Universität Lübeck: Angewandte Pflegewissenschaft – Neuer berufsbegleitender Studiengang startet

Bildschirmfoto 2022 08 23 um 08.41.17Universität Lübeck: Angewandte Pflegewissenschaft – Neuer berufsbegleitender Studiengang startet

An der Universität zu Lübeck beginnt der neue berufsbegleitende Bachelorstudiengang „Angewandte Pflegewissenschaft“ zum Wintersemester 2022/'23. Das Fach ermöglicht dreijährig ausgebildeten Pflegefachpersonen, den akademischen Hochschulabschluss Bachelor of Science zu erlangen. 

Darüber hinaus können sie mehrere zusätzliche Qualifizierungen erwerben, zum Beispiel zur Ausübung heilkundlicher Aufgaben in der Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden oder Demenz sowie in der Praxisanleitung. 

Bewerbungen sind möglich

Der Studiengang umfasst sieben Semester, ein direkter Einstieg in das dritte Fachsemester ist bei Anerkennung der erfolgreich absolvierten Berufsausbildung durch den Prüfungsausschuss vorgesehen. Zu Beginn jeden Wintersemesters werden 20 Studienplätze verfügbar sein. Bewerbungen sind bereits möglich, der Bewerbungszeitraum endet am 15. September 2022. 

Der Studienverlauf ist auf ein Teilzeit-Studium ausgerichtet. Die Lehrveranstaltungen werden an drei zusammenhängenden Tagen pro Woche stattfinden, sodass das Studium mit einer Berufstätigkeit im Teilzeit-Umfang von bis zu 50 Prozent verbunden werden kann. Zugangsvoraussetzung sind die allgemeine Hochschulreife und eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem Pflegeberuf (Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Altenpflege oder generalistische Pflegeausbildung). 

Daneben steht der Studiengang auch Personen offen, die über eine allgemeine Hochschulreife verfügen, sich aber noch in einer dreijährigen Ausbildung in einem Pflegeberuf befinden; eine abgeschlossene Probezeit ist in diesem Fall Voraussetzung. 

Vielfältige Qualifikationen

Pflegefachpersonen erwerben mit diesem Studiengang vielfältige Qualifikationen. Insbesondere erlangen sie umfangreiche Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Gesundheits- und Pflegewissenschaft und evidenzbasierten Arbeiten, personenzentrierte Pflege, interprofessionelle Zusammenarbeit und Qualitätssicherung in der Pflege. 

Außerdem können sie zwischen mehreren Vertiefungen wählen. Zum einen können sie sich entscheiden, ob sie zusätzlich zum Bachelorabschluss noch eine Qualifikation als Praxisanleiterin oder Praxisanleiter erwerben oder sich im Bereich der Entscheidungsunterstützung und -begleitung („Decision Coaching“) von Menschen mit Pflegebedarf spezialisieren wollen. Sogenannte „Decision Coaches“ unterstützen Prozesse für eine gemeinsame Entscheidungsfindung („Shared Decision Making“) bei schwierigen Entscheidungen über künftige Pflege- oder Versorgungsstrategien (zum Beispiel Entscheidung über den Einzug in eine Pflegeeinrichtung). 

Zum anderen bietet der Studiengang die Möglichkeit, die Erlaubnis zur selbstständigen Ausübung heilkundlicher, bisher dem ärztlichen Beruf vorbehaltener Aufgaben zu erwerben. Hierunter fallen bestimmte diagnostische und therapeutische Maßnahmen in der Versorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen, wie zum Beispiel die Verschreibung von Wundauflagen oder anderen Hilfsmitteln. Bereits seit mehreren Jahren gibt es in der Gesetzlichen Krankenversicherung eine Modellklausel, die unter bestimmten Voraussetzungen die selbstständige Ausübung dieser Tätigkeiten durch zusätzlich qualifizierte Pflegefachpersonen erlaubt. Bisher ist diese Modellklausel jedoch kaum umgesetzt, auch weil es an entsprechenden Qualifizierungsangeboten mangelt. 

Der neue Studiengang an der Universität zu Lübeck wirkt diesem Manko entgegen. Er ist einer der ersten Studiengänge in Deutschland, die die Qualifikation für heilkundliche Tätigkeiten integrieren, und der erste in Schleswig-Holstein. Studierende können sich wahlweise auf die pflegerisch-heilkundliche Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden oder von Menschen mit Demenz spezialisieren. 

Lücken schließen

Ziel ist es, mit dem neuen Studienangebot vor allem Lücken in der Versorgung von chronisch erkrankten Menschen zu schließen. Daher bietet der Studiengang als eine weitere Alternative auch die Möglichkeit an, vertiefte Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der gemeindenahen Pflege zu erwerben. 

Insgesamt eröffnet der Bachelorstudiengang „Angewandte Pflegewissenschaft (berufsbegleitend)“ breite Tätigkeitsfelder. Diese erstrecken sich von der Tätigkeit als Pflegeexpertin oder Pflegeexperte in der ambulanten, langzeitstationären oder akutstationären Pflege über die Tätigkeit als Praxisanleiterin oder Praxisanleiter in der beruflichen oder hochschulischen Pflegeausbildung bis hin zu Aufgabenbereichen in der Qualitätssicherung, Praxisentwicklung oder Pflegeforschung. Darüber hinaus ermöglicht der Bachelorabschluss den Zugang zu unterschiedlichen Masterstudiengängen mit Bezug zum Pflegeberuf (zum Beispiel Gesundheits- und Versorgungswissenschaften oder Pflegewissenschaft, Pflegepädagogik oder Pflegemanagement). 

Studieninteressierte finden nähere Informationen zum Studiengang auf der Homepage. Bei Fragen stehen die Studiengangskoordinatorinnen Katrin Hertel (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) und Claudia Szyca (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) gerne zur Verfügung und können zu konkreten Inhalten informieren und Interessierte beraten. 

Die Universität zu Lübeck 

Die Universität zu Lübeck ist eine kleine Universität mit derzeit etwa 5.160 Studierenden und ca. 341 Mitarbeitenden aus dem technisch-administrativen Bereich, ca. 1.790 wissenschaftlichen Mitarbeitenden (davon etwa 1.432 am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein tätig) und etwa 151 Professor*innen. 

Sie befindet sich seit einigen Jahren in einem für ihre Größe starken Wachstum (2010 waren es noch 1.500 Studierende weniger) und hat sich seit ihrer Gründung 1964 aus einer zweiten Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel heraus zunächst zu einer Medizinischen Hochschule weiterentwickelt und sich über die fünf Jahrzehnte ihrer bisherigen Existenz zu einer Universität mit einem breiten Portfolio rund um die Medizin, die Informatik/Technik und die Naturwissenschaften gewandelt. Dieses Fächerspektrum der Hochschule ordnet sich dabei um ihren Schwerpunkt Medical Life Science unter dem Motto: Im Focus das Leben.


Foto: Katrin Hertel / Uni Lübeck

Neues Denken in der Versorgung

csm srh berlinuniversityofappliedsciences socialsharing orange.jpg fbbbce3d21Neues Denken in der Versorgung

SRH Hochschule für Gesundheit bildet seit 2020 Physician Assistants aus, um dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu begegnen

„Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist in Deutschland allgegenwärtig. Statt Abgrenzung, neuer Sektoren und Zersplitterung sind daher innovative Ideen in transprofessionellen Teams mit klaren Verantwortlichkeiten gefragt. Hier haben Physician Assistants mit ihrer akademischen Ausbildung, aufbauend auf einem Gesundheitsfachberuf, einen hohen Stellenwert“, erläutert Prof. Dr. Henrik Herrmann, Studiengangsleiter im Bachelor-Studiengang Physician Assistant am Studienzentrum Heide der SRH Hochschule für Gesundheit.

Bereits seit 2020 bietet die Gesundheitshochschule der SRH den NC-freien Bachelor-Studiengang Physician Assistant an, mittlerweile an vier Standorten: den Campus Gera, Heidelberg, Rheinland in Leverkusen sowie dem Studienzentrum Heide. Der Physician Assistant ist ein medizinischer Assistenzberuf, der vor allem in den USA sowie seit etwa 15 Jahren in den Niederlanden verankert ist. Die Etablierung des Berufsbilds wird von der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gefördert. Prof. Dr. Henrik Herrmann erklärt: „Unter ärztlicher Delegation übernehmen Physician Assistants insbesondere auch im ambulanten Bereich Aufgaben, damit Ärztinnen und Ärzte Zeit für Tätigkeiten haben, für die sie zwingend benötigt werden. Sie führen definierte diagnostische und therapeutische Maßnahmen zur Unterstützung und Entlastung der ärztlichen Profession durch.“

In der akademischen Ausbildung zum Physician Assistant wird den Studierenden umfangreiches Wissen vermittelt, um Ärzt:innen bei ihrer Arbeit zu unterstützen, aber auch um komplexe Aufgaben in der Gesundheitsversorgung durchzuführen. So können Absolvent:innen z. B. Wundversorgung und -verschlüsse vornehmen oder auch orientierende Ultraschalluntersuchungen, als delegierte ärztliche Leistungen, durchführen. Sie sind sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Versorgung tätig und können wesentlich dazu beitragen, bestehende Versorgungslücken zu kompensieren. „Nur mit neuem Denken und zusammen werden wir die Versorgung gerade im ländlichen Raum zukunftssicher gestalten können“, sagt Prof. Dr. Henrik Herrmann abschließend.

Wissenschaftliche Ansprechpartner: https://www.srh-gesundheitshochschule.de/unsere-hochschule/hochschulteam/henrik-herrmann/

Ausbildung in der Pflege 2021: 5 Prozent mehr kann nur ein Anfang sein

logo 3Ausbildung in der Pflege 2021: 5 Prozent mehr kann nur ein Anfang sein

Höhere Steigerungsraten zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung unabdingbar

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, haben im Jahr 2021 rund 56 300 Auszubildende eine Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann begonnen. Somit wurden 5 Prozent mehr Ausbildungen begonnen als 2020. Die Ausbildung wurde mit dem Pflegeberufereformgesetz (PflBRefG) von 2017 begründet. Durch diesen Schritt führte man die bis dahin getrennten Ausbildungen in den Berufen Gesundheits- und Krankenpfleger/-in, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-in sowie Altenpfleger/-in zum Berufsbild Pflegefachfrau/-mann zusammen. Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, merkt an:  

„Eine Steigerung von 5 Prozent im vergangenen Jahr kann lediglich als Anfang gesehen werden. Wenn alle, die sich momentan in der Ausbildung befinden, auch wirklich dem Beruf dauerhaft zur Verfügung stehen, reicht dies gerade mal aus, den Abgang der nächsten 10 bis 15 Jahre durch Berentung auszugleichen. Weder der Ausgleich durch die aufgrund der Demografie zunehmenden Pflegebedarfe, noch der Ausgleich für den jetzt ja schon hohen zusätzlichen Personalbedarf, wird damit gelingen“, warnt Mai.

„Dafür bräuchte man für die nächsten Jahre Steigerungsraten von jeweils 10 bis 20 Prozent. Daneben gibt es ja auch eine hohe Zahl von Ausbildungsabbrechern, im Extremfall beträgt diese über 30 Prozent. Was wir brauchen sind zunächst einmal gute differenzierte Zahlen der gesamten Versorgungssituation im Pflegeberuf und deutliche Unterstützung der Auszubildenden, beispielsweise durch ausfinanzierte Ausbildungsbegleiter oder Schulsozialarbeit, auch in den Pflegeschulen. Die Belastungssituation im Praxisfeld führt natürlich ebenfalls zu frühzeitigen Ausbildungsabbrüchen und ist dementsprechend proaktiv anzugehen“, betont Mai.


Zur Pressemitteilung: https://www.pflegekammer-rlp.de/index.php/news-lesen-130/ausbildung2021-5-prozent-nur-anfang.html