Demenzkranke Menschen im Pflegeheim besser begleiten (Rezension)

Demenzkranke Menschen im Pflegeheim besser begleiten (Diakonisches Werk Württemberg (Hrsg.))

Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover, 2010, 3., aktualisierte Auflage, 272 S., 24 Tab., 27 Abb., 32,95 €, ISBN: 978-3-89993-194-5

Rezension von: Sylke Werner

Der Anteil dementiell erkrankter Menschen nimmt aufgrund der demografischen Entwicklung in den Pflegeheimen zu. Pflegeeinrichtungen stehen vor einer großen Herausforderung bei der Pflege und Betreuung von Demenzkranken. Die Autoren stellen Arbeitshilfen und Projektaspekte für eine konzeptionelle Gestaltung der Versorgung dementiell erkrankter Menschen in Pflegeeinrichtungen.

Das Buch besteht aus drei Teilen und einem umfangreichen Anhang.

  • Nach Vorwort und Einleitung widmet sich der erste Teil des Buches den Grundlagen. In diesem Zusammenhang werden Ziele und Grundsätze erörtert und u.a. das Rahmenmodell der ganzheitlich fördernden Prozesspflege von Monika Krohwinkel vorgestellt. Es folgt eine Darstellung von Anforderungen und Aufbau eines Konzeptes, die Gliederung in einzelne Konzeptbausteine sowie der Schilderung der Konzeptentwicklung als Projekt. Wesentliche Komponenten des Projektmanagements werden vorgestellt und in Bezug zur Konzeptentwicklung in Alten- und Pflegeheimen gesetzt.
  • Mit dem Thema "Leitfaden zur Projektgestaltung" fügt sich der zweite Teil fast nahtlos an. In den fünf Abschnitten dieses Kapitels stellen die Autoren das Projektgeschehen anhand der Bereiche Projektvorbereitung, Projektaufbau, Definitionsphase, Erarbeitung eines Konzeptentwurfs und schließlich der letzten Projektphase vor. Die einzelnen Beiträge werden sehr differenziert beschrieben. Dabei richten die Autoren ihren Blick auf das Thema der Demenzkranken im Pflegeheim.
  • Im dritten Teil beschäftigt sich zunächst Volker Fenchel mit der "Qualifizierung von Mitarbeitern im Hinblick auf die Betreuung dementiell erkrankter Heimbewohner". Der Autor stellt neben Qualifizierungsstrategien und -erfordernissen, die Ermittlung, Planung und Durchführung von Weiterbildungsbedarf vor. Er betont dabei, dass sich Weiterbildungsmaßnahmen zum Thema Demenz nicht nur auf die Beschäftigten im Pflegebereich konzentrieren dürfen, sondern eine Schulung aller Mitarbeiter der Einrichtung erforderlich ist.
  • Die planerischen Möglichkeiten für Einrichtungsträger zeigt Lothar Marx im abschließenden Beitrag des Buches. Er gibt u.a. Auskünfte zu einzelnen Aspekten der Gestaltung (Klima, Licht, Farbe u.a.) und zeigt kurz auf, mit welchen Mitteln die Gartengestaltung beeinflusst werden kann.

    In einem fast hundertseitigen Anhang werden praktische Arbeitshilfen für den Projektalltag des Lesers/Anwenders hinterlegt: Erhebungsbögen zur Ermittlung der Ist-Situation einer Einrichtung, die die Themen Mitarbeiter, Langzeitliche Begleitung, Gestaltung des Alltags, Angehörigenarbeit u.v.a. beinhalten.

    Aufgrund der Zielstellung des Buches kann nicht die gesamte Thematik der Demenz neu aufgearbeitet werden. Das Buch liefert aber einem umfassendes Konzept, respektive der Erstellung eines Konzeptes und gibt Einblicke in das Projektmanagement, wobei bei zuletzt genanntem Abstriche gemacht werden müssen, da Aspekten eines umfassenden Projektes jedoch keine Beachtung geschenkt wird (bspw. Mind-Maps, Brainstorming oder Ishikawa-Diagramm). Der Qualität des Buches und der Ausführungen der Autoren tut dies jedoch keinen Abbruch. Man sollte davon ausgehen, dass Leser dieses Buches über Fähigkeiten und Kenntnisse der Demenz und des Projektmanagements verfügen.Darüber hinaus wird ausdrücklich darauf verwiesen, dass ein Projekt Änderungen (Einrichtungsart, Mitarbeiter, Bewohner usw.) unterliegt, sich sogar ändern muss und dadurch lebt. Die Autoren verweisen auf entsprechende weiterführende Literatur, die durchweg aktuell und sehr hilfreich ist.

    Jedem Mitarbeiter eines Pflegeheimes, dem die Pflege und Betreuung demenzkranker Bewohner am Herzen liegt und der nach modernen Konzepten zur Lebensverbesserung dieser Bewohnergruppe sucht, bietet dieses Buch eine echte Arbeitshilfe für die Entwicklung und Umsetzung von Pflege- und Betreuungskonzepten.