Altenpflege international |
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Aufgrund des demographischen Wandels ist die Zukunft pflegebedürftiger Menschen zu einer Schlüsselfrage unserer Gesellschaft geworden. So ist der Pflegebedarf mit der Zahl etwa altersverwirrter Personen in den letzten Jahren enorm angestiegen, wobei noch kein Ende der Entwicklung in Sicht ist. Angesichts durchaus begrenzter Ressourcen wird daher verstärkt auf Pflegekonzepte gesetzt, welche die Elemente der Prävention, der Rehabilitation sowie der Beratung und Schulung stärker berücksichtigen. Spätestens mit der Einführung der Pflegeversicherung 1995 wurde – unter dem Motto „ambulant vor stationär“ – auch der ambulante Bereich in der Pflege gestärkt. Seither ist vor allem die Bedeutung der häuslichen Pflege gestiegen.
Angesichts dieser Situation ist die Frage nach der Entwicklung der Altenpflege in anderen Staaten durchaus interessant und spannend. Die Art und Weise, wie etwa in Afrika, Amerika, Asien oder Australien alte Menschen versorgt werden, unterscheidet sich nämlich deutlich vom deutschen und europäischen System. Während beispielsweise moderne Hightech-Heime in Japan und simple Nachbarschaftsprojekte in Bolivien existieren, gibt es karge Verwahranstalten in Namibia und mondäne „Retirement Villages“ (für selbständiges Wohnen in einer Einrichtung mit Gleichgesinnten) in Australien.
Wer sich über das Thema informieren oder gar eingehender damit beschäftigen möchte, hat es unterdessen trotz des allwissend scheinenden WordWideWeb nicht leicht, an verlässliche Daten zu kommen. So wird man über die Zahl der Pflegeheime in Belize, die Qualifikation der Pflegemitarbeiter in Kambodscha oder die Entwicklung demenzieller Erkrankungen in Botswana selbst mithilfe weltweiter Suchmaschinen nur mit viel Glück etwas finden. Die monatlich erscheinende Fachzeitschrift „Altenpflege, das Magazin für Fachkräfte in der Altenpflege“ (Hannover) bemüht sich seit einigen Jahren mit der Serie „Altenpflege international“, diese Lücke „ein wenig zu schließen“. 28 dieser Texte über 28 Länder sind in dem vorliegenden Buch noch einmal nachzulesen, wobei das Spektrum quer über den Globus reicht – von Neapel bis Neuseeland, von Chile bis China und von Kamerun bis Kanada.
Der im Vorwort des Herausgebers, dem Leiter der Redaktion Altenpflege, geäußerten Einschätzung, die einzelnen Beiträge würden ihrer Leserschaft „interessante Einblicke in die Altenhilfe-Strukturen unterschiedlicher Länder ermöglichen“ ist uneingeschränkt zuzustimmen. Insgesamt betrachtet zeigt die Veröffentlichung zunächst einmal, dass der Unterschied zwischen Arm und Reich in der Versorgung Älterer in vielen Ländern extrem groß ist. Während dabei gut Betuchte eine professionelle Betreuung genießen, müssen sich sozial Schwächere weitgehend auf Freunde und Familie verlassen. Darüber hinaus wird deutlich, dass die rapide Alterung der Gesellschaft außerhalb Europas viele Länder vor dramatische Probleme und große soziale Herausforderungen stellt.
Wer sich einen ersten Überblick über aktuelle Entwicklungen in der außereuropäischen Altenpflege verschaffen möchte, dem bietet das von Holger Jenrich herausgegebene Buch eine gute Gelegenheit dazu. Wer unterdessen tiefergehende Informationen wünscht, ist auf andere Werke angewiesen. Hier hätte es sich angeboten, die vorhandenen Beiträge nicht nur in einem Sammelband zu vereinen, sondern mit Hinweisen auf weiterführende Literatur und Quellenangaben auszustatten.