Das Demenz-Buch |
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Ein sehr umfangreiches Buch mit immerhin 539 Seiten gilt es vorzustellen und zu bewerten. Es kann in die Rubrik Ratgeber für die Pflege und Betreuung Demenzkranker eingeordnet werden. Bei der Autorin handelt es sich um eine Beschäftigungs- und Aktivierungstherapeutin aus Halifax (Kanada), die ihren Ausführungen nach überwiegend in der Familienpflege (ambulante Betreuung Demenzkranker und ihrer Angehörigen) und in Tagesstätten für Demenzkranke gearbeitet hat. Des Weiteren gilt es zu berichten, dass sie als Herausgeberin einer Fachzeitschrift (Alzheimer’s Care Quarterly) fungiert. Auch familiär ist ihr die Thematik Demenz nicht fremd, hat sie doch jahrelang ihre demenzkranke Schwiegermutter betreut und versorgt.
Das Buch ist in zehn Kapiteln untergliedert, die folgende Themen zum Inhalt haben:
- Die Selbstpflege der Pflegenden
- Aspekte der zwischenmenschlichen Beziehungen und das Einfühlungsvermögen bei der Pflege und Betreuung
- Grundlagen über die Demenz (u. a. Krankheitsursache und Verlauf)
- Strategien und Konzepte der Kommunikation mit Demenzkranken
- Milieugestaltung und Anpassungsmodelle für das räumliche Umfeld
- Kontinuität der Lebensführung und die biografische Orientierung bei der Pflege und Betreuung
- Empfehlungen für die Körperpflege und die instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens
- Hinweise und Ratschläge für die Freizeitgestaltung
- Der Umgang mit demenzspezifischen Verhaltensauffälligkeiten
- Schwerpunkte der Pflegeplanung im häuslichen Bereich
Kritisch hingegen gilt Folgendes einzuwenden:
- Das Konzept, ein Ratgeberbuch für mehrere Zielgruppen (Pflegende, Angehörige und Aktivierungstherapeuten) zugleich zu erstellen, zeigt deutlich einige Nachteile in der Verwendung des Buches. Pflegende in den Heimen werden sich kaum für die Kernelemente einer Betreuung durch pflegende Angehörige im häuslichen Bereich interessieren und umgekehrt. Das Buch ist als ein Ratgeberband mit über 500 Seiten Text und gerade mal zwei oder drei skizzenhaften Abbildungen zu umfangreich. Viele Wiederholungen und ein recht langatmiger Schreibstil verbunden mit einem gelegentlichen Pathos machen die Lektüre nicht allzu leicht. Inhaltlich gilt es zu bemängeln, dass der Wissensstand der Autorin über den Verlauf der Demenz vom Alzheimer Typ sehr begrenzt zu sein scheint. Der Ansatz der Retrogenese nach Reisberg und die Braak-Stadien werden nicht angeführt. Ihrer Meinung nach existieren gegenwärtig erst „Vermutungen“ über den Verlauf der Erkrankung (Seite 410).
- Ideologisch hat Bowlby Sifton sich dahingehend festgelegt, dass sie den normativ-statischen Ansatz von Tom Kitwood bezüglich eines so genannten „Personseins“ vertritt. Diesem Konzept entsprechend dürfen Demenzkranke im fortgeschritten Stadium zur Beruhigung nicht in der Ammensprache angesprochen werden, denn sie hätten sich das „Gefühl für ihr Erwachsensein“ erhalten (Seite 177). Auch rät sie davon ab, Demenzkranke „zu belügen“ und bei wahnhaften Halluzinationen Ablenkungsstrategien des „Mitgehens und Mitmachens“ zu praktizieren (Seite 401). Eigene Lösungskonzepte hierbei vermag sie nicht anzuführen.