Der Klimawandel wird Thema im Pflegestudium – HSBI unterschreibt Selbstverpflichtung

klimawandel pflegestudiumWas können Pflegende tun, um negative Auswirkungen des Klimawandels auf Patientinnen und Patienten zu minimieren? Wie lässt sich Pflege ressourcenschonend organisieren? Das sind zwei Kernfragen, die im Pflegestudium an der Hochschule Bielefeld (HSBI) künftig thematisiert werden. Prof. Dr. Natalie Bartholomäus, unter anderem HSBI-Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit, hat deswegen ein entsprechendes „Nursing School Commitment“ unterschrieben.

Bielefeld (hsbi). Auch in gemäßigten Breiten werden Anzahl, Dauer und Heftigkeit sommerlicher Hitzewellen in Zukunft deutlich ansteigen. Darin ist sich die Mehrzahl der Expertinnen und Experten weltweit einig. Als Hauptursache wird der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt gesehen. „Die Zunahme der Hitzewellen zieht eine ganze Reihe von Problemen nach sich“, erläutert Prof. Dr. Natalie Bartholomäus, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit und Human Resource Management an der Hochschule Bielefeld (HSBI). „Man denkt in diesem Zusammenhang hierzulande vermutlich zunächst an die Landwirtschaft, die unter der Trockenheit leidet. Aber auch im Gesundheitsbereich stehen wir vor neuen Herausforderungen, denen wir als 
eine Hochschule, an der man Pflege studieren kann, aktiv begegnen wollen.“

HSBI erst dritte Hochschule in Deutschland, die die Selbstverpflichtung unterschrieben hat

Tatsächlich steigen die Sterberaten von älteren, chronisch kranken und pflegebedürftigen Menschen an, wenn die Temperaturen über einen längeren Zeitraum auf über 30 Grad Celsius klettern. Es kommt zu einer Zunahme an Herzinfarkten, Nierenversagen oder Atemwegserkrankungen, weil die Hitze den Organismus der geschwächten Menschen extrem strapaziert. Durch gezielte pflegerische Maßnahmen kann diesen Risiken begegnet werden. Das Thema Hitze ist allerdings nur ein Beispiel für Herausforderungen, die eine zukunftsfähiges Pflegestudium in den Blick nehmen muss. Aus diesem Grund hat die HSBI-Vizepräsidentin gemeinsam mit Vertreterinnen des Fachbereichs Gesundheit nun ein „Nursing School Commitment“ unterschrieben mit dem Ziel, die entsprechenden Themen in das Studium zu integrieren. Bartholomäus: „Die Unterzeichnung der Selbstverpflichtung ist eine Konsequenz unserer Nachhaltigkeitsstrategie, die darauf abzielt, in allen Bereichen der HSBI Nachhaltigkeitsziele zu definieren und die dazugehörigen Maßnahmen einzuleiten.“ In Deutschland haben bislang nur die Hochschule Esslingen und die Universität Tübingen das entsprechende „Nursing School Commitment“ unterschrieben. 

Durch die Unterzeichnung verpflichtet sich die HSBI, Inhalte zu Klimawandel, planetarer Gesundheit und Pflege in die Curricula der Pflegestudiengänge einzubinden. Derartige Inhalte werden nun im Projekt „Planetary Health and Nursing“ (PHN) entwickelt. Das Ziel ist die Schaffung von innovativen Lehr- und Lernkonzepten für Pflegestudiengänge auf Bachelor- und Masterebene zum Zusammenhang von Klimawandel, Gesundheit und Pflege. Die Leitung des Projekts haben Prodekanin Prof. Dr. Änne-Dörthe Latteck und Prof. Dr. Christa Büker vom Fachbereich Gesundheit der HSBI übernommen. „Pflegefachpersonen müssen über Wissen und Handlungskompetenzen verfügen, um Patientinnen und Patienten durch geeignete Interventionen vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen“, erläutert Büker. „Ferner sollten sie in der Lage sein, sich in Krankenhäusern oder Pflegeheimen an der Entwicklung von Klimaschutzzielen auf institutioneller Ebene zu beteiligen, zum Beispiel in Bezug auf Maßnahmen zur Abfallreduzierung, zur klimafreundlichen Ernährung oder bei Fragen zu den baulichen Gegebenheiten. Auf diese Weise kann die professionelle Pflege als Motor der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitsbereich fungieren.“

„Nursing Climate Challenge“: Weltweite Kampagne der Initiative „Health Care without Harm“

Die Unterzeichnung der Selbstverpflichtung findet vor dem Hintergrund der weltweit laufenden Kampagne „Nursing Climate Challenge“ statt, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Auswirkungen des Klimawandels auf die zeitgemäße Gestaltung der Pflegeausbildung länderübergreifend in den Fokus zu rücken. Die Kampagne wurde ins Leben gerufen durch „Health Care without Harm“, eine europaweite Initiative, die sich dafür einsetzt, den ökologischen Fußabdruck im Gesundheitssektor zu verringern. Mit Tibo Uyttersprot aus Belgien war ein Vertreter von „Health Care without Harm“ bei der Unterzeichnung an der HSBI vor Ort. Zuvor hatte Uyttersprot die Gelegenheit genutzt, im Rahmen der International Week der HSBI einen Gastvortrag zu halten über die Inhalte der Kampagne.


Zur Pressemitteilung: https://www.hsbi.de/presse/pressemitteilungen/der-klimawandel-wird-thema-im-pflegestudium-hsbi-unterschreibt-selbstverpflichtung

Foto: Müllvermeidung, Recycling und ressourcenschonende Prozesse sind auch im Gesundheitsbereich ein wichtiges Thema. (c) K. Starodubskij/HSBI

 

 

 

Erste akademische Lehrpflegeeinrichtungen bundesweit

20230403 TCALL2Erstmals bundesweit wird es in Bremen akademische Lehrpflegeeinrichtungen in der Langzeitpflege geben. Zum Auftakt eines Pilotprojektes hat Sozialsenatorin Anja Stahmann am  Montag, den 3. April 2023, in der Oberen Rathaushalle Vertreterinnen und Vertreter von drei beteiligten Altenpflegeeinrichtungen sowie des wissenschaftlichen Projektteams empfangen.

"Das Projekt wird nachhaltig bessere Bedingungen für die Pflege entwickeln", sagte Senatorin Stahmann zum Auftakt. "Das bedeutet: bessere Bedingungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen, aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." Gegenstand des Projektes TCALL (Transfercluster akademischer Lehrpflegeeinrichtungen in der Langezeitpflege) seien "technische, digitale sowie strukturelle und prozesssteuernde Innovationen", sagte die Senatorin. Bremen werde damit "zu einem Entwicklungszentrum für die Pflege in der gesamten Bundesrepublik". Trotz der aktuell schwierigen Situation in der Pflege allgemein erweise sich Bremen damit im Bereich der Pflegeforschung und der Umsetzung von Forschung in die Praxis als einer der leistungsstärksten Standorte in Deutschland. Eine Öffnungsklausel im Bremischen Wohn- und Betreuungsrecht ermögliche es, Innovationen aus dem Projekt unmittelbar in der Praxis umzusetzen, sagte Senatorin Stahmann weiter. "In der Praxis können und müssen sich die Neuerungen bewähren, bevor sie bundesweit Verbreitung finden. Dazu ist die enge Zusammenarbeit zwischen Praxis, Forschung, Lehre und Ausbildung von ganz zentraler Bedeutung." 

"Ziel des Bremer Senats ist es, die Gesundheitsversorgung im Land Bremen für alle zu verbessern", sagte Tim Cordßen-Ryglewski, Staatsrat bei der Senatorin für Wissenschaft und Häfen. "Wir haben mit unserer exzellenten Gesundheitsforschung, einer zentralen Säule unseres Wissenschaftsstandorts, eine wesentliche Voraussetzung dafür. Mit einem großen und einmaligen Forschungsprojekt wie 'TCALL' mehr denn je. 'TCALL' hat durch seine Förderdauer von neun Jahren und mit einem Budget von 16 Millionen Euro das Potential, Schritt für Schritt zu einer wirklich hochwertigen Pflegeversorgung beizutragen. Neu dabei ist auch, dass wir in diesem Projekt Forschung, Lehre und Praxis so eng miteinander verknüpfen, dass daraus nachhaltige Transferstrukturen entstehen. Davon profitieren alle Beteiligten, die Pflegebedürftigen genauso wie das Pflegepersonal."

Das Bundesministerium für Forschung und Bildung fördert das Projekt über die gesamte neunjährige Laufzeit mit insgesamt 16 Millionen Euro. Koordiniert wird es von Prof. Dr. Heinz Rothgang, der im SOCIUM an der Universität Bremen die Abteilung Gesundheit, Pflege und Alterssicherung leitet. Ziel des Projektes ist es, neue Entwicklungen in der Pflege zu testen, zu bewerten und deren Einführung bundesweit zu fördern. Operativer Projektstart wird im Sommer sein, derzeit laufen die Vorbereitungen. 

Bei dem Senatsempfang zum Auftakt sind die Projektpartner sowie Akteure aus dem Pflegesektor und der Politik zusammengekommen, darunter auch rund 40 Mitarbeitende aus den drei beteiligten Pflegeeinrichtungen von Caritas und Johannitern. 
Das Projekt vereint die Expertise unterschiedlicher Akteure im Pflegesektor des Landes Bremen. Als wissenschaftliche Projektpartner ist neben dem SOCIUM von der Universität Bremen auch das Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) sowie das Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) eingebunden. Die Hochschule Bremen ist mit dem Zentrum für Pflegeforschung und Beratung beteiligt. 

Am Projekt TCALL sind beteiligt:  

  • Prof. Dr. Heinz Rothgang (SOCIUM)
  • Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann und Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck aus dem Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)
  • Prof. Dr. Karsten Wolf aus dem Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) von der Universität Bremen
  • Prof. Dr. Claudia Stolle, Zentrum für Pflegeforschung und Beratung von der Hochschule Bremen
  • Prof. Dr. Matthias Zündel vom Integrierten Gesundheitscampus Bremen (IGB),
  • das Bremer Zentrum für Pflegebildung
  • als Praxispartner das Johanniterhaus Bremen und zwei Einrichtungen des Caritasverbands Bremen

Zur Pressemitteilung: https://www.senatspressestelle.bremen.de/pressemitteilungen/erste-akademische-lehrpflegeeinrichtungen-bundesweit-421494

Foto: Die Beteiligten des Projektes (von links): Prof. Dr. Matthias Zündel (Koordinator Integrierter Gesundheitscampus Bremen), Staatsrat Tim Cordßen-Ryglewski, Prof. Dr.-Ing. Maren Petersen (Konrektorin für Lehre und Studium Uni Bremen), Dr. Sabina Schoefer (Konrektorin für Digitalisierung, Hochschule Bremen), Prof. Dr. Heinz Rothgang (SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik). Foto: Senatspressestelle

 

 

Studiengang gegen den Pflegenotstadt: Hochschule Hof will ausländische Pflegefachkräfte anwerben und integrieren

Smart medical students at lecture indoorsAlleine Bayern verliert derzeit jährlich über 1000 Pflegekräfte, während gleichzeitig Studien des Freistaats Bayern bis zum Jahr 2050 von einer Verzehnfachung des Personalbedarfs in der Pflege ausgehen - hauptsächlich bedingt durch eine alternde Gesellschaft. Ein Schlüssel, um dieser Misere zu begegnen, wird die Gewinnung ausländischer Pflegefachkräfte sein. Um diese voranzutreiben, startet an der Hochschule Hof im Jahr 2024 der deutschlandweit einmalige Masterstudiengang „Cross Cultural Nursing Practice M.A.“. Über ihn informierten sich nun an der Hochschule Hof zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen der Region.

Wie Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann in seiner Begrüßung zu bedenken gab, seien insbesondere in Indien andere Bundesländer bereits sehr aktiv hinsichtlich der Anwerbung ausländischer Pflegefachkräfte und sogar diverse Headhunter, also für die Anwerbung bezahlte Agenturen, seien hier bereits tätig: „Wir müssen in Bayern also dringend Gas geben, um noch rechtzeitig qualifizierte Zuwanderung für den Pflege- und Krankenhaussektor zu erreichen. Deshalb wollen wir an der Hochschule Hof ein Pilotprojekt schaffen, das bundesweit Signalwirkung hat. Eine vergleichbare Initiative zur Care-Migration gibt es in ganz Deutschland noch nicht.“ Allerdings hätten Headhunter, die sich nicht um die nach Deutschland immigrierten jungen Menschen kümmern, z.B. in Indien schon eine abschreckende Wirkung hinterlassen.

Interkulturelle Kompetenzen, Sprache und heilkundliche Tätigkeiten im Mittelpunkt

Geschaffen werden soll ein gebührenfreier Masterstudiengang, der sich weltweit an bereits mit dem Bachelor vorqualifiziertes Pflegepersonal wendet. Dabei hat die Hochschule vor allem Indien im Blick, wohin die Hochschule Hof beste Kontakte pflegt. „Über 800 indische Studierende sind bereits problemfrei bei uns integriert, wovon etwa zwei Drittel in Deutschland als Arbeitskräfte verbleiben. Mit dem Bayerisch-Indischen Zentrum für Wirtschaft und Hochschulen sowie mit unserem Büro in Bangalore sind wir auf dem Subkontinent zudem hervorragend vernetzt“, so Prof. Lehmann. Stark im Mittelpunkt der Ausbildung werde die Vermittlung der Sprache und sowie das Erlernen interkultureller Kompetenzen stehen. Deshalb wolle man u.a. in Kooperation mit dem katholischen Jugendwerk Don Bosco auch insbesondere unter der christlichen Minderheit im Süden Indiens für die Ausbildung in Oberfranken werben: „Dies ist ausdrücklich nicht als Diskriminierung anderer Religionen zu sehen, sondern soll einzig die Integration der Menschen bei uns erleichtern. Wir werden uns aber generell sehr genau ansehen, wer zu uns passt und wer dafür in Frage kommt – das betrifft auch die Prüfung der ausreichenden Vorqualifikation“, so der Hochschulpräsident.

Neuer Studiengang: Cross Cultural Nursing Practice

Prof. Dr. Gerald Schmola, Dekan der Fakultät für Interdisziplinäre und innovative Wissenschaften der Hochschule Hof, gab zu bedenken, dass Deutschland keinesfalls mehr das Paradies für mögliche Interessenten aus dem Ausland sei – zumal hier zunächst Deutsch gelernt werden müsse, während zum Beispiel Inder in englischsprachigen Ländern einen deutlichen Integrationsvorteil besäßen. An der Hochschule Hof müsse man bei der Bewerbung bereits Deutsch auf A2 Niveau verlangen und wolle dies im Rahmen des englisch- und deutschsprachigen Studiums auf B2 (Europäischer Referenzrahmen) verbessern. Matthias Drossel, selbst gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger und Professor für angewandte Gesundheitsversorgung, ging dann auf die Kernbestandteile des neuen Studiengangs ein: Es gehe dabei nicht um eine höhere Wertigkeit der akademischen Bildung gegenüber ein- oder dreijährigen Ausbildungen und Fachweiterbildungen, sondern um die bestmögliche Befähigung für die Patientenversorgung durch erweiterte Kompetenzen. Neben den Themen Sprache und Kultur sowie der Vermittlung medizinisch-pflegerischer Zusatzkompetenzen für die direkte Patientenversorgung, erwarten die neuen Studierenden auch eine Masterarbeit auf der Basis von mindestens 900 Stunden Tätigkeit am Patienten im Praktikum. Sie werden zudem umfangreich auf die pflegerische Kenntnisprüfung (nach § 45 PflAPrV) vorbereitet. „Wir brauchen sie alle: Ausgebildete und Studierte! Jeder bringt seine besonderen Fähigkeiten mit. Die Kombination der Abschlüsse, Erfahrung und Fähigkeiten, der so genannte Skill- und Grade-Mix, muss an der Patientenversorgung orientiert stattfinden“, so Prof. Dr. Drossel.

Anerkennungsverfahren sollen beschleunigt werden 

Für das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege nahm stellvertretend für Gesundheitsminister Klaus Holetschek Ministerialrat Dr. Gregor Jaburek an der Veranstaltung teil. Er lobte die internationale Ausrichtung der Hochschule Hof und machte das Ziel der Bayerischen Staatsregierung deutlich, die staatlichen Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in der Pflege zu vereinfachen, zu vereinheitlichen und zu beschleunigen. „Im Zuge der Zentralisierung der Anerkennungsverfahren beim Landesamt für Pflege ab 1. Juli 2023 und zahlreichen Maßnahmen zur Verschlankung der Verwaltungsverfahren werden wir die durchschnittliche Bearbeitungsdauer für Anträge deutlich senken“, so Dr. Jaburek. Im Jahr2022 seien insgesamt rund 3.600 Anträge auf Anerkennung als Pflegefachkraft gestellt worden, hauptsächlich aus den Philippinen, Bosnien/Herzegowina und Tunesien. Die Tendenz ist deutlich steigend. Von rund 260.000 Pflegekräften in Bayern seien derzeit rund 20 Prozent aus dem Ausland. „Eine große Herausforderung ist auch, die ausländischen Pflegefachkräfte dauerhaft in Deutschland zu halten. Daher misst die Staatsregierung dem Thema Integration besonderen Stellenwert zu“, so der Ministerialrat. Deshalb sei der Ansatz der Hochschule Hof völlig richtig, gleichzeitig zum Studium auch auf die Integration in der Gesellschaft und dem Arbeitsmarkt großen Wert zu legen.“

Pflegemonitoring: Regionale Antworten wichtig

Dem schloss sich auch Michael Wittmann, Geschäftsführer der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB), an: „Eine Herausforderung ist, dass viele nach Deutschland gezogene Pflegekräfte bei uns nicht glücklich werden, solange die Unterstützung im Privaten fehlt. Auch darum muss man sich kümmern.“ Sein Kollege Bernhard Krautz trug anschließend die maßgeblichen Befunde des aktuellen „Monitoring Pflegepersonalbedarf der VdPB“ vor. Sein Fazit: Offene Stellen blieben oft über Monate unbesetzt, von einem Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage könne längst nicht mehr die Rede sein und die Arbeitgeber erlebten einen enormen Konkurrenzkampf im Bemühen Pflegekräfte zu verpflichten. Zudem sei der Mobilitätsradius der Pflegenden mit 20 bis 25 Kilometer sehr gering: „Es ist aber auch verständlich, dass niemand nach stundenlanger und körperlich sehr fordernder Arbeit mehr Lust auf eine große Wegstrecke hat“. 
Allerdings sei die Verweildauer im Beruf mit durchschnittlich 16 bis 20 Jahren länger als oft angenommen. Positiv sei zudem die hohe Versorgungsdichte innerhalb Bayerns mit Krankenhäusern, stationärer und ambulanter Pflege sowie einer Vielzahl von Reha-Einrichtungen. Aufgrund sehr heterogener Bedarfe quer durch alle Regierungsbezirke sei die Frage, wo und wann künftig wieviel Personal gebraucht werde, nur sehr schwer zu beantworten: „Die Versorgung und auch die Bedarfe sind regional extrem unterschiedlich und müssen daher sehr kleinteilig geplant werden“, so Krautz. Zudem müsse es das Ziel sein, personalintensive Versorgungsformen wie die vollstationäre Unterbringung zu reduzieren und die Rolle der Pflege grundsätzlich aufzuwerten. 

Engagierte Diskussion

Der Veranstaltung schloss sich eine umfangreiche Diskussion mit den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern der Gesundheitseinrichtungen an. Viele davon signalisierten ihre Bereitschaft Praktika für die Studierenden zur Verfügung zu stellen. Auch Dr. Michael Schneider vom Landesamt für Pflege brachte sich in die Diskussionen mit ein und unterstützt den Studiengang mit seinem Team zum Thema Anerkennungsverfahren und Kenntnisprüfungen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Matthias Drossel
+49 9281 409 - 8206
matthias.drossel(at)hof-university.de


Zur Pressemitteilung: https://www.hof-university.de/news-detailansicht/hochschule-hof-will-auslaendische-pflegekraefte-anwerben-deren-kompetenzen-staerken-und-sie-integrieren.html

Foto: AdobeStock, Africa Studio