Schulfach Gewalt Pflegeausbildung BremenGeschlechtsspezifische Gewalt zählt weltweit zu den größten Gesundheitsrisiken für Frauen und Mädchen: Jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens Gewalt, jede vierte ist von Gewalt in der (Ex-)Partnerschaft betroffen. Im Rahmen des Bremer Landesaktionsplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention wurde ein Unterrichtsmodul zum Umgang mit Gewaltbetroffenen für Pflegeberufe entwickelt. Dieses Modul ist nun fester Bestandteil der Pflegeausbildung im Land Bremen und in den einheitlichen Lehrplan integriert.

Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz: "Beschäftigte des Gesundheitswesens sind oft die ersten, die mit Gewaltbetroffenen in Kontakt kommen. Daher ist es wichtig, dass sie von Gewalt betroffene Menschen erkennen und sensibel auf die Bedürfnisse reagieren." Das von ihr in Auftrag gegebene und vom Bremer Zentrum für Pflegebildung entwickelte Modul soll sicherstellen, dass die Auszubildenden auf den 1.300 Plätzen in der Pflegefachkraftausbildung im Land Bremen für den Umgang mit Gewaltbetroffenen sensibilisiert sind. "60 bis 80 Prozent der Auszubildenden sind weiblich. Hinzu kommt, dass sich auch unter den Auszubildenden immer Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt befinden", so Bernhard weiter.

Das Modul umfasst die Auseinandersetzung mit dem Gewaltbegriff, praxisnahe Fallbeispiele, die didaktisch aufbereitet wurden, sowie Reflexionseinheiten und Informationen zur Istanbul-Konvention. Im Zuge der kürzlich abgeschlossenen Evaluation des Pflege-Curriculums wurde es fest in die Ausbildung integriert und kommt bereits in einigen laufenden sowie ab Herbst 2025 in allen neuen Kursen zum Einsatz. Ziel des Moduls ist es, die Auszubildenden für das Thema zu sensibilisieren, ihnen fundiertes Wissen zu vermitteln und sie in die Lage zu versetzen, angemessene Handlungsschritte zu kennen und anzuwenden.

Die Unterrichtseinheit „Sie haben doch gar keine Ahnung!“ mit einem Umfang von mindestens zehn Unterrichtsstunden soll idealerweise im Lernfeld 23 „Macht und Ohnmacht erkennen, Gewalt vermeiden – Menschen in der Pflege vor Gefahren schützen“ des Bremer Curriculums angesiedelt werden. In der veröffentlichten Neufassung des Landeslehrplans ist das Modul bereits fest verankert.

Die inhaltliche Schwerpunktsetzung im Unterricht erfolgt anhand von exemplarischen Fallsituationen, die Formen der Gewalt wie Häusliche Gewalt oder auch sexualisierte Gewalt thematisieren.

Eine zentrale Herausforderung bei der Umsetzung des Moduls ist die gezielte Schulung der Lehrkräfte. Zur Einführung fand im Mai 2024 bereits ein Fachtag für die Lehrenden der Bremer Gesundheitsfachschulen statt. In diesem Rahmen wurde auch die Kitteltaschenbroschüre „Gewalterfahrungen erkennen und benennen“ mit einem praxisorientierten Handlungsleitfaden entwickelt. Weitere Fortbildungen sind bereits in Planung.

Das Modul und die Handreichung "Gewalterfahrungen erkennen und benennen" als pdf-Dokumente zum Download unter: www.gesundheit.bremen.de

Um Pflegekräfte, die ihre Ausbildung bereits abgeschlossen haben ebenfalls für das Thema zu sensibilisieren und darin zu schulen, steht das Modul allen Fort- und Weiterbildungsanbietern zur Verfügung, um es als eigenständiges oder integriertes Bildungsangebot umzusetzen.


Zur Pressemitteilung: https://www.senatspressestelle.bremen.de/pressemitteilungen/auf-dem-lehrplan-unterrichtsmodul-zu-geschlechtsspezifischer-gewalt-fuer-pflegeberufe-461151?asl=bremen02.c.732.de

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Fakultät Wirtschaft und Soziales, Department Pflege und Management, BA Pflege Dual und IGM, Studierende im Skills LabDie Verbesserung der pflegerischen Versorgung in der Region ist das Ziel des Departments Pflege und Management an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. Auf Beschluss des Hamburger Senats baut das Department nun sein Engagement in der akademischen Pflegequalifizierung erheblich aus. Eine wesentliche Maßnahme ist die Erweiterung des bereits bestehenden Bachelorstudiengangs Pflege um heilkundliche Tätigkeiten. Künftig werden Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs in der Lage sein, eigenverantwortlich Menschen mit Diabetes, Demenz und chronischen Wunden zu versorgen.

„Durch die Integration heilkundlicher Kompetenzen wird der Studiengang Pflege konsequent weiterentwickelt, um so den steigenden Anforderungen an die pflegerische Versorgung gerecht zu werden“, sagt die Professorin für Pflegewissenschaft und Leiterin des Departments Pflege und Management, Prof. Dr. Uta Gaidys. Der primärqualifizierende Bachelorstudiengang Pflege, der seit 2020 angeboten wird, baut auf den langjährigen Erfahrungen der HAW Hamburg in der akademischen Pflegequalifizierung auf. Bereits seit 1996 bietet das Department Pflege und Management der HAW Hamburg innovative Pflegestudiengänge an. Mit ihrem konsekutiven Studienangebot, das einen Bachelor- sowie einen Masterstudiengang umfasst, qualifiziert die HAW Hamburg Pflegende für komplexe und spezialisierte Versorgungssituationen. Ein zentraler Bestandteil der Ausbildung ist das interdisziplinäre Skills Lab, ein hochmodernes Labor mit realitätsnahen Simulationsräumen, in dem Studierende praxisorientiert geschult werden.

Das Labor wird künftig von noch mehr Studierenden genutzt werden – eine Maßnahme, die der Hamburger Senat im Rahmen seines Ausbaus der akademischen Pflegeausbildung an der HAW Hamburg beschlossen hat. So ist eine Erhöhung der Studienplatzkapazitäten im primärqualifizierenden Bachelorstudiengang Pflege dual sowie im Masterstudiengang Pflege vorgesehen. Der Masterstudiengang wird künftig neben den Spezialisierungen in onkologisch-palliativer und geriatrisch-gerontologischer Pflege auch die Bereiche pädiatrische Versorgung und das sogenannte Community Health Nursing umfassen. Damit leistet die HAW Hamburg einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Kinderkrankenpflege und deckt den wachsenden Bedarf an Pflegefachkräften in kommunalen Gesundheitszentren ab.

Ein weiterer wichtiger Schritt im Ausbau der akademischen Pflegeausbildung an der HAW Hamburg soll die Einführung eines additiven Bachelorstudiengangs Pflege sein. Dieser richtet sich speziell an examinierte Pflegefachpersonen, die sich weiter professionalisieren und qualifizieren möchten. Durch dieses Angebot kann der Bedarf an akademisch ausgebildeten Fachkräften weiter gedeckt werden. Darüber hinaus entwickeln die HAW Hamburg und die Universität Hamburg gemeinsam einen viersemestrigen Aufbaustudiengang im Bereich Pflege- und Therapiewissenschaft für das Lehramt an berufsbildenden Schulen. Die HAW Hamburg wird hierbei für den fachwissenschaftlichen Teil in den Bereichen Pflegewissenschaft und Therapiewissenschaft verantwortlich sein.

Katharina Fegebank, Wissenschafts- und Gleichstellungssenatorin:
„Die Erweiterung des Bachelorstudiengangs Pflege an der HAW Hamburg ist eine innovative und zukunftsweisende Antwort auf die stetig wachsenden Herausforderungen an den Pflegeberuf. Wenn Absolventinnen und Absolventen künftig selbstständig Menschen mit Diabetes, Demenz und chronischen Wunden versorgen können, reagiert das auf sehr konkrete Anforderungen unseres Pflegesystems und sorgt für die Fachkräfte, die wir zukünftig brauchen. Eingebettet in viele weitere Maßnahmen zur Akademisierung der Pflegeberufe unterstützen wir damit unser Gesundheitssystem, schließen die Fachkräftelücke und gewährleisten eine noch bessere Versorgung der Hamburgerinnen und Hamburger.“

Prof. Dr. Ute Lohrentz, Präsidentin der HAW Hamburg:
„Die HAW Hamburg steht für die wissenschaftliche Weiterentwicklung der Pflege. Sie stellt mit höchster Qualität sicher, dass Pflegende optimal auf die Herausforderungen der modernen Gesundheitsversorgung vorbereitet sind. 
Mit den geplanten Erweiterungen in unserer akademischen Pflegequalifizierung leisten wir einen zentralen Beitrag, mögliche Versorgungslücken zu schließen und mehr Fachkräfte für die Metropolregion Hamburg zu gewinnen.“   

Prof. Dr. Uta Gaidys, Leiterin des Departments Pflege und Management: „Die Integration heilkundlicher Tätigkeiten in unseren Bachelorstudiengang ist ein wichtiger Schritt, um die pflegerische Versorgung in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten. Unsere Absolventinnen und Absolventen werden besser darauf vorbereitet sein, die Bedürfnisse von Menschen mit chronischen und komplexen Erkrankungen eigenverantwortlich zu adressieren. So können sie einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung leisten.“

Sonja Schneider-Koch, Geschäftsführerin der Elbdiakonie (Praxispartnerin der HAW Hamburg):   
„Aus Sicht der ambulanten und stationären Langzeitversorgung ist der Ausbau der Studienplätze absolut sinnvoll. Wir benötigen für die von uns versorgten Menschen heilkundliche Kompetenz mit einem klaren Aufgabenprofil. Diese Kompetenzerweiterung muss sich im Leistungsrecht und damit auch in der Refinanzierung wieder finden, damit die Pflegeeinrichtungen die Möglichkeit haben, akademisierte Pflegepersonen in der Versorgung regelhaft miteinzubeziehen.“ 


Zur Pressemitteilung: https://www.haw-hamburg.de/detail/news/news/show/mehr-wissenschaftlich-ausgebildete-fachkraefte-fuer-die-pflege/

Foto (c) HAW Hamburg

Baden-Württemberg: Mehr Studienplätze in den Therapiewissenschaften ab 2025Zum Sommersemester 2025 sowie zum Wintersemester 2025/26 wird die Landesregierung rund 100 zusätzliche Studienplätze in Ergotherapie und Physiotherapie einrichten. Damit wird die akademische Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg weiter gestärkt.

Wichtiger Baustein einer zukunftsorientierten Gesundheitsversorgung

Wissenschaftsministerin Petra Olschowski sagte: „Die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe ist für die qualitativ hochwertige und zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung ein wichtiger Baustein. Mit der Erweiterung der Studienplätze sorgen wir dafür, dass in Themengebieten der Ergotherapie und Physiotherapie eine breite und vertiefte wissenschaftliche Auseinandersetzung stattfinden kann. Um für die Zukunft genügend gut ausgebildetes Fachpersonal im Gesundheitswesen zu haben, müssen wir die Akademisierung weiter vorantreiben. Das hilft uns auch dabei, die Qualität der Versorgung zu verbessern und neue Erkenntnisse für diese Bereiche zu gewinnen.“

Größtmögliche Selbstständigkeit im täglichen Leben

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten sowie Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten setzen wissenschaftlich fundierte und praktisch erprobte Methoden ein, um Menschen aller Altersgruppen in ihren alltäglichen Fähigkeiten zu unterstützen und ihnen zu helfen, bestmögliche eigenständige Handlungskompetenzen zu entwickeln. Das Therapieangebot fokussiert dabei besonders die Förderung größtmöglicher Selbstständigkeit im täglichen Leben. In diesem Kontext kommen zunehmend auch digitale Anwendungen zum Einsatz.

Das Aufgabenspektrum in den Therapieberufen ist aufgrund der Zunahme chronischer Erkrankungen und Multimorbidität komplexer und anspruchsvoller geworden. Neue Handlungsfelder und Aufgabenbereiche sind durch den medizinischen Fortschritt und die Digitalisierung entstanden. Um auf diese Entwicklungen angemessen reagieren zu können, sind hochschulische Ausbildungsangebote notwendig, die bestehende fachschulische Programme ergänzen und weiterentwickeln. Ziel ist es, die Attraktivität der Berufe durch neue berufliche Zugangswege zu stärken und so zusätzliche Nachwuchskräfte zu gewinnen. Besonders für Forschung und Lehre ist die Sicherung des Nachwuchses von entscheidender Bedeutung.

Neue Studienplätze in Furtwangen, Heidelberg und Ulm

Die neuen Studienplätze werden an der Hochschule Furtwangen, der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und der Technischen Hochschule Ulm eingerichtet: „Ergotherapie (Bachelor of Science)“ mit 44 Studienplätzen ab Wintersemester 2025/26 an der Hochschule Furtwangen; „Physiotherapiewissenschaft (Bachelor of Science)“ mit 25 Studienplätzen ab dem Wintersemester 2025/26 an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg; „Physiotherapie (Bachelor of Science)“ mit 25 Studienplätzen ab dem Sommersemester 2025 an der Technischen Hochschule Ulm.

  • Mit der Einrichtung des Bachelorstudiengangs Ergotherapie an der Hochschule Furtwangen werden die Studiengänge der Gesundheitsfachberufe durch eine weitere therapeutische Disziplin bereichert (bisher Physiotherapie, Hebammen, Interdisziplinäre Gesundheitsförderung, Physician Assistant). Damit bietet die Hochschule zukünftig sehr gute Bedingungen für die interprofessionelle Lehre und Forschung und trägt damit maßgeblich zur Disziplinentwicklung bei.
  • Die Universität Heidelberg ist mit der Einrichtung des Bachelorstudiengangs Physiotherapiewissenschaft neben der Universität Lübeck der zweite universitäre Standort in Deutschland mit einem Studienangebot für die Physiotherapie. Damit werden für den Süden Deutschlands die Grundlagen geschaffen, hervorragende Forschungsperspektiven sowie Promotions- und Habilitationsmöglichkeiten in der Physiotherapie zu realisieren.
  • Die Technische Hochschule Ulm zeigt sich durch das innovative Konzept der Verknüpfung von Gesundheit und Technik als Hochschulstandort mit Alleinstellungsmerkmal in Deutschland. Mit der Erweiterung des bereits bestehenden Bachelorstudiengangs Physiotherapie wird die Weiterentwicklung dieses zukunfts- und forschungsorientierten Studiengangkonzeptes unterstützt.

Enge Verzahnung mit der Praxis

Die Landesregierung will mit dem zusätzlichen Studienangebot auch die Forschung in den Therapiewissenschaften stärken und wissenschaftliche Erkenntnisse für die Gesundheitsversorgung nutzbar machen. Dazu sollen in den Studiengängen wissenschaftlich-theoretische Inhalte mit der Praxis eng verzahnt werden.


Zur Pressemitteilung: https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/mehr-studienplaetze-in-den-therapiewissenschaften-ab-2025-1

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