Professionelle Pflege alter Menschen<BR>Eine Einführung (Rezension)

Professionelle Pflege alter Menschen
Eine Einführung (Brandenburg, Hermann und Michael Huneke )

Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2006, 586, 73 Abb. s/w, 7 Abb. farb., 47 Tab. farb., 6 Übers., 35,00 €, ISBN 3-17-018258-7

Rezension von: Paul-Werner Schreiner

Dass die Betreuung, Versorgung und Pflege alter Menschen im Sozialsystem eigentlich aller Länder in Zukunft eine zunehmend größere Rolle spielen wird, zählt inzwischen zum Allgemeinwissen. So ist es nur folgerichtig, dass die Zahl der Publikationen, die sich mit den entsprechenden Fragen beschäftigen, steigt. Das vorliegende, im Kohlhammer-Verlag erschienene Buch „Professionelle Pflege alter Menschen“ ist nun nicht ein typisches Altenpflege-Lehrbuch, sondern will, wie auch der Untertitel andeutet, in Verknüpfung zweier Disziplinen einführen - Pflege und Gerontologie.

Das Buch ist in zwölf Abschnitte gegliedert:

  • Der erste Abschnitt ist dem Übergang und der Anpassung an den Ruhestand gewidmet.
  • Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit dem „dritten“ Alter; hier werden die Frage erörtert, was denn normales Alter(n) ist, Altersbilder und -stile aufgezeigt sowie ein besonderes Augenmerk auf die die Möglichkeiten des Aktivseins im Alter gelenkt.
  • Thema des dritten Abschnitts sind die Strukturen der ambulanten pflegerischen Versorgung alter Menschen.
  • Es schließen sich im vierten Abschnitt Ausführungen zu den typischen Erkrankungen des Alters an.
  • Im fünften und sechsten Abschnitt werden klinisch relevante Problemfelder thematisiert - Stürze, Dekubitus (s ist schon schlimm, dass im Alltag der Begriff „Dekubiti“ offenbar nicht auszurotten ist; in der Überschrift eines Buches sollte er aber doch vermieden werden - er ist eben schlicht falsch), Schmerzen und Gewalt.
  • Der siebte Abschnitt informiert über die Möglichkeiten, die professionelle Pflege alter Menschen zu lernen; u.a. wird hier auch auf das Altenpflegegesetz eingegangen.
  • Der achte Abschnitt ist dem Qualitätsmanagement gewidmet.
  • Im neunten Abschnitt wird die Problematik des Übersiedelns ins Heim aufgegriffen.
  • Thema des zehnten Abschnittes sind die psychischen Erkranungen erörtert. Es wird hier schon in der Überschrift sehr stark auf Erkrankungen abgehoben, womit die für die Praxis nicht unwesentliche Frage, was an Veränderung auch vielleicht als normal hinzunehmen ist, weithin außen vor bleibt.
  • Der recht umfangreiche elfte Abschnitt ist dem Thema Ethik in der Altenpflege gewidmet. Hier wird erfreulich klar und gut strukturiert in das Thema eingeführt und dieses nicht, was häufig geschieht, auf das Umgehen mit Sterben und Tod reduziert.
  • Die Begleitung von sterbenden und trauernden Menschen ist Thema des ebenfalls umfangreichen zwölften Abschnittes.
Die einzelnen Abschnitte werden jeweils nach den Angaben der Inhalte und Ziele des Abschnittes mit einem „biografischen Ausschnitt“, einer zu dem Thema passenden Fallgeschichte eingeleitet. Innerhalb des Textes werden Studienaufgaben gestellt und wichtige Inhalte besonders hervorgehoben. Am Ende jedes Abschnittes findet sich eine Auflistung von Literatur, auf die sich die Autoren beziehen und Hinweise auf weiterführende Literatur zu dem speziellen Thema.

Der Anhang enthält ein Glossar, in dem wichtige Begriffe erläutert werden. Ein Stichwortverzeichnis erleichtert die Orientierung in dem Buch. Eine Auflistung von Internetlinks und Surftipps in einem meist doch etwas längerlebigen Printmedium ist nicht unproblematisch, da viele Links bei der Schnelllebigkeit des Mediums Internet leider häufig recht bald ins Datennirwana führen und es zudem sehr schwer ist, eine repräsentative Zusammenstellung zu realisieren. Die Problematik der meist nur kurz gegebenen Aktualität solcher Listen zeigt sich selbst bei den aufgelisteten Printmedien - bei Erscheinen des Buches wurde eine aufgenommene Zeitschrift bereits nicht mehr herausgegeben. Man verzichtet vernünftigerweise auf solche Auflistungen, wenn eine Aktualisierung nicht möglich ist.

Ein Thema bleibt etwas unterbelichtet - die rechtlichen Aspekte der Betreuung alter Menschen. Nur kurz wird im Zusammenhang mit den psychischen Erkrankungen auf das Betreuungsrecht eingegangen; dies erscheint angesichts des sehr geringen Informationsstandes nicht nur allgemein in der Bevölkerung, sondern auch bei den Angehörigen der Pflegeberufe nicht angemessen. Zudem finden sich Stichworte wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht noch nicht einmal im Stichwortverzeichnis. Auch verdienten die Themen „Suizid im Alter“ und, wie darauf vor dem Hintergrund einer ausufernden Medizin reagiert werden kann, in einem Buch über die professionelle Pflege alter Menschen ebenso erörtert zu werden wie die Problematik der Tötung auf Verlangen und die Frage der Legitimität des Entziehens von Nahrung.

Alles in allem ist diese Einführung in den Schnittstellenbereich von Pflege und Gerontologie eine zur Lektüre zu empfehlen; im Ausbildungsbereich auch als Ergänzung zu einem klassischen Lehrbuch der Alten- oder Krankenpflege.