Krise und Kreativität: Nie waren die Herausforderungen für angehende Pflegende größer – Verleihung des Jungen Pflege Preises 2022

junge pflege preis 2022Krise und Kreativität: Nie waren die Herausforderungen für angehende Pflegende größer

Verleihung des Jungen Pflege Preises 2022

Die Verleihung des Junge Pflege Preises 2022 des DBfK Nordwest war einer der Höhepunkte des Junge Pflege Kongresses am 5. Mai 2022 im RuhrCongress Bochum. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause war der Kongress die lang ersehnte Gelegenheit, Auszubildende und Berufsanfänger:innen in der Pflege wieder einmal zusammen zu bringen.

Krisenbewältigung, Resilienz, Praxisanleitung und Nachhaltigkeit - die Themen des Kongresses waren vielfältig. So machte Prof. Christel Bienstein, die Präsidentin des DBfK, anlässlich der Kongresseröffnung gleich deutlich: „Pflegende leisten nicht erst seit Corona weit mehr als ihnen gut tut. Krisenbewältigung wird dabei immer notwendiger, umso mehr, als sich seit Jahren keine Verbesserung der Arbeitssituation zeigt und die Personalnot stetig zunimmt. Es kann aber nicht sein, dass von den Pflegenden erwartet wird, ständig über ihrem Limit zu arbeiten. Wir brauchen jetzt sofort Veränderungen – bevor die pflegerische Versorgung nicht mehr gesichert ist.“

Was Pflege ist und was sie ausmacht – das zu ergründen war die Herausforderung des Junge Pflege Preises, der zum 15. Mal verliehen und mit insgesamt 2.000 Euro dotiert ist. Die Auszubildenden an der Akademie für Gesundheitsberufe in Minden erreichten Platz 3 mit einem selbst verfassten Poetry Slam, der die Vielfältigkeit, die Aufgabenbereiche und die Abwechslung des Pflegeberufs widerspiegelt Das zweitplatzierte Projekt der Auszubildenden des Instituts für Pflege- und Gesundheitsberufe am St. Marien-Hospital in Mülheim an der Ruhr ging mittels einer Umfrage dem Bild des Pflegeberufs in der Öffentlichkeit nach und verglich die Ergebnisse mit den eigenen Einschätzungen. Daraus ist ein YouTube-Video entstanden. Die Pflegeschüler:innen des Universitätsklinikums Gießen schließlich entschieden sich für ein Podcastformat zur Darstellung der Vielschichtigkeit von professioneller Pflege. Im Zentrum steht „Mia“, kurz vor dem Schulabschluss und noch unschlüssig hinsichtlich der Berufswahl. Die erste Folge von „Mia“ ist im Kasten und fand so viel Anklang, dass sie den ersten Preis bekam. Schwierige Fragen kreativ beantworten und Krisen meistern: dass junge Pflegende das können und in Zukunft wohl verstärkt können müssen, hat sich an diesem Tag in vielen Facetten eindrücklich gezeigt.

Weitere Informationen zum Kongress unter https://www.junge-pflege.de/nordwest/junge-pflege-kongress/ 
und zum Preis demnächst unter https://www.junge-pflege.de/nordwest/junge-pflege-preis/


Zur Pressemitteilung: https://www.dbfk.de/de/presse/meldungen/2022/3367045506.php

Internationaler Tag der Pflegenden: Nachholbedarf bei der Akademisierung der Pflege

klaus müllerInternationaler Tag der Pflegenden: Nachholbedarf bei der Akademisierung der Pflege

Zum Aktionstag verweist Prof. Dr. Klaus Müller auf die Dynamik im Berufsfeld Pflege und die Bedeutung einer Verzahnung von Wissenschaft und Praxis

Der 12. Mai wurde 1965 vom International Council of Nurses zum Internationalen Tag der Pflegenden erklärt, in Anlehnung an den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale (*1820), die als Pionierin der modernen westlichen Krankenpflege gilt. Der Aktionstag würdigt die Arbeit von 28 Millionen Menschen, die sich derzeit weltweit mit Professionalität und Fachkompetenz, mit Empathie und Einfühlungsvermögen für alte und kranke Menschen und deren Angehörige einsetzen.
Er gewinnt an Bedeutung, wenn das Gesundheitswesen wie derzeit besondere Herausforderungen zu bewältigen hat und der Pflegeberuf durch den Fachkräftemangel und die erschwerten Arbeitsbedingungen unter der COVID-19-Pandemie in den Fokus der gesellschaftlichen Wahrnehmung rückt.
Dies nimmt Prof. Dr. Klaus Müller zum Anlass, um auf die Bedeutung der akademischen Ausbildung in der Pflege hinzuweisen. Der Professor für Pädagogische Aufgaben in der Pflege an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) verweist in seinem Statement darauf, dass Deutschland diesbezüglich im Vergleich zu anderen Ländern Nachholbedarf hat. „Es ist an der Zeit, auf den fortlaufenden Wandel der Arbeitswelt zu reagieren“, lautet Müllers Appell.

„Nicht nur in Zeiten der Krise sollte der Blick auf den Pflegeberuf gerichtet werden“, betont der Wissenschaftler. „Denn Pflege erfüllt einen gesellschaftlichen Auftrag und bietet physische, psychische und soziale Unterstützung für akut kritisch, chronisch und lebensbegrenzt erkrankte Menschen sowie für das Leben unter den Bedingungen von psychischer Erkrankung und Behinderung. Ein vielfältiger und komplexer Aufgabenbereich in sich differenzierenden Versorgungsbereichen erfordert eine zunehmende Spezialisierung der Pflegepraxis. Der technisch-medizinische Fortschritt korrespondiert mit dem demografischen Wandel. Erforderlich werden somit eine Steuerung und Gestaltung hochkomplexer Pflegeprozesse. Zudem ist die stetige Erweiterung von Wissen und evidenzbasierten Erkenntnissen aus Forschung und Wissenschaft maßgeblich, um diesem dynamischen Berufsfeld gerecht zu werden.“

Der an der Frankfurt UAS konzipierte, primärqualifizierende duale Studiengang Angewandte Pflegewissenschaft unter Leitung von Prof. Dr. Julia Lademann und Prof. Dr. Klaus Müller bietet erstmals die Möglichkeit, in acht Semestern den Bachelor of Science plus die Berufszulassung zur Pflegefachkraft zu erlangen. Die Besonderheit des Studienganges ist die gelungene Verzahnung von Theorie und Praxis, die durch eine Zusammenarbeit mit Gesundheitsunternehmen aus dem Rhein-Main-Gebiet erreicht wird. Die Studierenden durchlaufen einen generalistisch konzipierten Studiengang, d.h. sie können nach erfolgreichem Abschluss sowohl in der Pflege von Kindern und Jugendlichen, als auch von erwachsenen und älteren Menschen arbeiten.
„Im Gegensatz zu den Fachschulen der beruflichen Pflegeausbildung, die über einen länderspezifischen Ausbildungsfonds refinanziert werden, wird das Studium von den Hochschulen getragen, die Vergütung der Studierenden in den Praktika von den kooperierenden Praxispartnern. Diese innovativen Player im Gesundheitswesen sehen darin eine Investition in die Zukunft und einen großen Schritt in Richtung einer Professionalisierung der Pflege“, so Müller.
Im Vergleich zu anderen Ländern liegt Deutschland im Hinblick auf die Akademisierung in der Pflege weit zurück, obwohl die deutliche Empfehlung des Wissenschaftsrates in Deutschland bereits seit 2012 einen Anteil an akademisch ausgebildeten Pflegefachkräften im Umfang von 10 bis 20 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs empfiehlt. Diese Empfehlung spiegelt sich bislang weder im Angebot der Studienplätze noch im praktischen Feld wider.

Die bisher klare Trennung zwischen beruflicher Ausbildung und Hochschulausbildung gilt es nach Müllers Überzeugung neu zu justieren und die Akademisierung der Pflege als Chance im Hinblick auf die gesellschaftlichen und beruflichen Herausforderungen zu verstehen. Daher besteht die Forderung an die Politik, den Lebensunterhalt junger Menschen zu sichern, die sich für ein Pflegestudium entscheiden.
Müller: „Bei einem Studium mit hohem Theorieanteil und starker praktischer Ausrichtung ist eine finanzielle Förderung unabdingbar, um interessierte Schüler/-innen mit Hochschulreife für das Berufsfeld zu gewinnen.“
Eine akademische Qualifikation steigert nach internationalen Studien die Pflegequalität und wirkt sich positiv auf die Versorgung von Menschen mit Unterstützungsbedarf aus, indem wissenschaftliche Methoden und Forschungsergebnisse in die Pflegepraxis einfließen. Genau diesen Ansatz verfolgt die Frankfurt UAS mit ihrem Studienangebot Angewandte Pflegewissenschaft.

Zur Person:
Prof. Dr. Klaus Müller ist seit 2015 Professor für Pädagogische Aufgaben in der Pflege an der Frankfurt UAS. Der ausgebildete Krankenpfleger und Lehrer für Pflege studierte Gesundheitswissenschaften sowie Lehramt für die Oberstufe an beruflichen Schulen mit Fachrichtung Gesundheit. Vor seinem Ruf an die Frankfurt UAS war er u.a. Professor für Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der FH der Diakonie in Bielefeld sowie Koordinator des Transfernetzwerks innovative Pflegeausbildung der Robert Bosch Stiftung. Seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind Gestaltung betrieblicher Ausbildungsprozesse, motivierende Gesundheitsberatung, Strategien pflegerischer Arbeit (professionelle Sorge / Caring) sowie Studiengangsentwicklung.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit & Gesundheit, Prof. Dr. Klaus Müller, Telefon: +49 69 1533-3812, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


 Foto: Prof. Dr. Klaus Müller ist Experte für Pädagogische Aufgaben in der Pflege an der Frankfurt UAS (Kevin Rupp/Frankfurt UAS)

Vorstand Dekanekonferenz Pflegewissenschaft wiedergewählt

steve strupeitVorstand Dekanekonferenz Pflegewissenschaft wiedergewählt

Die Bundes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft hat auf ihrer Bundestagung am 5./6. Mai den aktuellen Vorstand im Amt bestätigt. Neben Prof. Dr. Steve Strupeit von der PH Schwäbisch Gmünd als Vorsitzender des Vorstands gehören in den nächsten drei Jahren weiterhin Prof. Dr. Julia Lademann von der Frankfurt University of Applied Science und Prof. Dr. Johannes Gräske von der Alice-Salomon Hochschule in Berlin dem Vorstand an.

Die Bundes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft ist der Zusammenschluss der Dekaninnen und Dekane pflegewissenschaftlicher Fachbereiche bzw. Institute und der assoziierten Vertreterinnen und Vertreter pflegewissenschaftlicher Studiengänge an Fachhochschulen, Universitäten und Gesamthochschulen in der Bundesrepublik Deutschland. Er vertritt die Interessen der 67 Mitgliedshochschulen im Bereich der hochschulischen Belange der Pflegewissenschaft.

Momentan beschäftigt sich die Bundes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft mit der Herausforderung der Umsetzung der primärqualifizierenden Pflegestudiengänge. „Hier müssen wir die Akademisierungsquote von derzeit ca. 1,5% weiter steigern. Dafür müssen vor allem die Rahmenbedingungen verbessert werden“ so Prof. Dr. Steve Strupeit. Prof. Dr. Johannes Gräske fügt an, dass „die Finanzierung der Studierenden eines der drängendsten Probleme sei. Sollte dies nicht zeitnah umgesetzt werden, steht die ganze Akademisierung auf der Kippe.“ Frau Prof. Dr. Julia Lademann ergänzt: „Internationale Studien zeigen, dass hochschulisch ausgebildete Pflegefachpersonen nachweislich die pflegerische Qualität verbessern und den Pflegeberufen einen deutlichen Professionalisierungsschub geben.“ Daher setzt sich die Bundes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft weiterhin für eine nachhaltige Verankerung pflegewissenschaftlicher Studiengänge an deutschen Hochschulen und Universitäten ein.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Steve Strupeit


 Foto: Vorsitzender des Vorstands Prof. Dr. Steve Strupeit, PH Schwäbisch Gmünd