„Demenz“ – jenseits der Diagnose |
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Als Krankheitsbild und psychische Störung gehört das Demenzsyndrom, zu dessen charakteristischen Symptomen Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung (zeitliche, räumliche, personelle und situative), der Wahrnehmung, intellektueller Funktionen, der Urteilsfähigkeit, der Entscheidungsfähigkeit und der Impulskontrolle zählen, mittlerweile zu den meistuntersuchten Phänomenen. Hierbei geht es auch immer um die Frage, wie sehr Angehörige, Betroffene, Pflegende und Fachärzte mit dieser Krankheit zurechtkommen oder eben nicht damit zurechtkommen. Während zum Thema Demenz in den letzten Jahren eine Reihe von Ratgebern erschienen sind, die sich ebenso an die Angehörigen wie das Pflegepersonal richten, um ihnen den alltäglichen Umgang mit dem Krankheitsbild zu erleichtern, steht ihre pflegedidaktische Aufbereitung erst am Anfang.
Ulrike Greb und Wolfgang Hoops von der Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg sowie ihre Studierenden des Lehramtes für berufliche Schulen haben daher „das Leben mit einer Demenz“ zwei Semester lang ins Zentrum der theoretischen Seminararbeit gestellt, ein Lernfeld curricular geplant und fallbezogen vier Lernsituationen pflegefachdidaktisch ausgearbeitet. Ihre Ergebnisse haben sie nun unter der Überschrift „‚Demenz’ – jenseits der Diagnose“ veröffentlicht. Zur Intension ihrer Veröffentlichung schreiben die Herausgeber einleitend: „Insgesamt liegt uns eine Form der Unterrichtsforschung am Herzen, über die wir hoffen, mit den Lehrenden an beruflichen Schulen in einen direkten Austausch zu treten. Von daher sind die studentischen Beiträge auch so angelegt, dass sie zur unmittelbaren Erprobung einladen und den unter schulischem Alltagsdruck planenden Kollegen die Arbeit hilfreich erleichtern können“ (S. 7).
Das Buch eröffnet seiner Leserschaft einen kulturkritischen Blick auf die Demenz und führt in einer mehrperspektivischen Betrachtung in die berufsdidaktischen Grundlagen des sogenannten Strukturgitteransatzes (Herwig Blankertz) für die Pflege ein. Darüber hinaus stellt es ein schulpraktisch erprobtes Unterrichtssetting zur Demenz mit rund 30 Unterrichtsstunden am Beispiel Altenpflege vor, erläutert dessen Realisierbarkeit und reflektiert es fachwissenschaftlich. Insofern ist die Publikation primär in den Händen von Studierenden und Lehrenden der Pflegeberufe gut aufgehoben. Angehörige und Pflegende von Demenzerkrankten greifen unterdessen besser auf andere Werke zurück.