Büker - Pflegende Angehörige stärken

Pflegende Angehörige stärken
Büker, Christa
Pflegende Angehörige stärken
Information, Schulung und Beratung als Aufgaben der professionellen Pflege
Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 2015, 2., überarb. Aufl., 154 S., 29,99 €, ISBN:978 3170261211
 
 
Christa Büker, die Autorin des Buches „Pflegende Angehörige stärken. Information, Schulung und Beratung als Aufgaben der professionellen Pflege“ vom Kohlhammer - Verlag, welches jetzt in der zweiten Auflage vorliegt, bringt bereits in der Einleitung dem Leser die Bedeutung der Thematik sehr ausdrucksvoll nahe. Auf Grund des demografischen Wandels stellt die Auseinandersetzung mit der Pflege eines Angehörigen eine immer wichtigere Rolle dar. Um dieser Aufgabe jedoch ausreichend gerecht zu werden, benötigen nicht nur die zu pflegenden und betroffenen Personen eine ausreichende Unterstützung, sondern die Angehörigen die sich dieser Aufgabe annehmen, kommt eine sehr große Bedeutung zu. Sie setzen sich mit völlig neuen Aufgaben auseinander und benötigen hier eine besonders große Unterstützung. Die Autorin hat dies in diesem Buch sehr treffend formuliert: „Dem Pflegebedürftigen kann es nur gut gehen, wenn es auch den ihm versorgenden Angehörigen gut geht.“ In Ihnen stecken viele verborgene Ressourcen und diese gilt es für eine bestmögliche Pflege seines Angehörigen zu aktvieren und mobilisieren.
 
Zu Beginn wird auf die Situation pflegender Angehöriger, insbesondere auf Lebens- und Belastungssituationen eingegangen sowie ein Überblick über Zahlen und Fakten bezüglich der Pflegebedürftigkeit und Versorgungsformen gegeben. Weiterhin wird der Frage nachgegangen warum eine Notwendigkeit der Unterstützung pflegender Angehöriger besteht und welcher Unterstützungsbedarf vorhanden ist. Das nächste Kapitel setzt sich mit den rechtlichen Grundlagen der Angehörigenunterstützung auseinander und gibt diesbezüglich auch einen guten Überblick über die wichtigsten gesetzlichen und rechtlichen Regelungen. In diesem Zusammenhang wird u.a. auf Ausbildungsgesetze in der Kranken- und Altenpflege eingegangen, besonders auf die Relevanz der Beratung und Anleitung von Angehörigen wie sie im neuen Krankenpflegegesetz von 2004 geregelt ist. Ebenfalls Beachtung finden das Pflegeversicherungsgesetz – SGB XI mit den wichtigsten Paragrafen sowie das Krankenversicherungsgesetz – SGB V. Im darauffolgenden Kapitel stehen die Bausteine der Kompetenzförderung im Mittelpunkt der Ausführungen. Eine Tabelle gibt eine Übersicht über Merkmale von Information, Schulung, Anleitung und Beratung bezüglich Anlass, Ziel, Methode, Zielgruppe und Ergebnis. Ein weiterer wichtiger Aspekt stellt in diesem Zusammenhang die Information selbst dar, die der pflegende Angehörige benötigt. Es wird beschrieben, welche Information der Angehörige benötigt und wie diese aufbereitet sein müssen. Es werden die Kriterien einer gelingenden Informationsvermittlung sowie weitere Grundlagen der Informationsvermittlung vermittelt. Unter anderem wird auf das Hamburger Verständlichkeitskonzept (Einfachheit – Gliederung/Ordnung - Kürze/ Prägnanz – zusätzliche Stimulanz) eingegangen. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Evidenz der Informationen, der Beurteilung von schriftlichen Informationsmaterialien, der Erstellung von Informationsmaterialen und dem Umgang mit Informationen aus dem Internet. In der Zusammenfassung wird nochmals der hohe Anspruch an eine Information verdeutlicht. Informationen müssen verständlich, qualitätsgesichert, evidenzbasiert sein und liefern somit einen erblichen Beitrag zu einer gelingenden Schulung und Beratung, welcher ein wichtiger Bestandteil in dem Prozess der pflegenden Angehörigen darstellt. Neben Gruppenschulungen wird auch die Möglichkeit der Einzelschulung pflegender Angehöriger vorgestellt. Unabhängig von der Art der Schulung liegt ein potentieller Erfolgsfaktor in der Schulungsgestaltung, das heißt ausschlaggebend ist hier die methodische Gestaltung. Im weiteren Verlauf wird der Schulungsprozess sehr detailliert vorgestellt. Die Schritte des Schulungsprozesses werden erläutert sowie eine visuelle Aufbereitung mittels einer Abbildung erleichtern die Umsetzung. Eine Tabelle zeigt ein beispielhaftes Schulungskonzept auf. Es wird auf jede Phase Schritt für Schritt eingegangen. Neben der Einzelschulung wird auch die Gruppenschulung pflegender Angehöriger mit seinen Vor- und Nachteile sowie einer Kurskonzeption vorgestellt. Ein wichtiger Aspekt dieses Buches beschäftigt sich umfassend mit der Beratung. So geht es zum Beispiel um die Beratungsbedürfnisse pflegender Angehöriger, die beiden Formen der Beratungund die vorhandenen Beratungsansätze.  Weiterhin werden die Grundhaltung des Beraters, der Beratungsprozess und die Gestaltung eines Beratungsgesprächs beleuchtet.  Nach einer Zusammenfassung geht es um die Gestaltung des Lernklimas, um den Effekt der Beratung so positiv wie möglich zu gestalten. Neben der Durchführung der Beratung setzen die letzten beiden Themen zum einen mit dem Qualitätsmanagement auseinander, denn die Qualitätskriterien der Angehörigenschulung und –Beratung und Evaluationsmethoden stellen einen wichtigen Aspekt für eine nachhaltig gesicherte Qualität dar. Zu den Evaluationsmethoden gehören ebenfalls die Gestaltung eines Fragebogens sowie der Umgang mit den gewonnenen Ergebnissen aus der Evaluation. Abschließend werden Handlungsfelder der Kompetenzförderung pflegender Angehöriger und Schlüsselqualifikationen aufgezeigt. Das Literaturverzeichnis und Stichwortverzeichnis bilden den Abschluss des Buches.
 
Das Buch stellt ein sehr wichtiges Nachschlagewerk zum einen für die Gestaltung von Beratungsprozessen dar als auch für pflegende Angehörige, um zu wissen, auf was alles geachtet werden muss, wenn sie Unterstützung und Informationen benötigen. Das Buch deckt alle wichtigen Bereiche im Zusammenhang mit der Beratung und Schulung ab. Es geht nicht nur rein um diesen Prozess, sondern es wird sehr anschaulich und gut verständlich vermittelt, auf welche Aspekte noch eingegangen werden muss, beispielsweise wie die Materialen aufbereitet werden müssen, welche Bedürfnisse bestehen können, wie man gezielt darauf eingehen kann, wie man die Schulung strukturiert und konstruktiv gestalten kann. Um einen Beratungsprozess keine einmalige Schulung werden zu lassen, geht es auch um die Nachhaltigkeit. Feedback und Evaluation stellen weitere wichtige Aspekte dar. Es geht darum, sich Kritik und Feedback einzufordern und die Schulung und Beratung bestmöglich zu optimieren. Somit stellt der Aspekt des Qualitätsmanagements einen wichtigen Erfolgsfaktor neben der methodischen und inhaltlichen Gestaltung des Beratungsprozesses dar.
 
Insgesamt ist das Buch auf Grund seiner übersichtlichen Struktur, der sehr guten und verständlichen Aufbereitung der Kapitel ein empfehlenswertes Buch, um sich mit der Thematik der Beratung pflegender Angehöriger auseinander zu setzen. Weiterhin wird auf viele weitere grundlegende Aspekte eingegangen.
 
Eine Rezension von Denise Binder