Klinikum Nürnberg weitet das interprofessionelle Lehrangebot weiter aus

Klinikum Nürnbergcfp Gruppe08.12.2022Foto: Giulia IannicelliGemeinsames Lernen – voneinander, miteinander, übereinander: Unter diesem Motto setzt das Klinikum Nürnberg bereits seit rund zehn Jahren auf interprofessionelles Lernen und Lehren. So besuchen Studierende der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg (PMU), Pflegeschüler*innen vom Centrum für Pflegeberufe (cfp) gemeinsame Theorie-Lehrveranstaltungen oder finden in Projekten wie der interprofessionellen Ausbildungsstation NIPSTA zusammen. Anfangs waren Dual-Studierende der Evangelischen Hochschule Nürnberg eingebunden, inzwischen wurde das Angebot erweitert, indem auch die Studierenden der Nürnberg School of Health in das Konzept integriert werden.

Die Auftaktveranstaltung Anfang Dezember wurde von über 120 Teilnehmenden besucht, die in sieben Kleingruppen eingeteilt und von interprofessionellen Dozenten-Teams durch den Tag geführt wurden. Im Mittelpunkt standen Themen wie die berufliche Identifikation, Fehlermanagement und -vermeidung im Gesundheitswesen und Teamübungen. „Ich freue mich, dass wir mit unserem Programm einen sehr konstruktiven und intensiven Austausch angeregt haben. Die Resonanz war auch sehr positiv,“ fasst Claudia Schuck, Referentin Interprofessional Education (IPE) am Klinikum Nürnberg, zusammen. „Damit sind wir dem Ziel, die Interprofessionalisierung in den Lehrplänen fest zu verankern und mit Leben zu füllen, ein Stück nähergekommen.“

Vier Berufsgruppen lernen gemeinsam

Hintergrund der Initiative sind die zunehmende Akademisierung der Gesundheitsberufe, internationale Entwicklungen sowie neue gesetzliche Vorgaben im Rahmen von Ausbildung und Studium. „Interprofessionelle Lehrkonzepte dienen letztlich einer optimierten Patientenversorgung“, so Schuck weiter. „Wo Vertreter*innen verschiedener Berufe in einem gut funktionierenden Team zusammenarbeiten, lassen sich die Kommunikation, die gegenseitige Wertschätzung und die Zusammenarbeit verbessern. Viele Fehler können bereits im Vorfeld vermieden werden.“
Das Thema IPE ist am Klinikum Nürnberg nicht neu. Bereits seit rund zehn Jahren gibt es interprofessionelle Theorie-Lernangebote sowie seit 2019 die Nürnberger (N) Interprofessionelle (IP) Ausbildungsstation (STA) NIPSTA – auf einer Station der Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie und der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie. Hier werden die Patient*innen von Studierenden der PMU und Pflegeschüler*innen vom cfp in Eigenregie versorgt.

Zu diesen beiden Berufsgruppen kommen jetzt die angehenden Digitalen Gesundheitsmanager*innen sowie die künftigen Hebammen der Nürnberg School of Health, mit der das Klinikum Nürnberg seit 2021 kooperiert.

Nächster Projekttag mit Schauspielpatientinnen und -patienten

Auch im kommenden Jahr sind gemeinsame Aktionstage geplant. So bereitet eine interprofessionelle Gruppe bereits den nächsten IPE-Projekttag vor, der im März 2023 stattfinden soll. Dabei soll unter anderem ein sogenannter „Skills-Simulations-Parcour“ aufgebaut werden, bei dem die Lernenden mit Schauspielpatient*innen und medizinischen Modellen Notfallsituationen realitätsnah üben und interprofessionell meistern können.

Foto: Die Teilnehmenden der IPE-Auftaktveranstaltung im Garten des Nürnberger Centrums für Pflegeberufe. Foto: Giulia Iannicelli / Klinikum Nürnberg

Flächendeckende Ausbildungsmöglichkeiten mit Pflegeassistenz-Schulprojekten in Tirol

Bildungszentrum für Gesundheitsberufe BIZVorstellung „Pflege-Schwerpunkt“ an der Fachschule für ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement Landeck-Perjen

  • Insgesamt 161 SchülerInnen besuchen derzeit Pflege-Schwerpunkt in fünf Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA)
  • Rund 40 Prozent der AbsolventInnen streben weitere Ausbildung im Pflegebereich an

Der erste Modellschulversuch der dreijährigen Ausbildung zur Pflegeassistenz startete im Herbst 2020 an der Ferrarischule in Innsbruck. Darauf folgten Pflegeassistenz-Schulprojekte im Herbst 2021 an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA) Rotholz, Imst und Landeck-Perjen sowie im heurigen Jahr an den Standorten in St. Johann und Lienz. Somit steht an allen fünf Schulstandorten der Landwirtschaftlichen Lehranstalten den SchülerInnen das Angebot des Schwerpunkts „Pflegeassistenz“ zur Verfügung. Insgesamt 161 SchülerInnen absolvieren derzeit die Ausbildung zur Pflegeassistenz in den fünf Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Tirol. Eine durchwegs positive Bilanz, die auch Gesundheits- und Bildungslandesrätin Cornelia Hagele besonders freut: „Durch die Kooperationen der Gesundheits- und Krankenpflegeschulen in den Tiroler Bezirken mit den landwirtschaftlichen Schulen stehen den Absolventinnen und Absolventen viele Türen wohnortnah offen. Zudem trägt das Pilotprojekt wesentlich dazu bei, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern und die regionale Versorgung zu sichern.“

Mit dem Ausbildungsmodell des „Pflegezweigs“ in den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen soll jungen Menschen nicht nur ein Einblick in die Pflegeberufe gegeben werden, sondern vor allem auch der frühere Einstieg in den Beruf als PflegeassistentIn ermöglicht werden. Rund 40 Prozent der AbsolventInnen streben laut deren Auskunft nach ihrem Abschluss eine weitere Ausbildung im Gesundheits- und Sozialbereich an. „An dem großen Anteil der Absolventinnen und Absolventen, die nach dem Abschluss des ‚Pflegezweigs‘ in den Gesundheits- und Krankenpflegebereich einsteigen, zeigt sich das bestehende Interesse von jungen Menschen an den Pflege- und Betreuungsberufen“, betont LRin Hagele und führt weiter aus: „Mit dem Ausbildungsmodell wollen wir jungen Menschen einen Berufseinstieg mit Zukunftsperspektiven bieten und treten mit dieser Ausbildungsschiene auch dem Pflegekräftemangel aktiv entgegen.“

Bei einem gemeinsamen Treffen der DirektorInnen im Bezirk Landeck heute, Mittwoch, sprachen sich auch Anneliese Flasch und Heinz Kofler, DirektorInnen des St. Vinzenz Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (BIZ) und der Fachschule für ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement (FSBHM) Landeck-Perjen für die weitere Förderung des Ausbildungsmodells „Pflegezweig“ an den Fachschulen aus: „Mit Abschluss des Schwerpunkts Pflegeassistenz, das seit letztem Jahr als Kooperation zwischen den beiden Schulen angeboten wird, stehen den Absolventinnen und Absolventen vielfältige wohnortnahe Arbeits- und Weiterbildungsmöglichkeiten offen – von den örtlichen Alters- und Pflegeheimen, über die Gesundheits- und Sozialsprengel oder im regionalen Krankenhaus bis hin zu einer verkürzten Ausbildung zur Pflegefachassistenz an dem Bildungszentrum für Gesundheitsberufe in Zams.“

Lehre für Assistenzberufe als Pilotprojekt ab Schuljahr 2023/24

Aufgrund der erfolgreichen Bilanz soll das Ausbildungsmodell des „Pflegezweigs“ künftig auf alle Tiroler Bezirke ausgerollt werden und zudem eine eigene „Lehre für Assistenzberufe“ als Pilotprojekt ab dem Schuljahr 2023/24 umgesetzt werden. „Mit dem Ausbau der Pflegeausbildung an weiteren Standorten, der Erweiterung von flexiblen Ausbildungsmodellen wie dem ‚Pflegezweig‘ sowie der finanziellen Unterstützung für Auszubildende legen wir heute den Grundstein für unsere künftige Gesundheitsversorgung. Dadurch sollen die Fachkräfte von morgen für den Pflegeberuf begeistert und das qualitätsvolle Berufsbild weiter gestärkt werden“, so LRin Hagele.

Über den Einstieg in die Pflege an einer LLA

Die Ausbildung an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten mit dem Schwerpunkt Pflegeassistenz ist grundsätzlich so konzipiert, dass die SchülerInnen an allen fünf Standorten in den drei Jahren dieselben Kompetenzen erlernen, damit eine möglichst einheitliche Ausbildung geschaffen wird. Im Anschluss an die dreieinhalbjährige Ausbildung steht den AbsolventInnen zudem die Möglichkeit einer verkürzten Ausbildung zur Pflegefachassistenz offen.

Konkret absolvieren die SchülerInnen im Rahmen der dreijährigen Ausbildung im Fachbereich „Ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement“ der Landwirtschaftlichen Lehranstalten das erste Semester der einjährigen Ausbildung zur Pflegeassistenz und können dann direkt im Anschluss an die LLA nach weiteren sechs Monaten Praxis an den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen in den Bezirken die Berufsausbildung zur Pflegeassistenz abschließen. Neben der sechsmonatigen praktischen Ausbildung in den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, absolvieren die SchülerInnen zudem während der dreijährigen Ausbildung in den Fachschulen zwischen dem zweiten und dritten Jahrgang ein verpflichtendes Praktikum, wodurch sie bereits hier einen ersten Einblick in die Praxis des Pflegeberufs erhalten.


 Quelle: Flächendeckende Ausbildungsmöglichkeiten mit Pflegeassistenz-Schulprojekten in Tirol | Land Tirol

Foto: Beim Besuch der Fachschule für ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement (FSBHM) Landeck-Perjen: (v.l.) Heinz Kofler, Direktor der FSBHM, LRin Cornelia Hagele, Anneliese Flasch, Direktorin des St. Vinzenz Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (BIZ).© Land Tirol/Krepper

Schweiz: Am Jahrestag der Annahme der Pflegeinitiative – Nationalrat stimmt Ausbildungsoffensive zu

pflege ausbildungsoffensive schweizDer Nationalrat hat auf den Tag genau ein Jahr nach der Annahme der Pflegeinitiative dem Paket 1 des Bundesrats zur Umsetzung zugestimmt. Damit stellt der Bund die Mittel für eine Ausbildungsoffensive zur Verfügung, sofern die Kantone die entsprechenden Mittel sprechen. «Vor dem Hintergrund der angespannten Situation in der Praxis ist der Entscheid dringend nötig», erklärt Yvonne Ribi, die Geschäftsführerin des SBK. Sie fordert von den Kantonen, nun endlich ihre Hausaufgaben zu machen, damit die Ausbildungsoffensive ins Rollen kommt. Denn dafür brauche es nicht nur Geld, sondern auch genügend Berufsbildner:innen für die Betreuung der Studierenden in der Praxis.

Der Nationalrat hat am 28. November das Bundesgesetz über eine Ausbildungsoffensive und den eigenverantwortlichen Bereich für Pflegefachpersonen mit 132 zu 47 Stimmen angenommen. Der Bund will die Ausbildungsoffensive in der Pflege mit rund 500 Millionen Franken finanzieren. Das Geld wird nur dann gesprochen, wenn auch die Kantone Gelder in gleicher Höhe zur Verfügung stellen.

«Wir sind sehr froh, dass der Nationalrat das Paket 1 integral angenommen hat. Alles andere wäre enttäuschend gewesen», sagt Yvonne Ribi, die Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK. Sie verlangt, dass die Kantone endlich vorwärts machen, damit die Ausbildungsoffensive ins Rollen kommt. Die bis anhin passive Haltung der Kantone sei ernüchternd: «Gemäss unseren Informationen haben erst die Kantone Bern, Tessin und Wallis die Voraussetzungen geschaffen, um die Ausbildungsoffensive umzusetzen. Die anderen bleiben einfach untätig. In der Zwischenzeit steigt der Druck auf die Leute in der Praxis laufen an.»

Für die Ausbildungsoffensive braucht es zwingend auch genügend Fachpersonen als Berufsbildner:innen in der Praxis, erklärt Yvonne Ribi: «Die Studierenden müssen in den Praktika gut betreut werden. Das setzt voraus, dass genügend entsprechend ausgebildetes Personal vorhanden ist und die Berufsbildner:innen Zeit haben für die Begleitung der Studierenden.» In der aktuellen Situation mit über 7300 offenen Stellen für Pflegefachpersonen müssen folglich die Kantone alles daran setzen, die verbliebenen Leute im Beruf zu halten. «Wir fordern gemeinsam mit Gewerkschaften fünf Sofortmassnahmen, um den «Pflexit» zu stoppen. Die Kantone sind jetzt in der Verantwortung, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.»

Der SBK bedankt sich bei Bundesrat und Parlament für die rasche Umsetzung der ersten Etappe. Er fordert den Bundesrat auf, das Paket 2 rasch in die Vernehmlassung zu schicken. «Damit die Pflegeinitiative die Arbeitsplatzsituation der Pflegenden verbessern, müssen drei Kernforderungen umgesetzt werden: «Bessere Arbeitsbedingungen, eine bedarfsgerechte Personaldotation und eine angemessene Finanzierung der Pflegeleistungen», erklärt Ribi.