Anatomie - Das Lehrbuch Sobotta

Anatomie

Waschke, Jens et al. (Hrsg.)
Anatomie
Elsevier (Urban & Fischer), München, 2015, 829 S., 69,99 €, ISBN 978-3-44080-9

Die Anatomie, die Lehre vom Aufbau des Körpers, gilt seit je als einer der großen Grundpfeiler der medizinischen Lehre. Dabei ist die heutige Anatomie durch die Kombination moderner morphologischer Methoden mit molekularbiologischen, biochemischen, biomechanischen, bioinformatischen und elektrophysiologischen Techniken zu einer funktionellen, klinisch orientierten Strukturforschung geworden. Denn ohne die Kenntnis der Anatomie können keine Funktionen abgeleitet werden und ohne die Kenntnis von Struktur und Funktion können keine pathologischen Veränderungen verstanden werden. Da solide Kenntnisse darüber die notwendige Voraussetzung sind, um entsprechende therapeutische, pflegerische und prophylaktische Maßnahmen zur Gesunderhaltung des Menschen besser zu verstehen, wird diesem Fach völlig zu Recht im Medizinstudium, ebenso wie in der Ausbildung aller Gesundheits- und Pflegeberufe, besondere Bedeutung geschenkt.

Unter der Vielzahl der anatomischen Lehrbücher sticht seit vielen Jahrzehnten ein Werk beziehungsweise Name besonders heraus: der „Sobotta“. Der Anatom Johannes Sobotta (1869-1945) war der Begründer eines weltweit bekannten Anatomieatlanten, der bis heute in überarbeiteter und umstrukturierter Form – mittlerweile in weit über zwanzig Auflagen – immer wieder neu herausgegeben wird.

Neben diesem dreibändigen Standardwerk gibt es nun auch das „Sobotta Lehrbuch Anatomie“, das Lehrbuchtexte, ausgewählte Abbildungen aus dem „Sobotta Atlas“ und eigens für das Lehrbuch erstellte Schemazeichnungen zu einem umfassenden Anatomie-Lehrbuch vereint. Für die Herausgabe des Bandes, an dem 16 Autorinnen und Autoren mitgewirkt haben, zeichnen sich Prof. Dr. Jens Waschke, Anatomische Anstalt (Lehrstuhl I) der Ludwig-Maximilians-Universität München, Prof. Dr. Tobias M. Böckers, Institut für Anatomie und Zellbiologie der Universität Ulm und Prof. Dr. Friedrich Paulsen, Institut für Anatomie II der Universität Erlangen-Nürnberg, verantwortlich.

Das gut 800 Seiten umfassende Lehrbuch im Großformat gliedert sich in fünf Bereiche mit insgesamt 13 Kapiteln, die ihrerseits – hier nicht weiter aufgeführt – zahlreiche Unter- und Nebenkapitel enthalten:

I. Allgemeine Anatomie und Embryologie
1. Allgemeine Anatomie
2. Allgemeine Embryologie

II. Bewegungsapparat
3. Rumpf
4. Obere Extremität
5. Untere Extremität

III. Innere Organe
6. Brusteingeweide
7. Baucheingeweide
8. Beckeneingeweide

IV. Kopf und Hals
9. Kopf
10. Hals

V. Neuroanatomie
11. Allgemeine Neuroanatomie
12. Spezielle Neuroanatomie
13. Funktionelles System.

Das mit einem festen Einband und Fadenheftung solide verarbeitete Lehrbuch, das durch ein Literaturverzeichnis und ein ausführliches Register ergänzt wird, zeichnet sich durch die folgenden didaktischen Elemente aus, die seiner Leserschaft das Lernen wesentlich erleichtern:

  • Jedes Kapitel startet mit einem spannenden klinischen Fall mit der Schilderung der charakteristischen Symptomatik, der in die Thematik des jeweiligen Kapitels einführt und die Relevanz des anatomischen Wissens verdeutlicht.
  • Zu jedem Fall gibt es einen „Studenten-Steckbrief“, der zeigt, wie man sich als Student später beim Patientenkontakt mit kurzen Notizen Übersicht zum Fall verschafft.
  • „Klinik-Kästen“, die auf funktionelle und klinische Aspekte einzelner Themen hinweisen, helfen, die Relevanz der Themen zu erkennen und in Bezug zur späteren Klinik zu setzen.
  • Zu Beginn eines jeden Kapitels steht der Kasten „Kompetenzen“, der kompetenzorientierte Lernziele beinhaltet, die in den Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogen Medizin (NKLM) und Zahnmedizin (NKLZ) vorgegeben sind.
  • Der Kasten „Merke“, der wie ein roter Faden durch alle Kapitel führt, weist auf besonders wichtiges Prüfungswissen hin.

Die Darstellung des Lehrbuchs beschränkt sich auf die makroskopische Anatomie und die damit zusammenhängende Entwicklung (Embryologie) und greift histologische Aspekte nur insoweit auf, wie sie für das Verständnis der makroskopischen Anatomie notwendig sind. Die Neuroanatomie wird ihrerseits umfassend und als eigenständiger Block behandelt, wodurch der Kauf eines entsprechenden Buches entfällt. Im Kapitel „Kopf“ wurde ein besonderer Fokus auf für die Studierenden der Zahnmedizin relevanten Inhalte gelegt, die übersichtlich und reichlich bebildert dargestellt werden.

Zur Funktion und Intention ihres Buches schreiben die Herausgeber im Vorwort: „Trotz des neuen Konzepts dieses Lehrbuchs kann es aber eines nicht: Es kann den Studierenden das Lernen nicht abnehmen. Die Zeit zum Lernen muss jeder selbst investieren. Das vorliegende Lehrbuch soll dabei helfen, das Lernen durch anschauliche Darstellungen der anatomischen Strukturen zu erleichtern; wir möchten Sie neugierig auf den späteren Beruf machen und die Inhalte spannend und interessant vermitteln. Es soll ein immer wieder gern in die Hand genommener Begleiter während des gesamten Studiums der Humanmedizin, Zahnmedizin und der Molekularen Medizin sein.“

Wer das Buch kauft, erwirbt zugleich auch eine persönliche PIN-Nummer, die ihm – ausschließlich zum eigenen, privaten Gebrauch – die Nutzung durch Bibliotheken, Institute und Lehreinrichtungen ist nicht erlaubt – den Zugriff auf das Online-Angebot auf www.studentconsult.com erlaubt. Konkret bedeutet dies den kostenlosen Zugriff auf das Online-Buch (E-Ausgabe) beziehungsweise die Möglichkeit zum effektiven Lernen durch direkt eingebundene multimediale Inhalte.

Insgesamt betrachtet enthält „Anatomie. Das Lehrbuch Sobotta“ alle relevanten Inhalte der makroskopischen Anatomie und Neuroanatomie einschließlich der entwicklungsgeschichtlichen Grundlagen, die für das Medizinstudium und die klinische Tätigkeit notwendig sind. Es bietet einen optimalen Mix aus klar strukturierten Lerntexten, hervorragenden anatomischen Abbildungen und übersichtlichen Schemazeichnungen, wobei der Fokus stets auf der Prüfungsrelevanz des Wissens liegt. Indem es die faszinierende Welt der Anatomie verständlich erklärt und immer wieder den Klinikbezug hergestellt, ist das Lehrbuch vor allem für Studierende der Medizin und Pflegewissenschaften, aber auch für Ärzte und Pflegefachkräfte bestens geeignet. immer wieder immer wieder.

Eine Rezension von Dr. Hubert Kolling