DGP zur HQGplus-Studie zu Hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitssystem

DGP Logo 4c 1024x335DGP zur HQGplus-Studie zu Hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitssystem

Mit Besorgnis hat der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V (DGP) die kürzlich vom Wissenschaftsrat veröffentlichten Ergebnisse der „HQGplus-Studie zu Hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitssystem“ zur Kenntnis genommen. Wie die Untersuchung zeigt, liegt die Akademisierungsquote in der Pflege aktuell weit hinter den, bereits zurückhaltend formulierten, Empfehlungen des Wissenschaftsrats aus 2012. Trotz eines Anstiegs an Studiengängen stagniert die Quote akademischer Qualifizierungen in der Pflege; bei den Absolvent:innen ist sogar ein Rückgang zu erkennen.

Besonders augenfällig zeigt sich der Unterschied im Vergleich zur Hebammenwissenschaft, mit einer, angesichts der politisch beschlossenen Vollakademisierung, deutlich höheren Akademisierungsquote. Nach Ansicht der DGP sollten dringend Erfahrungen aus dem Bereich der Akademisierungsprozesse bei der Hebammenausbildung auf die Pflege übertragen werden, um endlich eine signifikante Steigerung der Akademisierungsquote in der Pflege zu erreichen.

Insbesondere die Finanzierung praktischer Studienabschnitte und der erforderlichen Praxisanleitung sowie die Entwicklung und Förderung von Tätigkeitsfeldern für akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen in der direkten Versorgung von Patient:innen/Bewohner:innen und ihrer Bezugspersonen sollten hierbei politisch im Fokus stehen.

Angesichts der Ergebnisse der Untersuchung ist es für die DGP unverständlich, dass ein für Anfang Mai geplantes Pressegespräch zur Vorstellung der aus der HQGplus-Studie resultierenden Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Gesundheitsberufe kurzfristig abgesagt wurde. In einem Schreiben an den Wissenschaftsrat hat der Vorstand der DGP um einen baldigen Ersatztermin zur Vorstellung der dringend erwarteten Empfehlungen gebeten.

Vorstand der
Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e. V. (DGP)

DBfK-Präsidentin Bienstein kritisiert Status der hochschulischen Qualifikationen im Gesundheitssystem: Diese Trägheit gefährdet die Gesundheit von Menschen!

biensteinDBfK-Präsidentin Bienstein kritisiert Status der hochschulischen Qualifikationen im Gesundheitssystem: Diese Trägheit gefährdet die Gesundheit von Menschen!

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) kritisiert anlässlich der gerade veröffentlichten Ergebnisse der „HQGplus-Studie zu Hoch-schulischen Qualifikationen für das Gesundheitssystem“ und der ersten Sondererhebung des BIBBPflegepanels die viel zu langsame Entwicklung im Bereich der hochschulischen Qualifikationen in den Pflegeberufen in Deutschland. 

DBfK-Präsidentin Christel Bienstein zu den Ergebnissen:

„Die Weichen für mehr hochschulisch qualifizierte Pflegefachpersonen in der Gesundheitsversorgung müssen politisch gestellt werden. So lange die Studiengänge nicht ausreichend finanziert sind, die Praxiseinsätze nicht vergütet werden und es für die Arbeitgeber:innen keine Anreize gibt, entsprechende Stellenprofile und Vergütungsstrukturen zu entwickeln, bleiben wir ein Entwicklungsland in der Gesundheitsversorgung. Diese Trägheit können wir uns als Gesellschaft nicht leisten, da sie die Gesundheit von Menschen gefährdet. Die Versorgungsbedarfe ändern sich und wir müssen uns sowohl qualitativ als auch quantitativ besser aufstellen. Schon vor zehn Jahren hat der Wissenschaftsrat dies eindrücklich gezeigt. Doch wie wir sehen, geht die Entwicklung viel zu langsam voran.“

2012 hatte der Wissenschaftsrat empfohlen, dass 10–20 Prozent eines Ausbildungsjahrganges in den Gesundheitsberufen akademisch qualifiziert sein sollten, um angemessen auf die veränderten Bedarfe in der Gesundheitsversorgung reagieren zu können. Schon damals wurde auf die zunehmende Bedeutung sektorenübergreifender und interdisziplinärer Versorgung an den Schnittstellen der unterschiedlichen Gesundheitsversorgungsberufe hingewiesen, die neue Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten stellen.

Deutschland ist weiterhin weit von der empfohlenen Quote entfernt, wie die aktuellen Erhebungen des Wissenschaftsrats und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen. Laut BIBB lag die Akademisierungsquote in der primärqualifizierenden Pflegeausbildung in 2020 bei 0,82 Prozent. Auch die HQGplus-Studie zeigt die Lücke bis zu einer angemessenen Quote akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen: In 2019 studierten lediglich 3,2 Pro-zent mit dem Ziel, nach ihrer hochschulischen Ausbildung patient:innennah zu arbeiten.

Quellen:
https://www.wissenschaftsrat.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/PM_2022/PM_1322.html
https://datapool-bibb.bibb.de/htmlpages/780291.html


Originalmeldung: https://www.dbfk.de/de/presse/meldungen/2022/DBfK-Praesidentin-Bienstein-kritisiert-Status-der-hochschuli-schen-Qualifikationen-im-Gesundheitssystem.php

Call for Papers für den Sammelband „Handbuch Pflegedidaktik – eine Systematik und disziplinäre Standortbestimmung“

DGP Logo 4c 1024x335Call for Papers für den Sammelband „Handbuch Pflegedidaktik – eine Systematik und disziplinäre Standortbestimmung“

Roland Brühe und Wolfgang von Gahlen-Hoops (Hrsg.)

Parallel zur Akademisierung der Lehrendenqualifi-zierung für die Pflegeausbildungen in Deutschland entwickelte sich eine neue wissenschaftliche Disziplin, die wir heute als Pflegedidaktik bezeichnen. Inzwischen existieren dazu auch erste Buchveröffentlichungen. Sie setzen sich als Lehrbuch oder Handbuch für Pflegepädagogik mit einzelnen für die Disziplin relevanten Aspekten auseinander (Sahmel 2002 und 2015, Schneider et al. 2005, Sieger 2001). Disziplinäre Fragen der Pflegedidaktik werden von Ertl-Schmuck in der von ihr mit weiteren Personen herausgegebenen mehrbändigen Publikation aufgegriffen (Ertl-Schmuck & Fichtmüller 2009, ErtlSchmuck & Jänel 2021, Ertl-Schmuck/Greb 2013 und 2015). Diese Veröffentlichungsreihe gibt Einblicke in pflegedidaktische Themengebiete und Fragestellungen, ohne jedoch einer disziplinär geteilten Systematik zu folgen – die bislang schlicht nicht existiert. Mit dem von Pflegedidaktiker*innen entwickelten und konsentierten Fachqualifikationsrahmen Pflegedidaktik (Walter & Dütthorn 2019) wurde über die Sektion Bildung der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft wiederum ein Referenzrahmen geschaffen, der die in Studiengängen zur Qualifizierung von Pflegelehrenden zu erreichenden pflegedidaktischen Kompetenzen auf Bachelor- und Masterniveau formuliert. Darüber hinaus ist festzustellen, dass das disziplinäre Wissen unter den Rahmenbedingungen mangelhaft ausgebauter Forschungsinfrastruktur entwickelt wird (Darmann-Finck & Foth 2014).

Nichtsdestoweniger benötigen Studierende der Pflegepädagogik und der Lehramtsstudiengänge der beruflichen Fachrichtung Pflege Veröffentlichungen, in denen sie einen systematischen Überblick über das pflegedidaktische disziplinäre Wissen erhalten. Auch Lehrende und Hochschullehrende, als auch Forschende sind darauf angewiesen, einen Überblick über das aktuell verfügbare wissenschaftliche Wissen der Disziplin zu erhalten, um sich darauf beziehen und daran anschließen zu können.

Vor diesem Hintergrund soll das Handbuch Pflegedidaktik einen systematischen Überblick über das disziplinäre Wissen geben. Mit diesem Call rufen wir

Wissenschaftler*innen auf, sich mit grundlegenden Beiträgen zu beteiligen, die einen pflegedidaktischen Fokus einnehmen. Die Beiträge können einen theoretisch-konzeptuellen oder empirischen Charakter aufweisen.

In Anlehnung an die im Fachqualifikationsrahmen Pflegedidaktik formulierten Reflexions- und Handlungsfelder der Pflegedidaktik sollen die Beiträge einem der folgenden thematischen Bereiche zugeordnet werden. Zur Verdeutlichung der Bereiche werden mögliche inhaltliche Aspekte benannt, die als Beispiele zu betrachten sind.

1. Berufs-undBildungssystem
Beiträge befassen sich mit dem Verhältnis der Pflegebildung zu den Berufsbildungsstrukturen in Aus-, Fort- und Weiterbildung und akademischen Strukturen oder greifen das Verhältnis von Gesundheits- und Bildungssystem auf. Dabei kann auch eine internationale Perspektive eingenommen werden.

2. Berufs-undBildungspolitik
Beiträge thematisieren Entwicklungslinien der Pflegebildung in Deutschland, beleuchten Zusammenhänge mit berufspolitischen Entwicklungen des Pflegeberufs, gehen auf Schul- bzw. Hochschulentwicklung ein oder nehmen das Spannungsgefüge von beruflicher und akademischer Bildung in der Pflege in den Blick.

3. GesellschaftlicheMegatrends
Beiträge fragen die Pflegebildung auf ihr Verhältnis zu gesellschaftlich bedeutenden Themen an, wie beispielsweise Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Diversität, Inter-/ Transkulturalität, Demokratisierung, Pflege in den Medien, Pflege im Film oder Pflege im Bild oder auch Krisen und andere Erosionsprozesse.

4. WissenschaftundForschung
Beiträge thematisieren die Pflegedidaktik im Kontext wissenschaftlicher Disziplinen bzw. Erkenntnistheorien, gehen auf das Zusammenspiel allgemeiner Bildung, beruflicher Bildung und Pflegedidaktik ein, beleuchten das Verhältnis von Pflegewissenschaft und Pflegedidaktik oder

untersuchen den Stand pflegedidaktischer Theorie-, Modell- und Konzeptentwicklung. Die Forschungslinien der Pflegebildungsforschung in Deutschland können betrachtet werden wie auch die Pflegedidaktik im Spiegel internationaler Forschung.

  1. Curriculumentwicklung
    Beiträge gehen auf Curriculumtheorien und Curriculumforschung im Berufsfeld Pflege ein, beleuchten die Logik und Entwicklung von Pflegecurricula oder gehen auf die Curriculumentwicklung und -prozesse in Pflegeschulen ein.

  2. Lernortgestaltung und Lernortkooperation Beiträge beziehen sich auf die Lernorte in der Pflegebildung und ihrer Lernpotentiale, nehmen Lernortkooperation, Praxisanleitung und Praxisbegleitung in den Blick oder untersuchen die Digitalisierung der Lernorte. Die Perspektive internationaler Forschung ist hier ebenfalls erwünscht.

  3. Lehr-Lernsituationen
    Beiträge thematisieren die vielfältigen pflegedidaktischen Aspekte der Planung, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Lehr-Lernsituationen. Dabei können Aspekte aufgegriffen sein, wie beispielsweise die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen für verschiedene Zielgruppen von Pflegebildung, spezielle methodische oder mediale Ansätze zur Gestaltung einer Lehr-Lernsituation, Gestaltung von Lernsituationen, Orientierung an pflegedidaktischen Ansätzen bei der Unterrichtsplanung, digital gestütztes Lehren und Lernen, Arbeiten am dritten Lernort oder theoriegeleitete Nachbereitung von Lehr-Lernsituationen.

  4. PrüfenundBewerten
    Beiträge setzen sich mit pflegespezifischen Prüfungs- und Bewertungsformaten auseinander, untersuchen die Rolle des Prüfenden vor dem Hintergrund der eigenen Berufsbiografie, betrachten Bewerten und Prüfen in Aktion oder Rituale von Abschlussprüfungen.

  5. LernberatungundLerncoaching
    Beiträge untersuchen Konzepte der Lernberatung und des Lerncoachings oder deren Zielgruppen, die Rolle und Funktion von Feedback in pflegerischen Lernprozessen oder die Bedeutung von Lernberatung bei verschiedenen Lernformen.

10. Pflegerisches Wissen
Beiträge setzen sich auseinander mit der Frage des pflegerischen Wissens in der pflegerischen Aus-, Fort- und Weiterbildung, dem Verhältnis von Disziplin und Wissen, der Konsistenz und Evidenz pflegerischen Wissens, der Bedeutung von Wissen in der Pflegepraxis und der Pflegebildung als auch in der Lehrendenbildung. Gleichwohl geraten Funktionen von Wissensregimen in der Pflege in den Blick wie auch digitale Formate der Aufbereitung von Wissen (z.B. Repositorien).

11. Lehrende und Lernende
Beiträge setzen sich mit habituellen, strukturellen oder persönlichkeitstheoretischen Fragen Pflegelehrender oder Pflegelernender auseinander.

12. Pflegedidaktische Forschungsdesiderate
Beiträge setzen sich mit pflegedidaktisch relevanten Fragestellungen auseinander, für die noch keine oder kaum wissenschaftlichen Befunde und Erkenntnisse vorliegen, die aber durch gesellschaftliche Veränderungsprozesse notwendig sind und werden – zum Beispiel Gender, Bildung des Subjekts unterstützende Aufgaben, der Diskurs zum Employability-Begriff, Fragen der Zukunft von Pflege oder durch Kreativität entstandene Innovationen.

Einreichung der Zusammenfassung für einen Beitrag

Wenn Sie einen Beitrag in unserem Sammelband veröffentlichen möchten, senden Sie uns bitte eine kurze Zusammenfassung (max. 1.500 Zeichen inklusive Leerzeichen) bis spätestens 31. August 2022 zu.

Der sich dann anschließende Beitrag für den Sammelband soll 15 bis 20 Seiten (ca. 45.000 Zeichen) umfassen.

Folgender Zeitplan ist vorgesehen:
31.8.2022 ...................Ende Einreichung Abstract
30.9.2022 ....................Mitteilung über Annahme
31.3.2023 ....................Einreichung Beitrag
Ende 2023 ..................Veröffentlichung

Bitte senden Ihre Zusammenfassung per E-Mail an beide Herausgeber:

Prof. Dr. Roland Brühe
Katholische Hochschule NRW, Köln
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Prof. Dr. Wolfgang von Gahlen-Hoops
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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 Download Call for Papers: https://www.pflegepaedagogik.uni-kiel.de/de/aktuelles-aus-dem-studiengang/call-for-papers-handbuch-pflegedidaktik-april-2022.pdf