Kinderhauskrankenpflege
Design einer Dienstleistung und Profil der ExpertInnen (Ertl, Regina und Ursula Kratzer )facultas.wuv, Wien, 2010, 210 S., 22,90 €, ISBN 978-3-7089-0543-3 Rezension von: Judith Pack |
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Das Ziel der Autorinnen des vorliegenden Buches, langjährige Pflegeexpertinnen, ist gesellschaftspolitischer Beitrag, der die ambulante Kinderkrankenpflege als „außergewöhnliche Dienstleistung“ sowie als „Berufsoption“ für Kinderkrankenpflegekräfte thematisiert. Der Begriff Kinderhauskrankenpflege wird im Folgenden als ambulante Kinderkrankenpflege bezeichnet, da dieser Begriff in Deutschland gebräuchlicher ist. „Die Initiative und Motivation für dieses Buch entstand aus langjähriger Zusammenarbeit mit MOKI Wien (Mobile Kinderkrankpflege Wien) und MOKI Österreich“ (S. 10).
Verglichen werden die Entwicklung und der Stand der ambulanten Kinderkrankenpflege in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Der Bogen wird von den Nutznießern über den Nutzen der ambulanten Kinderkrankenpflege, die Finanzierung, das Pflegeverständnis bis hin zu den Zukunftsperspektiven, um nur einige Themenbereiche zu nennen, gespannt.
Kranke Kinder zu Hause zu pflegen, ist verschiedenen gesellschaftlichen Entwicklungen geschuldet. So spielen sowohl die Differenzierung in Krankheitsgeschehen, welche Kinder eben nicht mehr als „kleine Erwachsene“ sieht, aufgeklärte und informierte Eltern als auch die Rationalisierung und Rationierung im Gesundheitswesen eine Rolle, wenn Kinder außerhalb eines Krankenhauses pflegerisch versorgt werden.
Die Begrifflichkeiten für die ambulante Kinderkrankenpflege sind in den deutschsprachigen Ländern unterschiedlich. So spricht man in Österreich von mobiler Kinderkrankenpflege, in Deutschland von häuslicher Kinderkrankenpflege und in der Schweiz von Kinderspitex. Betreut werden Kinder vom Früh- / Neugeborenenalter über Klein- / Schulkinder bis zum Jugendlichenalter. Im Fokus stehen pflegespezifische Informationen, Beratung von Kindern, Angehörigen und Kinderbetreuungsstätten, Anleitungs- und Planungshilfen in pädagogischen Betrieben. Im Hintergrund steht ein holistisches Menschenbild, welches von Pflegekräften mit dem Schwerpunkt Kinderkrankenpflege vertreten wird.
Die meisten Erfahrungen zur ambulanten Kinderkrankenpflege liegen in Deutschland vor, wobei auch hier bürokratische Hürden bei der Einrichtung von ambulanten Diensten überwunden werden mussten. In allen Ländern musste und muss für eine Akzeptanz in der Bevölkerung geworben werden, da ein flächendeckendes Angebot noch in keinem der Länder vorliegt. Mittlerweile haben sich Dachorganisationen gebildet, die auch Richtlinien zur Qualitätsentwicklung entwickeln.
Die Handlungsfelder der ambulanten Kinderkrankenpflege sind weit gespannt und gehen über die häusliche Pflege hinaus. Sie umfassen u. a. Kinderbetreuungseinrichtungen, Lehr- und Arbeitswerkstätten und Ämter, die sich mit Kindern befassen. Ausführlich wird auf den Nutzen der ambulanten Kinderkrankenpflege in Bezug auf die Kinder, deren Familien, auf Medizin, Pflege, Therapie, Pädagogik, Krankenhäuser, Krankenkassen und die öffentliche Hand eingegangen. Auch die Finanzierung wird z. B. für Deutschland auf der Grundlage von gesetzlichen Bestimmungen dargestellt.
Die Positionierung der ambulanten Kinderkrankenpflege erfolgt anhand von gut nachvollziehbaren Beispielen. Verbindungen, Analogien und Divergenzen zwischen Pflegeverständnis, Dienstleistungsverständnis und Kundenorientierung werden dargestellt.
Ein Schwerpunkt wird auf die Rolle und das Berufsprofil der Pflegenden gelegt. Das reicht von der Motivation bis hin zu den Belastungen des Berufes. Beleuchtet werden die Grundlagen der Handlungskompetenz, welche die Lebenswelt der Kinder und ihrer Familien, die Rahmenbedingungen, unter denen die Pflege stattfindet, die Fachkompetenz der Pflegenden und das Casemanagement umfassen.
Abschließend werden Zukunftsperspektiven der ambulanten Kinderkrankenpflege behandelt.
Insgesamt gibt das Buch einen guten Überblick über den Stand der ambulanten Kinderkrankenpflege in Deutschland, der Schweiz und Österreich im Vergleich. Das Spektrum der Arbeitsbedingungen und die Kompetenzen, die eine Kinderkrankenpflegerin mitbringen muss, sind gut dargestellt. Für alle, die sich für die ambulante Kinderkrankenpflege interessieren sowie für Unterrichtszwecke ist das Buch gut geeignet.