Das TAR-System und andere Patientenklassifikationssysteme für die Rehabilitation |
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Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um den TAR1-Forschungsbericht und eine Kurzbeschreibung von Systemen aus Deutschland, Frankreich, Australien und den USA herausgegeben vom Zentrum für Informatik und wissenschaftliche Medizin in Wolfertswil in der Schweiz. Der Herausgeber W. Fischer ist Betriebswirtschaftler und Medizin-Informatiker. Bei den Co-Autoren handelt es sich um vier Chefärzte Schweizer Rehabilitationskliniken sowie zwei Mitarbeiter seitens der Versicherer aus der Medizinaltarif-Kommission. Adressiert ist das Buch an Ärzte, Pflegende, Krankenhausmanager, Controller und Medizininformatiker.
Im akutstationären Bereich wurden in den letzten Jahren Patientenklassifikationssysteme entwickelt um Behandlungsspektren zu beschreiben und zur Abrechnung von indikationsbasierten Fallpauschalen. Da diese Entwicklung vor der Rehabilitation nicht halt machen wird, stellt sich die Frage nach der Übertragbarkeit in den Rehabilitationsbereich. In dieser Studie werden Forschungsarbeiten vorgestellt, die im Rahmen des schweizerischen TAR-Projektes zur neurologischen Rehabilitation durchgeführt wurden. Weiterhin wird die Entwicklung in anderen Ländern wie z. B. Deutschland (RBG, RMK), Frankreich (PMSI SSR), Australien (CRAFT, AN-SNAP) und den USA (FRG, IRF PPS) beobachtet.
Grundlage für die TAR-Kategorisierungen lieferte eine 12-wöchige Erhebung in vier Schweizer Rehabilitationskliniken bei 274 Patienten. Mittels CART2-Verfahren fand eine Gruppenbildung statt und aus den gewonnenen Vorschlägen wurden in Expertengesprächen gut interpretierbare Kategorisierungen gewählt. Die erste in der Studie vorgeschlagene Klassifikation kategorisiert den täglichen Reha-Pflegeaufwand aufgrund des wöchentlich mittels FIM3 erhobenen Patientenzustandes. Sechs Pflegekostenkategorien, die aufgrund des kognitiven und praktisch-motorischen FIM-Wertes definiert wurden konnten, erklären die tägliche Pflegezeit zu 65%. Die zweite Klassifikation kategorisiert den täglichen Therapieaufwand. Dieser wurde nach gewichteten Therapiestunden in vier Therapieintensitätsstufen eingeteilt, da es nicht gelang Patientenmerkmale zu eruieren, die diesen Aufwand in signifikanter Weise bestimmen. Danach konnten die vier Therapieintensitätsstufen mit den sechs Pflegekostenkategorien zu 24 TAR-Gruppen kombiniert werden. Im Ausblick ist diese Patientenklassifikation praktikabel, da klinisch gut interpretierbar, muss jedoch in anderen Neurorehabilitationskliniken weiter validiert werden. Weiterhin muss die Übertragbarkeit in andere Rehabilitationsbereiche geprüft werden. Auch bezüglich der Therapieklassifikationen sind weitere Forschungsarbeiten notwendig. Es wird diskutiert, als zusätzliche Klassifikationskriterien auch Behandlungsziele zu berücksichtigen.
Sehr detailliert werden die Besonderheiten der Rehabilitation aufgezeigt, das Vorgehen, die Methode und die Resultate. Die Übertragbarkeit auf andere Rehabilitationsbereiche muss kritisch beobachtet werden, da gerade in der Neurologie gute Instrumente zur Erfassung des Patientenzustandes bestehen, welche häufig nicht auf andere, weniger funktionell eingeschränkte Patienten zu übertragen sind. Das ICF4, noch nicht so populär wie beispielsweise der FIM; kann hier sicherlich gut verwendet werden und wird im Buch auch vorgestellt.
Ausführlich behandelt wird das Vorgehen bei der Bildung der Pflegekostenkategorien und Therapiekostenkategorien. Interessant ist weiterhin die Vorstellung der o.g. internationalen Pflegeklassifikationssysteme.
Die hier veröffentlichte Studie zeigt einen Entwicklungsbereich auf, der in den nächsten Jahren, nicht nur im Interesse der Kostenträger stark weiter entwickelt werden wird. Sicherlich beschreibt sie die Entwicklung in der Schweiz, aber eine Übertragbarkeit nach Deutschland oder Österreich wird, gerade durch die internationalen Vergleiche gut aufgezeigt. Eine Beteiligung von Pflegewissenschaftlern bei der weiteren Entwicklung wäre sicherlich wünschenswert!