Verbandstoffe für die Kitteltasche (Brandt Hartmuth und René Kerkmann )Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Stuttgart 2011, 496 S., 35,00 €, ISBN 978-3-8047-2464-8 Rezension von:Dr. Hubert Kolling |
![]() |
In Deutschland ereignen sich täglich zirka 800.000 Unfälle mit Verletzungen, wobei es sich meistens um Bagatellwunden handelt. Grundsätzlich ist jede Wunde, ab nun Schnitt-, Schürf- oder Quetschwunde, anders. Von daher erscheint es selbstverständlich, dass nur eine optimal darauf abgestimmte Wundversorgung beste Heilungsergebnisse verspricht. Doch die Auswahl an Verbandstoffen ist mittlerweile unüberschaubar.
Einen fundierten Überblick bietet hier das von Hartmuth Brandt und René Kerkmann vorgelegte Buch „Verbandstoffe für die Kitteltasche“, dessen Inhalt sich auf
- eine systematische Darstellung der Verbandstoffe der konventionellen Wundversorgung und
- Anleitungen zur optimalen Versorgung von Wunden im Alltag, insbesondere bei kleineren, traumatischen Wunden, wie zum Beispiel Brand- und Schürfwunden,
konzentriert.
Wie die Autoren in ihrem Vorwort schreiben, dient ihr Buch dazu, „schnell und sorgfältig geeignete Wundversorgungen zu ermitteln – sowohl im häuslichen als auch im klinischen Bereich“ (S.5). Mit aufgenommen worden seien auch Hydrokolloide, Gel- und andere Verbände für kleinere Alltagswunden. Mit ihrem Werk, in dem sie die Wundversorgungen herstellerunabhängig aufführen und erläutern, wenden sie sich an alle, die in ihrer beruflichen Praxis mit Verbandstoffen zu tun haben, insbesondere an Ärzte und Apotheker sowie ambulantes und stationäres Pflegepersonal, ebenso wie an Einkäufer in Kliniken und Fachpersonal der Sanitätshäuser.
Hartmuth Brandt, Diplom-Ökonom, Coach und examinierter Krankenpfleger, bietet seit 1996 selbständig mit der Firma Mobilissimo herstellerunabhängige Fachseminare, Verkaufstrainings und Coachings im Gesundheitswesen an. Als Zertifizierter Wundmanager (ZWM, Kammerlander Consulting CH) liegt einer seiner Schwerpunkte auf dem Gebiet der Wundversorgung. René Kerkmann, examinierter Krankenpfleger und Lehrer für Pflegeberufe arbeitet seit 1994 am CBG (Christliches Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe) in Kassel mit dem Hauptgebiet der Wundversorgung. 2003 besuchte er die berufsbegleitende Weiterbildung zum Zertifizierten Wundmanager (ZWM) bei Kammerlander Consulting CH und besitzt seit 2006 die Weiterqualifizierung zum ZWMcert (Wundtherapeut nach DGFW-Richtlinien).
„Verbandstoffe für die Kitteltasche“ gliedert sich in drei Teile.
Im 1. Teil („Versorgung alltäglicher Wunden“) geht es in einzelnen Kapiteln an Hand von Fallbeispielen um
- Bagatellwunden und kleinere Wunden
- Größere traumatische Wunden
- Typisch chronische Wunden
- Professionellen Verbandwechsel.
Der 2. Teil („Verbandstoffe für den häuslichen Bedarf“) widmet sich den Verbandstoffen und Wundversorgungen, die optimal in Privathaushalten eingesetzt werden können. Hierbei wird in einzelnen Kapiteln jeweils einen Überblick geboten über:
- Pflaster / Wundschnellverbände
- Fixiermaterialien, Kompressen, Mull für den Hausgebrauch
- Verbandkästen und Füllungen für Verbandkästen.
Der 3. Teil („Verbandmittel für Praxis und Klinik“) behandelt die Verbandstoffe, die in Arztpraxen, in Kliniken oder in anderen stationären Einrichtungen eingesetzt werden. Hierbei werden, wiederum in einzelnen Kapiteln, Hinweise gegeben auf:
- Pflaster für die professionelle Krankenpflege
- Fixierbinden und Fixierverbände
- Verbandmittel für die Kompressionstherapie
- Kompressen
- Tamponaden
- Tupfer
- Gipsverbände / Castverbände
- Wundauflagen im Grenzbereich zwischen konventioneller und moderner Wundversorgung.
Die Wundversorgungsgruppen stellen die Autoren überwiegend nach der folgenden Systematik vor:
- Überblick: Ein Diagramm zeigt, wie die jeweilige Verbandstoffgruppe untergliedert ist.
- Bestandteile und Aufbau: Aus welchen Materialien besteht der Wundverband?
- Anwendungsgebiete: Zu welchen Wunden „passt“ die jeweilige Verbandstoffgruppe?
- Eigenschaften / Wirkung: Was bewirkt der Verbandstoff auf der Wunde?
- Stellenwert in der modernen Wundversorgung: Hier erfolgt die Bewertung der Verbandstoffgruppe für die optimale Versorgung von Wunden. Zugleich werden Hinweise gegeben, ob es sich eventuell um eine Verbandstoffgruppe handelt, die eher obsolet ist und durch modernere, feuchte Wundversorgung beziehungsweise alternative Verbandstoffgruppen ersetzt werden sollte.
- Kombinationsmöglichkeiten: Mit welchen anderen Wundverbänden (zum Beispiel mit welchem Wundfüller) lässt sich der Verband gut kombinieren?
- Anwendungsfehler und Kontraindikationen: Wann darf der Verbandstoff nicht auf eine Wunde aufgebracht werden und welche typischen Fehler können bei der Anwendung auftreten?
- Zu beachten: Besondere Hinweise für die Praxis.
Für jede Verbandstoffgruppe zeigen ausführliche Tabellen mit Größenangaben, Besonderheiten sowie Pharmazentral- und Artikelnummern das Angebot am Markt und ermöglichen den schnellen Vergleich der Produkte verschiedener Hersteller.
Ergänzt wird die übersichtliche Darstellung, die durch 89 vierfarbige Abbildungen illustriert und ein umfangreiches Sachregister erschlossen wird, durch einen Anhang mit vier Anlagen:
- Anlage I widmet sich zunächst den rechtlichen und administrativen Hintergrundinformationen. Hierbei wird unter anderem geklärt, wie der Arzt Wundversorgungen abrechnen kann und welche Versorgungen von den Kostenträgern übernommen werden.
- Anlage II gibt einen Überblick über grundlegende medizinische Prinzipien der Wundbehandlung. Hinweise zur Anatomie und Physiologie der Haut, Wunden und Wundarten, primäre und sekundäre Wundheilung sowie die Stadien und Einflussfaktoren der Wundheilung sind die wesentlichen Themen.
- Anlage III und Anlage IV bieten ein Herstellerverzeichnis mit Adressenangaben zur möglichen Kontaktaufnahme sowie hilfreiche Internetadressen zum Thema Wundversorgung.
Mit „Verbandstoffe für die Kitteltasche“ haben Hartmuth Brandt und René Kerkmann für die ins Auge gefasste Zielgruppe ein brauchbares und hilfreiches Buch vorgelegt, das ebenso in den Händen interessierter Laien bestens aufgehoben ist.