BMFSFJ: Das Interesse an einer Ausbildung in der Pflege ist groß

20221108 kampagne pflege kann was 2Immer mehr Menschen entscheiden sich für den Zukunftsberuf Pflege. Im Jahr 2021 nahmen sieben Prozent mehr Menschen eine Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann auf. Das zeigt der zweite Bericht der Ausbildungsoffensive Pflege.

Das Interesse an einer Ausbildung in der Pflege ist groß. Das zeigt der zweite Bericht der Ausbildungsoffensive Pflege, der die Entwicklung der Zahlen bei den Auszubildenden und Studierenden darstellt. Im Jahr 2021 nahmen insgesamt 61.329 Personen eine Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann auf. Das sind sieben Prozent mehr als im Vorjahr. 2020 hatten 57.294 Auszubildende die Ausbildung zur Pflegefachkraft aufgenommen. Damit ist die Pflegeausbildung der mit Abstand größte Ausbildungsberuf in Deutschland.

Auszubildende sind zufrieden

Der zweite Bericht der Ausbildungsoffensive Pflege zeigt auch: Die neue Pflegeausbildung ist inhaltlich und finanziell attraktiv und die Zufriedenheit der Auszubildenden hoch. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts beträgt die Brutto-Ausbildungsvergütung bereits im ersten Ausbildungsjahr durchschnittlich 1166 Euro (Medianwert) und liegt damit deutlich über der Ausbildungsvergütung anderer Berufe. Forschungsergebnisse des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigen, dass die Auszubildenden die neue Ausbildung insgesamt positiv wahrnehmen.

Pflegestudium attraktiver machen

Gleichzeitig macht der Bericht deutlich, dass sich das neue Pflegestudium in der Bundesrepublik noch nicht flächendeckend als attraktives Angebot durchsetzen konnte. Weitere Maßnahmen sind deshalb nötig sind, um das Pflegestudium attraktiver zu machen.

Weitere Themen des Berichts sind: Die Bereitstellung von Studienplätzen in der Pflegepädagogik, die Teilzeitausbildung, die Sicherung der Ausbildungsqualität und des Ausbildungserfolgs sowie die Förderung von Umschulung und Weiterbildung.


Foto: Mit der Informationskampagne "Pflege kann was" will das Bundesfamilienministerium Schülerinnen und Schüler für eine Ausbildung in der Pflege gewinnen © BMFSFJ

Gegen den Mangel: FH bildet Lehrkräfte für das Gesundheitswesen aus

fh bielefeld lehrkräfte gesundheitswesenDer Bedarf ist enorm: Knapp 1.000 Lehrkräfte fehlen kurz- und mittelfristig an den Schulen des Gesundheitswesens in NRW. Die Fachhochschule (FH) Bielefeld steuert dagegen und bildet in zwei aufeinander aufbauenden Studiengängen fundiert und praxisnah Lehrkräfte für Gesundheitsberufe aus. Erst kürzlich wurden die Studienkapazitäten erhöht. Damit leistet die FH – Stichwort Pflegenotstand – auch einen wichtigen Beitrag für die Gesundheitsversorgung der Region.

Bielefeld (fhb). Zu wenig medizinisches Personal, überlastete Pflegekräfte: Spätestens die Pandemie hat den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen offenbart. Der Mangel beginnt aber nicht erst in den Einrichtungen, auf den Kranken- und Pflegestationen oder im ambulanten Dienst, sondern schon vorher. „Es fehlt an Lehrkräften an den Schulen des Gesundheitswesens, die die dringend benötigten Fachkräfte für Pflege und Therapie ausbilden. Deshalb konnten bereits einige Ausbildungsgänge nicht starten“, sagt Prof. Dr. Marisa Kaufhold, zuständig für das Lehrgebiet Berufspädagogik für Gesundheitsberufe am Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld. Ein Bereich, der seit fast dreißig Jahren Erfahrung in der Ausbildung von Lehrkräften für Gesundheitsberufe hat.

FH Bielefeld greift aktuelle Bedarfe in der Ausbildung auf

In dieser Zeit haben sich die Anforderungen im Gesundheitsbereich stetig gewandelt, die fachlichen ebenso wie die gesetzlichen. Die FH hat darauf mit entsprechenden Anpassungen und der permanenten Weiterentwicklung der Studiengänge reagiert. „Mit unserem Angebot greifen wir somit auch aktuelle Bedarfe auf“, betont Marisa Kaufhold. Sie leitet den Masterstudiengang Berufspädagogik Pflege und Therapie, der derzeit in Kombination mit einem einschlägigen Bachelorabschluss, wie zum Beispiel dem Bachelor Gesundheit der FH, für die Lehrtätigkeit qualifiziert. Mit dem Masterabschluss erfüllen die Absolventinnen und Absolventen die (angestrebten) gesetzlichen Anforderungen für ausgebildete Lehrkräfte an Schulen des Gesundheitswesens und sind gut auf ihr Berufsleben vorbereitet.

Lehrerausbildung ist grundlegend für die Versorgungssicherheit im regionalen Gesundheitsbereich

Wie wichtig und sinnvoll das ausgereifte Studienangebot der FH ist – gerade in der Region –, wurde jetzt auf einem Begegnungstag des Fachbereichs zum Thema mit internen und externen Teilnehmenden deutlich. Oliver Neuhaus war einer von ihnen. Er leitet seit 2010 die Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken Minden mit rund 700 Auszubildenden in neun Gesundheitsberufen und zwei Studiengängen, in Kooperation mit der FH. Neuhaus verweist dazu auf einen besonderen Mangel: „Das Verhältnis von Lehrenden und Auszubildenden beträgt am Beispiel unserer Pflegeschule nach Vorgabe des Landes 1:25, statt wie vom Bund gefordert 1:20. Könnten wir diesen Schlüssel umsetzen, hätten wir fünf Lehrerstellen mehr. Und ginge es nach dem Bremer Verhältnis von 1:15, wären es zwölf Stellen mehr“, rechnet Neuhaus vor. „Was dann an Bildung möglich wäre!“

Möglich ist ihm derzeit aber nicht einmal die adäquate Erfüllung des 1:25-Schlüssels. Statt voll ausgebildeter Lehrkräfte nutzt Neuhaus die Sonderregelung des Landes und setzt auch Bachelorabsolventen und -absolventinnen im Unterricht ein und fördert deren berufsbegleitende Weiterqualifizierung durch ein Masterstudium. Er weiß um die Schwierigkeiten aus eigener Erfahrung als Lehrer: „Ich habe damals selbst berufsbegleitend studiert und kenne die Zerrissenheit: Man steckt selbst noch mitten in der Ausbildung und unterrichtet zugleich andere Auszubildende.“ Mit entsprechenden Personalentwicklungsmaßnahmen federt Neuhaus an seiner Schule den Konflikt etwas ab und weiß dabei auch die Kooperation mit der FH sehr zu schätzen: „Das Studium ist sehr an der Berufspraxis ausgerichtet und lässt sich hervorragend mit ihr vereinbaren. Und das Beste: Es erfüllt gleichzeitig auch höchste wissenschaftliche Ansprüche!“ Für die Region sei das Bielefelder Angebot der Lehrerausbildung enorm wichtig: „Es ist die Basis für die Ausbildung der Fachkräfte und damit grundlegend für die Versorgungssicherheit im regionalen Gesundheitsbereich.“ Oliver Neuhaus sieht deshalb vor allem die Politik gefordert und wünscht mehr Studienplätze. Denn er ist sich sicher: „Ohne Masterabschluss geht es nicht.“

Masterstudiengang fördert pädagogische Kompetenzen

Das kann Viktoria Schwarze nur bestätigen. Die gelernte Ergotherapeutin arbeitet nach mehrjähriger Berufstätigkeit und dem zusätzlichen Bachelorabschluss in Ergotherapie als Lehrerin am Lippe Institut mit den Fachschulen für Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie in Bad Lippspringe. Die fachlichen Inhalte waren dabei nie das Problem. „Aber bei der Vermittlung habe ich mir doch mehr pädagogische Kompetenzen gewünscht.“ Kolleginnen empfahlen ihr den Bielefelder Masterstudiengang Berufspädagogik Pflege und Therapie. Zudem bestätigten Bielefelder Studierende, die ihr Praxissemester in Bad Lippspringe absolvierten, im Austausch mit Victoria Schwarze die Qualität der akademischen Ausbildung an der FH. Viktoria Schwarze beschloss: „Das mache ich auch.“ Und hat es nicht bereut. Demnächst reicht sie ihre Masterarbeit ein und sagt jetzt schon: „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich kann meinen Unterricht auf Grundlage der theoretischen Kenntnisse aus dem Studium viel besser gestalten, es hilft enorm bei der Vorbereitung, Nachbereitung und Analyse. Und der wissenschaftliche Hintergrund mit der breiteren Perspektive erleichtert auch die curriculare Tätigkeit.“

Darauf, dass mit dem Master noch nicht Schluss ist, weist Anne Teigeler-Niehüser hin. Die gelernte Krankenschwester hat sich an der FH Bielefeld im Bachelor- und Masterstudiengang für die Lehre an Schulen des Gesundheitswesens qualifiziert und ist nach ihrem Praxissemester an der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen (ZAB) in Gütersloh gleich dortgeblieben. Inzwischen ist sie seit eineinhalb Jahren stellvertretende Schulleiterin und hat nicht nur Veränderungen der fachlichen Anforderungen, wie etwa die Generalisierung der Pflegeausbildung, beobachtet. „Auch die Schülerschaft hat sich verändert, ihre Zusammensetzung, ihr Bedarf. Darauf muss auch die Lehre reagieren. Qualifizierungen im Nachgang des Studiums sind deshalb für die Lehrkräfte enorm wichtig.“ Akademische Weiterbildungsangebote werden diesem Anspruch gerecht, so Teigeler-Niehüser.

Die FH Bielefeld hat sich auch auf diesen Bedarf längst eingestellt: Von Digitalisierung im Gesundheitsbereich über Handlungsfelder beruflichen Bildungspersonals bis hin zu Schulmanagement und -entwicklung bietet sie in berufsbegleitenden Zertifikatsangeboten eine aktuelle und wissenschaftlich fundierte Weiterqualifizierung an.


Foto: Qualifizierungen im Nachgang des Studiums sind auch deshalb für die Lehrkräfte enorm wichtig, weil sich die Schülerschaft stetig verändert (P. Pollmeier/FH Bielefeld)

Drei neue Interprofessionelle Ausbildungsstationen gestartet – Hebammenschülerinnen ergänzen interdisziplinäres Projekt

IPSTA im ELKI UKB PflegeausbildungHebammenschülerinnen ergänzen interdisziplinäres Projekt

Mitte Oktober sind drei neue Interprofessionelle Ausbildungsstationen (IPSTAs) am Universitätsklinikum Bonn (UKB) gestartet. Neben angehenden Ärztinnen und Ärzten und Pflegeauszubildenden sind diesmal auch Hebammenschülerinnen an dem modernen Ausbildungskonzept beteiligt.

Auf der Kinderherzchirurgie, der Kinderkardiologie und der Wöchnerinnenstation im Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) sind letzte Woche drei neue IPSTAs in Kooperation des UKB mit der Medizinischen Fakultät gestartet. Auszubildende der Pflege und angehende Ärztinnen und Ärzten sind dabei drei Wochen lang in den Klinikalltag integriert und lernen mehr über die praktische interprofessionelle Zusammenarbeit auf einer Station. Die sogenannten Tandems aus Medizinstudierenden und Pflegeauszubildenden werden bei ihren Aufgaben von einer erfahrenen Kinderkrankenschwester und einer Ärztin begleitet, damit sie sich auch in kritischen Situationen sicher fühlen und die Patientinnen und Patienten optimal versorgt sind.

„Auf unserer kinderherzchirurgischen Station werden sehr junge Patientinnen und Patienten mit komplexen Herzerkrankungen behandelt. Wir sind sehr zufrieden mit dem tollen Engagement unserer medizinischen und pflegerischen Nachwuchskräfte und auch bei Eltern und Kindern kommt die Versorgung im Rahmen der IPSTA sehr gut an“, sagt Daiva de Paul, Fachärztin für Kinderkardiologie am UKB. Diesmal neu ist, dass auch Hebammenschülerinnen mit von der Partie sind. Die Einbindung der Hebammen weitet die Sensibilisierung für andere medizinische Bereiche während der IPSTA auf eine neue Berufsgruppe aus.

Die Hebammenschülerin nimmt an allen gemeinsamen Lehrinhalten teil, im Gegensatz zu den Pflegeauszubildenden und den Medizinstudierenden im praktischen Jahr (PJ) ist sie aber nicht die ganze Zeit auf der kinderherzchirurgischen oder -kardiologischen Station vor Ort. „Im Sinne einer ganzheitlichen familienzentrierten Medizin in der Kinderklinik wird die Hebammenschülerin per Konsil, also einer Beratung, hinzugebeten, wenn Mütter herzkranker Kinder Unterstützung benötigen. Kinder mit angeborenem Herzfehler sind beispielsweise noch sehr jung und eine Hebamme kann bei Fragestellungen zum Stillen oder der Mutter-Kind-Bindung gezielt Rat geben“, so Kinderkrankenschwester Christina Kariyawasam, die die IPSTA diesmal als erfahrene Pflegefachkraft begleitet.

Parallel findet aktuell eine IPSTA auf der Wöchnerinnenstation des UKB statt. Dort ist auch die Praxisanleiterin für die Hebammenschülerinnen angesiedelt. Hierhin werden Mütter mit ihren Babys zwei bis vier Stunden nach der Entbindung verlegt um das Neugeborene in Ruhe willkommen zu heißen und sich gegenseitig kennenzulernen. Auch dort profitieren die Mütter und die Neugeborenen während der IPSTA von der intensiven Betreuung durch Hebammen, Pflegeauszubildende und Medizinstudierende im PJ. Das erfolgreiche Konzept der IPSTA kommt ursprünglich aus Schweden. Am UKB, das Vorreiter des Projekts in NRW war, finden die IPSTAs bereits seit 2019 regelmäßig statt. Die Resonanzen der interprofessionellen Auszubildenden sowie der Patientinnen und Patienten sind so positiv, dass die IPSTA am UKB auch in Zukunft weiter stattfinden und auf andere Fachbereiche ausgeweitet werden wird.


Foto: Im Rahmen einer IPSTA im ELKI werden Familien sowohl von Pflegeauszubildenden (1.v.l.), Medizinstudierenden im PJ (3.v.l.) und neuerdings auch Hebammenschülerinnen (1.v.r.) gemeinsam betreut – eine Kinderkrankenschwester (2.v.r.) und eine Ärztin (2.v.l.) sind immer dabei. (c) Universitätsklinikum Bonn/K. Wislsperger