitsdepartment deckt den Fachbereich Pflege und Entwicklung mit einer eigenen Stelle ab. Die Pflege habe dadurch eine gewichtige Stimme erhalten, bekräftigt Hanselmann, da die entsprechende Pflegeexpertin in jeden Vorstoss miteinbezogen werde.

Michael Jordi, Zentralsekretär der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren GDK, betonte in seinem Referat, dass neben den normativen Komponenten, wie die Fachkompetenz der Gesundheitsfachleute, auch die quantitativ verfügbaren Ressourcen die Qualität und den Umfang der Gesundheitsversorgung massgeblich bestimmen. Wenn es um die Verfügbarkeit des Fachpersonals gehe, sei es oft schwierig, freie Stellen zu besetzen. Durchschnittlich stamme ein Drittel des ärztlichen und pflegerischen Personals aus dem Ausland. Wenn der Zustrom von Fachkräften aus dem Ausland begrenzt würde, so Jordi, hätte dies spürbare Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung.

Zentrale Inhalte zu konkreten Zukunftsszenarien wurden im Anschluss an die Referate von den Teilnehmenden in Workshops ausgearbeitet und aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Die Frage, welche Entwicklungen erforderlich seien, um die Gesundheitsfachpersonen im Berufsfeld halten zu können, beantworteten die Expertinnen und Experten einheitlich: Für das Pflegepersonal müssen attraktivere Arbeitszeitmodelle, eine verbesserte Unterstützung im Berufsalltag und Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung angeboten werden.

Mögliche neue Betreuungsmodelle der Zukunft sehen die Expertinnen und Experten primär in der Entwicklung neuer Wohnformen, dem Aufbau regionaler Versorgungszentren und insbesondere im verstärkten Ausbau von Netzwerken.

Einigkeit herrschte auch darüber, dass das Fachpersonal von morgen noch stärken zusammenarbeiten muss: Begriffe wie Interdisziplinarität, Interprofessionalität, berufsübergreifende Curricula in der Ausbildung, die Schaffung von Verbünden, Einheitlichkeit und Durchlässigkeit über alle Leistungserbringer hinweg, waren den Voten der Expertinnen und Experten zu entnehmen.

Die Expertentagung war aber auch von einigen Fragezeichen geprägt: Wer trägt beispielsweise die Verantwortung und agiert als Steuerungselement für zukünftige Modelle, bei Anpassungen und Prozessen? Wie können Leadership-Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung gestärkt werden? Und oft wiederkehrend die Frage: Wie wird dies alles finanziert?

Die Ergebnisse der Workshops dienen nun kommenden Arbeitsprojekten als Grundlage, aktuelle Problemstellungen zu bearbeiten und Lösungsstrategien zu initiieren.

Die Tagung organisierten das Berner Bildungszentrum Pflege und die OdA Gesundheit Bern.

Kontakt:

Kristina Ruff, Verantwortliche Unternehmenskommunikation, OdA Gesundheit Bern,
Tel. 031 970 40 76, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Encarnación Berger-Lobato, Leiterin Marketing und Kommunikation, Berner Bildungszentrum Pflege, Tel. 031 630 17 01, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

ANP-Projekt mit Swiss Quality Award ausgezeichnet

Der SBK und seine IG Swiss sind erfreut über die Prämierung des Projekts SpitexPlus der ZHAW

30 Prozent weniger Stürze, Hospitalisationen oder akute gesundheitliche Zwischenfälle: Dank dem Einsatz von speziell ausgebildete Pflegefachpersonen, den Advanced Practice Nurses (APN), kann die Betreuung von betagten Menschen in der ambulanten Versorgung massiv verbessert werden. Für das Projekt SpitexPlus, das diese Resultate nachweist, erhält die Zürcher Hochschule für angewandte Forschung den Swiss Quality Award.

Das Projekt SpitexPlus erhält den Swiss Quality Award in der Kategorie ambulante Versorgung. Die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften hat in diesem Projekt den Einsatz von Advanced Practice Nurses (APN) in der ambulanten Versorgung getestet. Die Resultate sind deutlich: Im Vergleich zur Kontrollgruppe erlitten die von diesen speziell ausbildeten Pflegefachpersonen betreuten Personen rund 30 Prozent weniger akut gesundheitliche Zwischenfälle, weniger Stürze und weniger Hospitalisationen.

Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK und seine IG Swiss ANP sind sehr erfreut, dass die ZHAW, resp. Prof. Dr. Lorenz Imhof und sein Team den Swiss Quality Award erhält und gratulieren herzlich. „Wir sind schon lange überzeugt, dass Pflegefachpersonen im Allgemeinen und Advanced Practice Nurses im Speziellen der Schlüssel sind zu einer qualitativ hochstehenden Gesundheitsversorgung, vor allem vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung mit mehr älteren und chronisch kranken Menschen.“ sagt Barbara Gassmann, Vize-Präsidentin des SBK. „Jeder Sturz und jede Spitaleinweisung, die verhindert werden kann, spart Kosten und den betagten Menschen viel Leid. Denn häufig sind es solche Vorfälle, die letztlich dazu führen, dass ein Heimeintritt nicht mehr verhindert werden kann.“

Die Resultate des ausgezeichneten Projekts machen aber auch deutlich, dass die Kompetenzen der Pflegefachpersonen gefördert und besser genützt werden müssen.

 

Nähere Informationen unter:

www.sbk-asi.ch

www.swiss-anp.ch